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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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durchtränkt. Es war vorbei, es war vorbei. Er murmelte verzweifelte, an niemand Bestimmten gerichtete Dankesworte. Nie wieder, schwor er sich. Nie wieder wollte er so etwas durchmachen müssen. Diese wenigen Sekunden hatten zu den schrecklichsten seines Lebens gehört.
    Er hörte das Surren der Hydraulik, mit dem sich die Laderampe
schloss. Elektromagneten dröhnten, als die Aerium-Maschinen an die Arbeit gingen. Die Moment of Silence startete.
    Frey nahm seinen ganzen Mut zusammen, hob den Kopf und spähte über den Adlerfarn hinweg. Die Imperatoren waren fort. Aller Augen ruhten auf dem Schiff. Frey nutzte den Moment und huschte zur Einsiedelei hinüber.
    Verdammt, was hat dieses Ding mit mir gemacht?
    Er konnte sich nur an ein einziges Ereignis erinnern, das ansatzweise mit dem Martyrium vergleichbar war, das er gerade durchlitten hatte. Er war jung gewesen, vielleicht siebzehn Jahre alt, und mit ein paar Freunden zu einigen Feldern hinausgegangen, wo ganz »besondere« Pilze wuchsen. Die Nacht hatte mit übermütiger Ausgelassenheit begonnen und damit geendet, dass Frey von einer schrecklichen Paranoia erfasst wurde; er hatte Angst, sein Herz könnte platzen, und halluzinatorische Fledermäuse fielen über ihn her. Diese besinnungslose Urangst hatte einen selbstbewussten jungen Mann in ein zitterndes Wrack verwandelt. Jetzt war er wieder von ihr gestreift worden.
    Als er zur Einsiedelei gelangte, war seine Atmung wieder normal, und er hatte sich wieder unter Kontrolle – erschüttert, aber unverletzt. Er näherte sich dem Gebäude von hinten, wo keine Wachen zu sehen waren, und drückte sich an den kühlen Stein der Mauer. Die Sicherheitsvorkehrungen waren hier lax. Dafür musste er dankbar sein. Die Wachen rechneten nicht mit Schwierigkeiten. Sie waren nur zum Schutz vor Piraten und anderen Marodeuren hier, denen die Vorstellung von einer Einsiedelei voller attraktiver, sexuell ausgehungerter junger Frauen ziemlich verlockend erscheinen mochte.
    Dieser Gedanke munterte Frey wieder auf. Den Teil mit
den attraktiven, sexuell ausgehungerten Frauen hatte er völlig vergessen. Sofort machte ihm sein peinlicher Irrtum in Aulenfay nicht mehr ganz so sehr zu schaffen, obwohl ihm bei der Erinnerung daran immer noch die Wangen brannten.
    Es hatte einen bestimmten Grund gehabt, dass er die Erwecker auf dem Olden Square studiert und Crake nach ihrer Religion ausgeforscht hatte. Seine Idee war, sich als Sprecher zu verkleiden, damit er sich unauffällig unter die anderen mischen und auf diese Weise ungehindert in der Einsiedelei herumlaufen konnte. Nachdem er sich für seine ungewöhnlich gründlichen Vorbereitungen beglückwünscht hatte, war er zu Crakes Überraschung in voller Sprecher-Montur erschienen: weiße Soutane mit hohem Kragen und roten Paspeln, Sandalen, die aufgemalte Chiffre auf der Stirn eine passable Imitation einer Tätowierung.
    »Na, wie finden Sie das?«, fragte er stolz.
    Crake brach in schallendes Gelächter aus, bevor er dem ziemlich eingeschnappten Kapitän erklärte, dass Erwecker-Einsiedeleien stets eingeschlechtliche Einrichtungen waren. Akolythen durften keinerlei Kontakt mit dem anderen Geschlecht haben. In Amalicias Einsiedelei würde es nur Lehrerinnen und Schülerinnen geben. Den männlichen Wachen würde es verboten sein, die Einsiedelei zu betreten, außer unter besonderen Umständen, und dann würden die weiblichen Akolythen in ihren Zimmern bleiben müssen. Lust störte bei der Meditation, die für die Kommunikation mit der Allseele erforderlich war.
    »Soll das heißen, dass da ein Gebäude voller Frauen ist, die seit Jahren nicht einmal mehr einen Mann gesehen haben? «, wollte Frey wissen.
    »Das soll heißen, dass Ihre raffinierte Verkleidung da drin
ziemlich nutzlos sein wird, weil es innerhalb von zwanzig Kloms Umkreis um diese Einsiedelei keinen einzigen männlichen Sprecher geben sollte«, sagte Crake. »Aber es ist interessant, dass Sie zuerst den anderen Schluss gezogen haben. Ich habe Sie nicht für einen Menschen gehalten, für den das Glas stets halbvoll ist.«
    »Tja, man muss immer das Beste aus allem machen«, gab Frey zurück, während er sich bereits einen angenehmen Tod durch sexuelle Erschöpfung erleiden sah, nachdem er von Dutzenden zügelloser heranwachsender Schönheiten brutal missbraucht worden war.
    Frey hatte die Uniform also weggeworfen. Pinn fand sie später und trug sie seither ununterbrochen, nur so zum Spaß – er tat so, als wäre er ein Erwecker. Die

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