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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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Nacht. Außerdem befahl man, die Wachen zu
    verdoppeln. So achteten vierzig Augenpaare auf jede noch so geringe Bewegung, die sich im Umkreis der
    Schiffe zeigte.
    »Beim geringsten Verdacht ohne Warnung feuern«,
    lautete der lapidare Befehl des Venezianers. »Lieber eine Kugel verschwenden, als zu riskieren, daß uns ein geheimnisvoller Schwimmer Ärger macht.« Mit erho-benem Zeigefinger fügte er hinzu: »Und verdreifacht die Wachen in den Pulverkammern.«
    Bei Anbruch der Nacht erdröhnten die Trommeln.
    Aus dem Norden waren beunruhigende Signale zu
    vernehmen. Allerdings machte es die sanfte Brise aus Südwesten sehr schwer, genau zu verstehen, was sie
    verkündeten. Dennoch bat Sakhau Ndü, der es sich lieber unter dem Zeltdach an Deck bequem gemacht und
    freundlich die ihm vom Ersten Offizier angebotene
    Kajüte abgelehnt hatte, Pater Barbas, näher zu kom-
    men, um ihm etwas mitzuteilen:
    »Mulay-Ali zieht seine Männer im Norden und We-
    sten zusammen.«
    »Wie viele?«
    »Das weiß ich nicht, aber vermutlich viele.«
    »Wann werden sie angreifen?«
    »Nicht vor Morgengrauen.«
    »Bist du sicher?«
    »Kein Krieger würde es wagen, bei Neumond durch
    die Savanne zu marschieren und zu riskieren, daß ihn plötzlich ein tollwütiges Tier anfällt«, kam es überzeugt zurück. »Die Sonne wird bereits am Horizont stehen, bevor wir den ersten von ihnen zu Gesicht bekommen.«
    Das klang logisch, trotzdem wurde die Spannung an
    Bord immer größer, als die Dunkelheit über dem Fluß hereinbrach. Zwar servierte man das Abendessen mit
    dem üblichen Protokoll, doch keinem in der Offiziersmesse schienen die ausgezeichnete gebackene Gazel-
    lenkeule, die köstlichen fritierten Flußfische oder die frischen pochierten Wildenteneier mit Fenchel so recht zu schmecken.
    »Eine wahre Henkersmahlzeit«, kommentierte Kapi-
    tän Buenarrivo mit seinem Galgenhumor, der vor nichts haltmachte. »Wenn wir aus der Sache heil herauskom-men, dann lasse ich den Koch die Peitsche schmecken, weil er das Beste seiner Kunst für das letzte Abendmahl aufgehoben hat.«
    »Wir können immer noch umkehren…«, gab ihm Pa-
    ter Barbas zu bedenken. »Ein Rückzug zur rechten Zeit kann ein Sieg sein, heißt es.«
    »Ein Rückzug zur rechten Zeit ist nichts weiter als ei-ne unblutige Niederlage«, gab der Venezianer zurück und machte eine abschätzige Geste. »Ich setze auf den Sieg, aber das hindert mich nicht daran, zu erkennen, daß ich noch niemals in so prekärer Situation habe
    kämpfen müssen.«
    »Ich ebenfalls nicht«, gab Hauptmann Mendana zu.
    »Aber wenn die Schützen nicht die Nerven verlieren
    und hurtig nachladen, dann fegen wir diese Wilden
    hinweg.«
    »Was ist von dem Weißen bekannt, der sie befehligt?«
    fragte plötzlich Celeste. »Wer ist er und woher kommt er?«
    »Wie es heißt, ist er ein Schotte, homosexuell, grausam und ein Renegat«, erwiderte der Jesuit mit sichtlicher Verachtung. »Aber offenbar ist er ein glänzender Stratege, schlau und tapfer. Wenn wir ihn erwischen, dann werden seine Männer laufen wie die Hasen.«
    »Ich nehme an, er wird nicht schwer auszumachen
    sein, als einziger Weißer unter all den vielen Schwarzen«, murmelte Miguel Heredia und verließ seine Ge-
    dankenwelt für einen Augenblick. »Er wird auffallen wie eine Fliege in der Milch.«
    »Er malt sich schwarz an.«
    Alles sah den Bärtigen an, der diese seltsame Behauptung aufgestellt hatte.
    »Was meint Ihr?«
    »Daß er kein Idiot ist und sich schwarz färbt, wenn es in die Schlacht geht«, beharrte der andere.
    »Wenn das so ist, dann geht das hier ein als die
    Schlacht des Falschen Negers«, meinte Sancho Menda-
    na nicht ohne einen gewissen Sinn für Humor. »Ich
    werde meine Leute anweisen, auf einen wilden Krieger im Schottenrock zu achten und ihm das Licht auszupu-sten.«
    Als das Abendessen beendet war, bat Celeste Pater
    Barbas, ihr in ihre Kajüte zu folgen. Dort angelangt, schloß sie die Tür und kam ohne Umschweife zur Sache:
    »Ich möchte beichten.«
    »Wie das?« zeigte sich der andere überrascht.
    »Ich habe eine böse Vorahnung.«
    »Vorahnungen sind nichts weiter als Aberglauben,
    kein vernünftiger Grund, um ein Sakrament zu erbit-
    ten«, stellte der Navarrese klar. »Abgesehen davon
    glaube ich, daß ich nicht die Gnade Gottes besitze, um dir die Absolution zu erteilen. Wenn es darum geht, Schuld zu beichten, dann dürften meine Sünden unendlich größer sein als die deinigen.«
    »Das bezweifle ich«, erwiderte

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