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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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sie sanft. Sie bewegte sich, und ihre Augen öffneten sich ein wenig. Dann sah sie ihn, und ihre Augen wurden groß; sie holte Luft, um seinen Namen auszusprechen. Er legte ihr rasch einen Finger auf die Lippen.
    Ein paar Sekunden lang sahen sie einander nur an. Ihr Blick huschte über sein Gesicht und nahm jedes Detail auf. Dann schob sie die Decke beiseite und schlüpfte aus dem Bett. Sie trug ein schlichtes Baumwollnachthemd, das sich um ihre Hüften und die schiefe Ebene ihrer Brüste spannte. Frey verspürte den jähen Drang, sie in die Arme zu nehmen, wie er es früher so oft getan hatte, aber bevor er ihm nachgeben konnte, fasste sie ihn an der Hand und führte ihn zu einer Tür am hinteren Ende des Schlafsaals.
    Draußen war ein weiterer Flur, so dunkel und spartanisch wie alle anderen. Sie vergewisserte sich, dass die Luft rein war, und zog ihn dann hinter sich her. Eine Tür führte zu
einer schmalen Treppe. Am Kopfende war eine Dachkammer mit einem großen Oberlicht, durch das man den Vollmond sah. In einer Ecke stand ein kleines Schreibpult, auf dem sich mehrere Bücher stapelten. Vielleicht eine private Studierstube. Frey schloss die Tür hinter sich.
    »Amalicia …«, begann er, aber dann verpasste sie ihm einen Roundhouse-Kick ins Gesicht.

FÜNFZEHN
Amalicias Rache – Freys Talent zum Lügen – Pläne werden geschmiedet – Einladungen unanständiger und anderer Art
    Es war nicht so sehr die Wucht des Tritts, sondern die Überraschung, die Frey zurücktaumeln ließ. Er stolperte und fiel zu Boden, die Hand am Gesicht, einen schockierten Ausdruck in den Augen.
    »Warum hast du das g…«
    »Zwei Jahre!«, zischte sie, und ihr nackter Fuß schoss erneut vor und traf ihn seitlich am Kopf, so heftig, dass ihm schwindlig wurde. »Zwei Jahre warte ich nun schon darauf, dass du kommst!«
    »Moment, ich …«, begann er, aber ein Tritt in den Solarplexus trieb ihm die Luft aus den Lungen.
    »Wusstest du, dass wir hier in den Kampfkünsten unterrichtet werden? Es geht darum, mit seinem Körper in Harmonie zu sein, verstehst du. Nur wenn wir in Harmonie mit uns selbst sind, können wir Harmonie mit der Allseele finden. Ist natürlich totaler Humbug, hat aber auch seine Vorteile. « Sie unterstrich die letzten Worte mit einem weiteren bösartigen Tritt in seine Rippen.
    Frey riss den Mund auf und versuchte, Luft in die Lungen zu saugen. Amalicia hockte sich erbarmungslos vor ihn hin.

    »Was ist aus deinen Versprechungen geworden, Darian? Aus ›Nichts kann uns trennen‹? Aus ›Ich werde dich nie verlassen‹? Und aus ›Du bist die Einzige für mich‹?«
    Frey erinnerte sich vage daran, diese Dinge – und andere, ganz ähnliche – gesagt zu haben. Frauen neigten dazu, seine Worte wörtlich zu nehmen. Sie schienen nicht zu begreifen, dass sie einen Mann zwangen, sie zu belügen, indem sie romantische Versprechungen und Liebesbezeugungen erwarteten – nein, verlangten. Die Alternative waren frostiges Schweigen und Streitereien; schlimmstenfalls verließen sie einen, um sich einen Mann zu suchen, der sie belügen würde. Wenn er also einige Dinge gesagt hatte, die er nicht hundertprozentig so gemeint hatte, war das kaum seine Schuld. Sie sollte sich lieber an die eigene Nase fassen.
    »Dein Vater …«, keuchte er. »Dein Vater … hätte … mich umbringen lassen.«
    »Nun, das werden wir nie mit Sicherheit wissen, nicht wahr? Du hast ja sofort die Beine in die Hand genommen und bist abgehauen, als dir klarwurde, dass er über uns Bescheid wusste!«
    »Taktischer Rückzug«, stieß Frey hervor und stemmte sich mit einer Hand hoch. »Ich habe dir doch gesagt … dass ich wiederkommen würde.«
    Sie stand auf und trieb ihm die Ferse hart in den Oberschenkel. Sein Bein wurde taub.
    »Hörst du wohl endlich auf, mich zu treten, verdammt nochmal?«, rief er.
    »Zwei Jahre!« Ihre Stimme war zu einem erstickten, zornigen Quieken geworden.
    »Ich habe zwei Jahre gebraucht, um dich zu finden!«
    »Ach, papperlapapp!«

    »Es ist die Wahrheit! Glaubst du, dein Vater hätte deinen Aufenthaltsort überall herumposaunt? Glaubst du, es war leicht, dich zu finden? Er hat dich schließlich weggeschickt, um dich vor mir zu verstecken. Ich habe zwei Jahre lang versucht, Unterlagen der Erwecker in die Hände zu bekommen, habe mich mit den falschen Leuten eingelassen, habe versucht, deinem Vater und den ... den Killern, die er auf mich angesetzt hat, immer einen Schritt voraus zu sein. Weißt du, dass er die Shacklemores

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