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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Eulenscheiße. Du solltest mal sehen, wie die abgeht!«
    Hängeauge rammte ihm ein Knie in den Oberschenkel, was ihm ein Stöhnen entlockte, aber er wollte die Daumen noch immer nicht ausstrecken. Der Gorilla an der Tür beobachtete die Versuche seines Kameraden, Frey zur Kooperation zu bewegen, mit abfälligem Grinsen.
    »Hey, hört mal zu!«, rief Ratte. Alle hielten inne und drehten sich zu ihm um, überrascht von der Lautstärke seiner Stimme. Ein seltsamer Ausdruck ging über sein Gesicht, als wäre er verblüfft, auf einmal im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, und machte dann einer heraufdämmernden Erleuchtung Platz.
    »Warum lassen wir sie nicht gehen?«, schlug er vor.
    Macarde warf ihm einen Reptilienblick zu. »Wie bitte?«, sagte er langsam.
    »Nein, Moment, lass mich ausreden«, sagte Ratte mit dem Gebaren eines Menschen, der von einer so brillanten Idee
eingenommen war, dass er sie seinem geistig minderbemittelten Publikum unbedingt sorgfältig auseinandersetzen musste. »Ich meine, wenn wir sie umbringen, nützt uns das gar nichts. Die sehen eh nicht so aus, als ob sie auch nur einen Shillie auf der Naht hätten. Wenn wir sie gehen lassen, könnten sie die frohe Botschaft verbreiten: ›Dieser Lawsen Macarde ist ein vernünftiger Mann. Jemand, mit dem man Geschäfte machen kann.‹«
    Macardes Gesicht hatte sich im Verlauf seiner Ansprache zunehmend gerötet, und nun zitterten seine unrasierten Hängebacken vor Zorn. Hängeauge und Schrank wechselten wachsame Blicke. Keiner von ihnen wusste, was in ihren Kameraden gefahren war, ungefragt seine Meinung zum Besten zu geben, aber sie kannten beide das unvermeidliche Resultat. Macardes Hand zuckte zum Heft von Freys Entermesser.
    »Ihr solltet auf den Mann hören«, sagte Crake. »Seine Worte haben Hand und Fuß.«
    Macardes mörderischer Blick richtete sich auf Crake, der absurderweise immer noch lächelte. Jetzt grinste er Macarde mit gebleckten Zähnen an. Er wirkte eher wie ein schmieriger Handelsvertreter als jemand, dessen Ableben unmittelbar bevorstand.
    Doch dann fiel Macarde etwas auf. Der Zorn wich aus seinem Gesicht, und er beugte sich vor, um genauer hinzuschauen.
    »Das ist aber ein hübscher Zahn«, sagte er leise.
    Ja, schau nur weiter hin, du hässlicher Kackeimer, dachte Crake. Schau einfach nur weiter hin.
    Crake konzentrierte seine gesamte Willenskraft auf den Schmuggler. Wenn man es näher bedachte, war Rattes Idee gar nicht so schlecht. Eine Demonstration der Großzügigkeit konnte Macardes Ansehen in den Augen seiner Kunden
jetzt nur steigern. Sie würden in Scharen zu ihm kommen, um Geschäfte mit ihm zu machen, und ihm für das Privileg einer Zusammenarbeit die besten Gewinnanteile bieten. Diese Stadt konnte ihm gehören!
    Aber Macarde war schlauer als Ratte. Der Zahn funktionierte nur bei den Unterbelichteten. Macarde leistete Widerstand; Crake sah es in seinem Gesicht. So sehr ihn der Zahn auch bezirzte, er spürte, dass etwas nicht stimmte.
    Eine Kälte breitete sich in Crakes Körper aus, etwas Eisigeres und Heimtückischeres als schlichte Furcht. Der Zahn laugte ihn aus. So verkatert und schwach, wie er war, konnte er den Kampf nicht lange durchstehen, und er hatte sich schon bei Ratte völlig verausgabt.
    Gib auf, bat er Macarde lautlos. Gib einfach auf.
    Dann blinzelte der Schmuggler, und sein Blick klärte sich. Er starrte Crake schockiert an. Crakes Grinsen erlosch langsam.
    »Er ist ein Dämonist!«, rief Macarde, zog den Revolver aus dem Halfter, hielt ihn Crake an die Stirn und drückte ab.
    Klick.
    Macarde war ebenso überrascht wie Crake. Er hatte vergessen, dass er die Waffe nur mit einer einzigen Patrone geladen hatte. Einen Moment lang rührte sich nichts, dann geschah alles auf einmal.
    Freys Entermesser sprang aus Macardes Gürtel und flog drei Meter weit durch den Raum, vorbei an Hängeauge und in die wartenden Hände des Kapitäns. Hängeauge verbrachte seine letzten Sekunden damit, verständnislos zu glotzen, als Frey ihm das Entermesser mit beiden Händen in den Bauch trieb.
    Macardes Verwirrung über den Diebstahl seines Entermessers durch unsichtbare Hände verschaffte Crake die Zeit,
die er brauchte, um sich zu sammeln. Er rammte dem Dicken mit aller Kraft ein Knie in den Unterleib. Macardes Augen quollen hervor, und er taumelte mit dem leisen Quieken eines gepeinigten Ferkels einen Schritt zurück.
    Mit seinen nach wie vor gefesselten Händen entwand Crake Macardes Wurstfingern den Revolver, als

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