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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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vorläufig, dachte er. Du hast eine Aufgabe zu erledigen.
    Er klopfte sich ab, so gut es ging, obwohl er auch danach noch von Rußflecken übersät war. Nachdem er sich so präsentabel wie möglich gemacht hatte, schaute er durch die nächste Tür. Ein kurzer Flur führte zu einem leeren, holzvertäfelten Raum mit einem kleinen Kohlenbecken im Zentrum. Matten lagen im Kreis drumherum. Ein Oberlicht ließ den Mondschein herein.
    Ein Meditationsraum, vermutete Frey, während er sich wieder zurückzog. Die Erwecker meditierten sehr viel, hatte Crake ihm erzählt. Herumzusitzen und nichts zu tun brauche viele Jahre Übung, hatte er mit einem spöttischen Lächeln hinzugefügt.
    Hinter anderen Türen lagen weitere Flure, die ihn zu einem kleinen Arbeitszimmer, einem Archiv voller Schränke und Papier und einem Klassenzimmer mit Pulten in Dreierreihen führten. Alle Fenster, die er sah, befanden sich hoch oben in der Wand – zu hoch oben, als dass man ohne Trittleiter hindurchschauen konnte. Offenbar versuchte man jegliches Interesse an der Außenwelt zu unterbinden.
    Bald stieß er auf einen Raum mit einem steinernen Tisch, an dem rot gefleckte Blutrinnen nach unten führten. Freys erschreckende Visionen von Menschenopfern verblassten, als ihm einfiel, dass viele Erwecker in Innereien lasen, um die Allseele zu verstehen. Während er sich noch fragte, wie so etwas wohl funktionieren mochte, hörte er das ferne Wispern von Schritten und Frauenstimmen. Irgendjemand war selbst um diese Zeit noch auf. Er konnte nicht erkennen, ob sie in seine Richtung kamen oder nicht, aber er kehrte
vorsichtshalber in die Halle zurück und stieg dann die Treppe hinauf.
    Die Frage, wie er Amalicia eigentlich finden sollte, wenn er in der Einsiedelei war, hatte ihn bei der Planung seiner wagemutigen Infiltration nicht sonderlich beschäftigt. Er war von ergötzlichen Visionen abgelenkt worden, in denen es darum ging, was ein Heer in einem Kloster eingesperrter Mädchen wohl tun würde, wenn mitten unter ihnen ein Mann auftauchte. Angesichts dessen kamen ihm die näheren Einzelheiten ziemlich belanglos vor. Doch nun erkannte er, dass er nicht die leiseste Ahnung hatte, wo die Gesuchte war, und seine einzige Chance darin bestand, weiter herumzuschnüffeln, bis sich etwas ergab.
    Außerdem hatte ihm auch noch ein weiteres kleines Problem zu schaffen gemacht. Es war rund zwei Jahre her, dass Gallian Thade seine Tochter in die Einsiedelei geschickt hatte. Zugegeben, Einsiedeleien dienten dem Zweck, Akolythen doppelt so lange von der Welt abzukapseln, aber trotzdem, zwei Jahre waren eine lange Zeit. Er wusste nicht einmal genau, ob sie überhaupt noch hier war. Vielleicht hatte ihr Vater ihr verziehen und sie herausgelassen?
    Nein. Das glaubte er nicht. Er kannte Gallian Thades Ruf, und Versöhnlichkeit gehörte nicht zu den Dingen, die bei ihm hoch im Kurs standen.
    Außerdem hatte Amalicia selbst sich in ihrem letzten Brief an ihn entsprechend geäußert.
    Schindtag, Erstwoche, Thresh, 145/32
    Mein Liebster,
    durch die Nachforschungen derer, die mir noch treu ergeben sind und mit unserer Sache sympathisieren, habe ich herausgefunden, wo sich die Einsiedelei befindet, in die mein Vater
mich stecken will. Er schickt mich ins Hochland. Ich lege die Koordinaten bei, die Dein Navigator bestimmt entschlüsseln kann; mir sagen sie nichts.
    Bitte vergib mir die grausamen und schändlichen Worte, die ich in meinem letzten Brief geschrieben habe. Ich weiß jetzt, dass es klug von Dir war zu fliehen, als Du es konntest, denn die Laune meines Vaters hat sich nicht gebessert. Er schwört immer noch schreckliche Rache und wird Dir wahrscheinlich bis zu seinem eigenen Tod nach dem Leben trachten. Es würde mir das Herz brechen, wenn Dir ein Leid geschähe. Mein Zorn galt nicht Dir, sondern der Ungerechtigkeit, die mich zur Tochter meines Vaters und Dich zu einem Mann gemacht hat, der ohne edles Blut geboren wurde. Aber unsere Liebe spottet solcher Dinge, und ich weiß, sie wird Dich tapfer machen. Such mich, Darian, und rette mich. Du hast Dein Schiff, und uns steht die ganze Welt offen. Du wirst ein großer Mann der Lüfte sein, und ich werde an Deiner Seite sein, so wie wir es uns immer erträumt haben.
    Ich übergebe diesen Brief derjenigen meiner Dienerinnen, der ich am meisten vertraue, und ich hoffe, er wird Dich erreichen und Dich bei guter Gesundheit antreffen. Es wird keine weitere Möglichkeit für uns geben, miteinander in Verbindung zu treten.
    In

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