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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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zuzunicken, um sich auch ohne ein Wort zu verstehen.
    Als sich das Mädchen schließlich zurückzog, blickte Zeud Sekature ihren Mann an und fragte ihn mit einem bohrenden Ton, den sie, ohne dabei weniger ehrerbietig zu sein, nur dann gebrauchte, wenn ihr etwas wirklich wichtig war:
    »Wird sie wirklich Königin werden?«
    Die Antwort ihres Partners, der doch sonst für alles stets eine überzeugende Erklärung parat hatte, verwirrte sie ein wenig.
    »An diesem Morgen habe ich dir versichert, daß sie es sein würde, aber heute nacht bin ich da nicht mehr so sicher.« Der Bamileke wies mit dem Kinn auf die Fak-keln, die das Deck der beiden Schiffe erleuchteten, und fügte hinzu, als ob es ihn schmerzte, seine Unwissenheit gestehen zu müssen: »Sosehr ich mich auch an-
    strenge, ich kann die Bedeutung dieser Feuer nicht erkennen; auf diesem Schiff sprechen sie von Freude und Sieg, auf jenem kleinen dort jedoch von Tod und Niederlage. Auf diesem Schiff reisen die Götter und auf jenem die Dämonen, und doch springen die Weißen
    vom einen auf das andere, als ob sie nicht den kleinsten Unterschied erkennen könnten…« Er sah sie an, als
    könnte sie seine Zweifel deuten. »Wie erklärt sich
    das?« wollte er wissen.
    »Vielleicht wissen die Weißen nicht die Feuer zu lesen«, wagte sich seine Frau ohne rechte Überzeugung vor.
    »Was für ein Unsinn…! Wie können sie so mächtige
    Waffen und so riesige Schiffe besitzen, ohne gelernt zu haben, das Feuer zu lesen?«
    »Vielleicht liegt das daran, daß sie andere Götter haben«, gab ihm Zeud mit viel Logik zu bedenken. »Auch die Moslems sollen unglaublich mächtig sein, obwohl auch sie nicht gelernt haben, das Feuer zu lesen.«
    »Das ist wohl wahr«, räumte der Schamane nachdenk-
    lich ein. »Die Moslems haben einen blinden Glauben
    an einen einzigen unsichtbaren körperlosen Gott, obwohl der niemals herabsteigt, um mit ihnen zu spre-
    chen. Vielleicht ist das mit den Christen ebenso.«
    »Ich glaube nicht, daß sie so dumm sind, auf einen unsichtbaren, körperlosen und stummen Gott zu ver-
    trauen«, flüsterte die Frau, als fürchtete sie, daß einer der Schnarcher in der Nähe sie hören konnte. »Nicht einmal der unwissendste Jäger in den Bergen würde in eine solche Falle gehen. Was hilft dir ein Gott, wenn du nicht in Augenblicken der Not auf ihn zurückgreifen kannst?«
    Sakhau Ndu hatte auf diese Frage ebensowenig eine
    Antwort wie auf die meisten, die er sich stellte, seit er seinen Fuß auf jenes »Gottesschiff« gesetzt hatte, in dessen Holz, Tauen, Segeln und Kanonen der Geist des Gerechtigkeitsgottes Chahad zu wohnen schien. Zum
    ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich ohnmächtig, wo es darum ging, die Pläne der Götter zu interpretieren, und das löste bei ihm eine tiefe Unruhe aus. Nur mit Mühe bezwang er seine Panik.
    Warum schickten die Feuer der Galeone eine Nach-
    richt in den Himmel und die der Fregatte eine ganz andere?
    Aus welch seltsamem Grund suchten Engel und Dä-
    monen gleichzeitig den Fluß heim und segelten nebeneinander her, als ob sie keine unversöhnlichen Feinde, sondern treue Verbündete wären?
    Und über wen würde am folgenden Tag die seltsame
    Frau mit ihren wasserfarbenen Augen und ihrem glatten Haar herrschen, in deren sichtbarer Aura sich alles Gute und Schlechte dieser Welt zu konzentrieren schien?
    Je später die Nacht, desto mehr flaute die sanfte Brise aus Süden ab. Um so deutlicher sprachen die Trommeln von Krieg. Diese Botschaft war nun wirklich leicht zu interpretieren, denn das waren nur Befehle, die auch dem dümmsten Krieger sagten, worauf er sich zu konzentrieren hatte, wie und von wo aus er seinen Feind anzugreifen hatte.
    Eine Stunde vor Sonnenaufgang tauchte die Schaluppe auf, mit der Gaspar Reuter in Begleitung von sechs
    Männer auf Spähtrupp gegangen war. Seine Nachrich-
    ten waren äußerst beunruhigend.
    »Eine große Flottille fährt den Fluß hinunter, und an den Ufern rücken tausend Krieger zu Fuß vor«, war das erste, was er sagte, als sich der Stab um den großen Tisch der Offiziersmesse versammelt hatte. »Unsere
    Informationen waren leider richtig: Ich schätze, daß wir es mit über zweitausend Wilden zu tun bekommen.«
    »Kanonen…?« war das erste, was Sancho Mendana
    wissen wollte.
    »Ein halbes Dutzend, kleines Kaliber, auf den Schultern getragen«, erwiderte der Engländer. »Ich glaube nicht, daß die uns Sorgen machen können. Das Problem liegt eher in der Zahl der Männer als

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