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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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nahe kommen
    könnten, aber auf einem Fluß sind die Ufer sehr nah, und die Entfernung, die sie zurücklegen müssen, ist daher entsprechend kurz. Wenn sie uns entern, dann
    ergeht es uns sehr übel.« Er wandte sich Pater Barbas zu. »Frag ihn, ob sie die Kanonen aus der Festung ge-holt haben, oder ob sie noch im Inneren sind.«
    Der Angesprochene übersetzte die Frage, der Weise
    des Feuers dachte nach, und schließlich erwiderte er, daß er überzeugt sei, daß in der letzten Nacht die meisten Kanonen noch an Ort und Stelle gewesen wären.
    »Wenn das so ist«, bemerkte Mendana, »dann müssen
    wir unbedingt ankommen, bevor sie die Geschütze
    flußabwärts schaffen. Wenn sie uns mit einem Kreuz-
    feuer mitten auf dem Fluß überraschen, dann können
    sie uns schlimmen Schaden zufügen.«
    »Dann mache ich dich darauf aufmerksam, daß ich die Fahrt nicht beschleunigen kann«, stellte Kapitän Buenarrivo klar. »Die Ochsen sind zu langsam und die
    Männer nicht in der Lage, den ganzen Tag zu rudern, um dann noch in eine Schlacht zu gehen.«
    »Wenn das so ist…«, mischte sich Gaspar Reuter ein.
    »Ich glaube, ich sollte einen Vorstoß machen, um si-cherzugehen, daß sie keinen Hinterhalt vorbereiten.«
    Alle sahen Celeste an. Die nickte lediglich.
    »Nimm zwölf Männer mit«, sagte sie. »Aber beim lei-
    sesten Anzeichen von Gefahr kehrst du zurück.« Dann wandte sie sich an den Ersten Offizier und wies auf den Schamanen. »Gebt ihm ein gutes Quartier, aber laßt ihn nicht aus den Augen. Offenbar ist er ehrlich, aber darauf verlassen sollten wir uns besser nicht. Von jetzt an bleibt jeder Mann auf seinem Posten, mit voller Aufmerksamkeit und bewaffnet. Nach Beendigung der
    Wache gibt es eine doppelte Ration Rum.«
    Minuten später herrschte auf den Schiffen fieberhafte Aktivität, Befehle wurden übermittelt, eine Schaluppe zu Wasser gelassen und die Schächte einiger Kanonen geöffnet, die man schon vor Tagen kampfbereit gemacht hatte.
    Nur ein Mann an Bord schien sich von all der Aufre-
    gung nicht anstecken zu lassen. Seelenruhig blieb er in seinem Armsessel sitzen und machte erst den Mund
    auf, als er mit seiner Tochter allein war.
    »Wie fühlt man sich, wenn man kurz davor ist, >Königin< zu werden?« fragte er belustigt.
    »Das gleiche, was man fühlt, kurz bevor man eine Leiche ist«, gab Celeste schroff zurück. »Dem einen bin ich so nahe wie dem anderen, aber ich bin auf keine von beiden Optionen scharf.«
    »Wenn das so ist, warum sind wir dann hier?«
    »Die korrekte Frage lautet nicht warum sind wir
    hier?<, sondern wozu sind wir hier?<«, bemerkte sie ruhig. »Wir sind hier, um zu verhindern, daß Tausende von Menschen weiterhin versklavt werden.«
    »Und danach?« beharrte der Alte. »Reuter hat recht: Wer eine Tyrannei beendet und danach das Feld räumt, öffnet lediglich einer neuen Gewaltherrschaft Tür und Tor. Denkst du daran, hierzubleiben?«
    Seine Tochter nickte wiederholt. Man konnte ihr an-
    sehen, daß sie ihre Entscheidung wohlüberlegt getroffen hatte.
    »Wir werden hierbleiben…«, sagte sie. »Aber nicht
    als Tyrannen, die andere Tyrannen ersetzen, sondern als menschliche Wesen, die beweisen wollen, daß man auch anders miteinander umgehen kann. Gegenseitiger Respekt und harmonisches Zusammenleben zwischen
    den Männern und Frauen verschiedener Rassen, Stäm-
    me oder Glaubensvorstellungen ist kein Geschenk der Götter. Wir selbst müssen dafür sorgen. Das ist unsere Mission.«
    »Reichlich ehrgeizig, findest du nicht?«
    »Eine Mission kann gar nicht ehrgeizig genug sein,
    pflegte Bruder Anselmo zu sagen. Wir finden nur all-zuoft früher oder später eine gute Entschuldigung, um auf unserem Weg kehrtzumachen. Pedro Maria Claver
    hatte nur den Glauben, das Gebet und unendlich viel Mitgefühl als Waffe und konnte doch das Gewissen so vieler Menschen wecken. Warum sollten wir es ihm
    nicht gleichtun können, wo wir so viele sind und Schiffe, Gewehre und Kanonen haben?«
    »Wahrscheinlich, weil uns das Wichtigste fehlt«, stellte ihr Vater klar. »Dieser Glauben und dieses Mitge-fühl. Ohne sie werden wir gar nichts erreichen, denn ich habe noch nie gehört, daß man Seelen mit Kanonenschüssen weckt.«
    »Die Seelen vielleicht nicht, aber das Gewissen
    schon«, argumentierte sie im gleichen Ton. »Und wenn die Glocken der Kirchen niemals gegen die Sklaverei Sturm geläutet haben, dann müssen das eben die Kanonen tun.«
    Müde erhob sich Miguel Heredia, den in letzter Zeit alles

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