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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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sehr anzustrengen schien, ging zum Achterfenster und betrachtete die breiten, blattlosen Affenbrotbäume, die das gesamte rechte Ufer säumten. Schließlich murmelte er fast tonlos:
    »An eines hast du noch nicht gedacht.«
    »Und das wäre?«
    »Die Möglichkeit einer Niederlage. Was passiert,
    wenn die Krieger von Mulay-Ali uns vernichten?«
    »Dann ist alles sehr schnell vorbei«, räumte sie unbefangen ein. »Das dauert höchstens ein bis zwei Tage.
    Und in diesem Fall wird wohl keiner von uns mit dem Leben davonkommen.«
    »Und das kümmert dich nicht?«
    »Der Tod…?« fragte Celeste neugierig. »Natürlich!
    Warum sollte ich das leugnen? Aber noch mehr macht
    mir zu schaffen, eines jener Geschöpfe zu werden, die Tage, Wochen und Monate von der Wiege bis zur Bah-re damit zubringen, Rosenkränze zu beten. Alt zu werden, ohne wirklich gelebt zu haben, das jagt mir viel mehr Angst ein. Ein kurzes, aber intensives Leben ist mir da tausendmal lieber, auch wenn es schon morgen vorbei ist.«
    »Du hättest eine Menge wunderbarer Dinge tun kön-
    nen, ohne hierherzukommen.«
    »Wie das?« fragte sie aggressiv. »Als Ehefrau und
    Mutter, die dir einen Haufen Enkel schenkt und ihr
    Geld unter den Armen verteilt? Das haben wir schon
    ausdiskutiert, danach strebe ich nicht.« Sie ging zu ihrem Sessel zurück und wies ausholend nach draußen,
    um unbefangen hinzuzufügen: »Vielleicht will ich einfach nur beweisen, daß eine einfache Frau in der Lage ist, in das Herz Afrikas vorzudringen, um dem grau-samsten seiner Sklavenhändler die Stirn zu bieten. Was danach kommt, ist nicht wichtig.«
    »Mir schon. Ich möchte nicht sehen, wie du stirbst.«
    »Wenn zwei Menschen sich lieben, wird fast immer
    einer von beiden die traurige Erfahrung machen, den anderen sterben zu sehen«, erinnerte ihn das Mädchen.
    »Und ehrlich gesagt, es ist mir lieber, wenn du das er-lebst.«
    Als ihr Vater gegangen war, bereute Celeste ihren harten Ton. Es schmerzte sie, daß sie diesen in letzter Zeit kaum noch vermeiden konnte.
    Sie war reich, respektiert, mächtig, jung und attraktiv, und doch war ihr bewußt, daß sie seit dem Tod ihres Bruders nicht mehr sonderlich am Leben hing. Irgend-wie fühlte sie sich wie ein riesiger Baum mit mächtiger Krone, starken Ästen und saftigen Früchten, dem die Wurzeln fehlten.
    Mit Mitgefühl, das wußte sie sehr gut, kam man als
    Anführer nicht weit. Schon eher beflügelte einen der Wunsch nach Ruhm, Geld oder Macht. Und doch war
    dieses Mitgefühl ihre einzige Antriebsfeder, die eta-blierte Ordnung mit Blut und Feuer zu bekämpfen.
    Aber wenn dieses zarte Gefühl der Liebe für die
    Schutzlosen schwächer wurde, was nur zu oft geschah, dann stürzte alles wie ein Kartenhaus zusammen. Celeste war sich bewußt, daß angesichts einer unmittelbar bevorstehenden brutalen Schlacht, deren Ausgang so
    ungewiß war, viele ihrer Männer sich fragten, ob es sich wirklich lohnte, das Leben für etwas so Vages wie Mitgefühl einzusetzen.
    Im Grunde blieben für die meisten dieser rauhen
    Abenteurer aus allen möglichen Ländern die Schwarzen Schwarze und die Sklaven Sklaven.
    Und kein Mädchen, sosehr es auch davon träumen
    mochte, würde an dieser Meinung etwas ändern.
    Als die brütende Mittagshitze nachließ, entwarf Ka-
    pitän Buenarrivo einen Plan, um die Schiffe vor einem Angriff zu schützen. Da er auf dem Niger kaum Möglichkeiten zum Manövrieren hatte, sah dieser ganz anders aus als die Strategie, die er für eine Seeschlacht gewählt hätte.
    Die erste und vielleicht größte Schwierigkeit lag darin, die Galeone in der Mitte des Stroms völlig quer zu legen. Dafür benutzte er die zwei Anker sowie mehrere schwere Gewichte, die man am Bug und am Heck in
    den schlammigen Grund versenkte. So rührte sich das Schiff keinen Meter von der Stelle, obwohl die volle Strömung an seine Steuerbordseite drückte.
    Auf diese Weise deckten die drei Steuerbordbatterien den gesamten Horizont flußaufwärts ab, während die
    Backbordgeschütze flußabwärts den Süden bestreichen konnten.
    Etwas später ging auch die Sebastian vor Anker. Al-
    lerdings stand die Fregatte quer zur Dama de Plata. Fast berührten sich die beiden Galionsfiguren. So konnten die Backbordkanonen der Fregatte das rechte, die Steu-erbordgeschütze das linke Ufer bedrohen.
    Schließlich verankerte man eine gute halbe Meile entfernt primitive Flöße, auf die man Fackeln steckte. Diese erleuchteten in fast gespenstischer Weise die
    schwarze

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