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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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ihn heran, schmiegte sich an den Berghang. Ihre Druckwelle wirbelte Wolken lockeren Schnees auf und peitschte sie in Harkins’ Flugbahn. Der Pilot versuchte, ihn noch mehr zu blenden. Aber die Taktik ging nicht auf: Der pulverartige Schnee zerstreute sich zu schnell und bremste ihn nicht im Geringsten. Harkins schlug eine Abfang-Flugbahn ein und schob sich immer näher an sein Ziel heran.
    Die Bergflanke endete abrupt, und die Swordwing machte eine gefährlich scharfe Kurve, wobei sie beinahe die Kante streifte. Harkins folgte ihr reflexhaft. Der einzige sichere Ort in dieser Suppe war dort, wo sein Ziel bereits gewesen war.
    Ein schwarzer Felsauswurf schoss wie eine vorschnellende Faust auf ihn zu.
    Seine Instinkte reagierten schneller als sein Bewusstsein. Er schob den Steuerknüppel nach vorn, und die Firecrow tauchte weg, glitt im Abstand von weniger als einem halben Meter unter dem vorstehenden Stein hindurch. Einen furchterregenden Moment lang hing er bedrohlich über ihm, dann war er verschwunden.
    Wirr vor sich hinplappernd, vergrößerte er den Abstand zu dem Berghang. Zu nah, zu nah, zu nah! Seine Beine hatten zu zittern begonnen. Das war Wahnsinn! Wahnsinn! Für wen hielt sich dieser Pilot eigentlich? Warum quälte er Harkins so?
    Aber da war sie: die Swordwing. Durch die Windglas-Kuppel in der Schnauze der Firecrow konnte er sie immer noch
sehen. Sie ging tiefer hinunter, tiefer in die Waschküche hinein, ein geisterhafter, verschwommener Fleck.
    Harkins folgte ihr. Seine Angst kollidierte mit der Angst vor den Folgen, wenn er aufgab. Er würde Freys Zorn nicht ertragen, wenn er die Swordwing entkommen ließ. Tod im Cockpit war eine Sache, eine Konfrontation jedoch etwas ganz anderes. Konfrontationen waren für Harkins eine Spezialform der Hölle, und er würde so gut wie alles tun, um sie zu vermeiden.
    Dichte, bedrohliche Schatten kamen zu beiden Seiten ins Blickfeld: Berge, die nah heranrückten. Harkins biss sich auf die Lippe, damit seine Zähne zu klappern aufhörten. Die Motoren der Firecrow hüllten ihn in ein warmes Geräusch, aber ihm war nur allzu deutlich bewusst, wie zerbrechlich diese Metallhülle sein würde, wenn sie mit hundert Knoten gegen etwas prallte. Er hatte Firecrows wie Eier zerplatzen sehen, einige davon mit seinen Freunden darin.
    Aber mir ist das noch nie passiert!, sagte er sich, um seine Willenskraft zu festigen, und drückte den Schubhebel noch etwas weiter nach vorn.
    Die Berge zu beiden Seiten schoben sich näher heran, rückten aufeinander zu, und er erkannte, dass sie in eine Klamm flogen. Dann wurde die Swordwing auf einmal langsamer. Harkins holte schnell auf. Der verschwommene Fleck vor ihm wurde größer, nahm Form und Gestalt an. Er betätigte den Abzug, aber im selben Augenblick ging die Swordwing in einen steilen Steigflug, und die Leuchtspurgeschosse zischten an ihrem Heck vorbei. Sie schoss nach oben und verschwand im Nebel.
    In diesem Moment erkannte Harkins, was sein Gegner machte. Panik erfasste ihn. Er riss den Steuerknüppel zurück, zerrte am Schubhebel und stampfte auf das Pedal, das
die Klappen für die Notbremsung öffnete. Die stumpfe Nase der Firecrow hob sich; die Maschine kreischte protestierend. Harkins fühlte ein Gewicht wie die Hand eines Riesen, das ihn in den Sitz presste.
    Eine grimmige Felswand erfüllte sein Blickfeld. Massiv und unbeweglich raste sie auf ihn zu. Das Ende der Klamm. Er schrie gellend, als die Firecrow sich in die Luft krallte und verzweifelt nach oben zu steigen versuchte. Blut pochte in seinen Schenkeln und Füßen. Seine Sicht trübte und verengte sich, als er das Bewusstsein zu verlieren begann.
    Du wirst nicht ohnmächtig … du wirst nicht ohnmächtig …
    Dann kippte alles, die Vertikale wurde zur Horizontalen, und die Mauer, die vor ihm gewesen war, sauste unter seinen Tragflächen hindurch. Er ließ den Knüppel los, das Blut stieg ihm wieder in den Kopf, und die Firecrow schoss aus der Klamm nach oben. Ein paar Sekunden lang blieb alles grau, dann brach er aus dem Nebel hervor und stieg in die klare Luft.
    Nirgends eine Bewegung.
    Wie in Trance drosselte er den Schub und brachte die Firecrow sanft zum Stillstand. Die Aerium-Tanks verliehen ihr den erforderlichen Auftrieb. Zwischen den Gipfeln hindurch sah er die Ketty Jay, die ein Dutzend Kloms entfernt apathisch in der Luft hing und auf seine Rückkehr wartete. Er schaut ins Nebelmeer hinunter, aber seine Beute war längst verschwunden.
    Seine Hände zitterten

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