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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Strecke bringen wollte.«
    »Quail wird kein Wort sagen«, erklärte Frey, der sich für ihren Optimismus erwärmte. »Obwohl es vermutlich das Beste wäre, wenn sich unsere Wege nie wieder kreuzen. Wir sollten uns sicherheitshalber von Marklin’s Reach fernhalten. Silo, setz es auf unsere Liste der Hafenstädte, die wir meiden sollten. Und Scarwater auch.«
    »Uns bleiben ohnehin schon nicht mehr allzu viele Häfen übrig«, grummelte Malvery.
    »Tja, jetzt sind es noch zwei weniger.« Er ließ den Blick durch die Messe schweifen. »In Ordnung, sind wir hier fertig? Gut. Ziehen wir den Kopf ein, vergessen wir, dass dies jemals passiert ist, dann geht alles seinen üblichen Gang.« Er wollte die Messe verlassen, wurde jedoch von einer leisen Stimme gestoppt.
    »Bin ich der Einzige, der sich daran erinnert, dass auf diesem Frachter Menschen waren?«, sagte Crake.

    Frey drehte den Kopf und schaute den Dämonisten über die Schulter hinweg an.
    »Dieses Schiff hat Passagiere transportiert«, sagte Crake. »Keine Fracht.«
    Freys Augen waren kalt. »Es war nicht meine Schuld«, sagte er und kletterte die Leiter zur Ausstiegsluke hinauf.
    Anschließend zerstreute sich die Crew. Einige diskutierten untereinander weiter. Schlacke blieb auf dem Tisch in der leeren Messe sitzen. Er fühlte sich vernachlässigt. Nach einem schnellen, übellaunigen Anfall von Fellpflege mit der Zunge beschloss er, Harkins in dieser Nacht leiden zu lassen: Er würde sich in sein Quartier schleichen und auf seinem Gesicht schlafen.
     
    Frey betrat seine Kabine, schob die schwere Eisentür hinter sich zu und schloss damit die Stimmen seiner Crew aus. Mit einem Seufzer setzte er sich auf die harte Koje, strich sich mit der Hand von der Stirn abwärts übers Gesicht und knetete dabei seine Züge, als könnte er sie wegschmieren. So blieb er eine Weile sitzen, mit leerem Kopf, und suhlte sich in der düsteren Depression, die sich auf ihn herabgesenkt hatte.
    Immer dasselbe, dachte er verbittert. Immer dasselbe, verdammt nochmal.
    Plötzlich sprang er auf und holte aus, um gegen die Wand zu schlagen, fing sich jedoch im letzten Moment. Stattdessen drückte er Stirn und Faust dagegen und atmete tief durch, voller Hass. Hass ohne Ziel oder Brennpunkt, die blinde, ungerichtete Frustration eines vom Schicksal Gebeutelten.
    Womit hatte er das verdient? Wo stand geschrieben, dass all seine Bemühungen zu nichts führen sollten, dass ihm das große Glück winken sollte, nur um ihn dann im Regen
stehen zu lassen, dass Geld in seinen Händen zu Staub zerrinnen sollte? Wie war es dazu gekommen, dass er sein Leben umgeben von Schwachköpfen, Verzweifelten, Säufern, Dieben und Schurken verbrachte? Stand ihm nichts Besseres zu?
    Quail, dieser Mistkerl! Er hatte das getan. Irgendwie war er dafür verantwortlich. Frey hatte gewusst, dass der Auftrag zu schön gewesen war, um wahr zu sein. Wenn jemand mit einem solchen Geschäft schon einmal fünfzigtausend Dukaten verdient hatte, dann waren es Leute, die bereits zehnmal so viel besaßen. Nur ein weiteres Element jener großen Weltverschwörung, die dafür sorgte, dass die Reichen oben und alle anderen unten blieben.
    Die Ace of Skulls hätte niemals explodieren dürfen. Es war unmöglich. Was diesen Menschen widerfahren war … Frey hatte das nicht gewollt. Es war ein Unfall. Ihn traf keine Schuld. Er hatte nur die Aerium-Tanks treffen wollen. Er hatte die Aerium-Tanks getroffen. So was kam eben vor, es war wie der Ausbruch eines Vulkans oder ein überraschender Hurrikan, der ein Schiff erfasste. Ein Akt der Allseele, falls man dieses ganze Erwecker-Geschwätz glaubte.
    Vielleicht war ja doch etwas dran an der Vorstellung von einem alles kontrollierenden Wesen, dachte Frey säuerlich. Irgendjemand war zweifellos hinter ihm her und legte es darauf an, jede seiner Unternehmungen zu durchkreuzen. Falls es eine Allseele gab, so hegte sie garantiert keine besonderen Sympathien für Frey.
    Er ging zu dem stählernen Waschbecken hinüber, spritzte sich Wasser ins Gesicht und musterte sich in dem seifenfleckigen Spiegel. Er lächelte probehalber. Die Fältchen an seinen Augenwinkeln schienen tiefer geworden zu sein, seit er sie zuletzt betrachtet hatte. Vor einem Jahr hatte er
sie zum ersten Mal bemerkt; damals war er von den ersten Anzeichen des Niedergangs schockiert gewesen. Unbewusst hatte er angenommen, dass er bis in alle Ewigkeit jung bleiben würde.
    Obwohl er es niemals offen zugeben würde, wusste er, dass er

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