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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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Reichweite!«
    Er wartete ab, bis er sicher war, daß sie noch anderthalb Meilen von der Flottille der Boote trennten. Erst dann befahl er barsch:
    »Deckbatterie Feuer!«
    Im Herzen Schwarzafrikas erdröhnte der Donner des
    Todes.
    Der Margariteno prüfte die Wirkung der ersten Salve, und fast sofort brüllte er wieder los:
    »Mittlere Batterie Feuer!«
    »Untere Batterie Feuer!«
    »Sechsunddreißigpfünder laden!«
    Aber auf den Donner des Todes folgte wie durch Zau-
    berhand der Donner des Lebens. Als ob die schweren
    Kanonenschläge die schlafenden Wolken aufgeweckt
    hätten, die sachte über den Himmel zogen, begannen
    diese ihre schwere Fracht auf die Erde abzuladen. Binnen weniger Sekunden ergoß sich einer jener fürchterlichen tropischen Wolkenbrüche, die geradezu magisch
    das Antlitz der Welt verändern, auf den Niger.
    Der Feind verschwand hinter einem dichten Wasser-
    vorhang. Die Entfernung war nicht mehr zu kalkulie-
    ren, und die Deckbatterien verstummten sofort, als das Pulver, während man die Kanonen nachlud, naß wurde.
    Es goß wie aus Kübeln.
    »Gütiger Himmel!«
    »Damit hatten wir nicht gerechnet!«
    Verwirrung breitete sich aus, die Männer blickten zum Achterkastell, als wollten sie ihre Befehlshaber um Hilfe bitten, und ihre Beklemmung wuchs, als sie sehen mußten, daß sich die gleiche Angst auch ihrer Anführer bemächtigt hatte.
    »Was sollen wir tun?«
    Keiner hatte darauf eine Antwort parat, und die An-
    spannung wurde noch größer, als man entdeckte, daß
    am rechten Flußufer an die tausend halbnackter Krieger auftauchten, leichte Kanus ins Wasser stießen und wie wild auf die Schiffe zuruderten.
    »Schrot laden!« rief Sancho Mendana dem Ersten Of-
    fizier zu, der die Sebastian befehligte. »Ohne Befehl feuern!«
    Man gehorchte sofort, aber fast die Hälfte der Kanonen feuerten nicht, und als zu sehen war, wie viele Musketen ebenfalls stumm blieben, sosehr sich die
    Schützen auch mühten, wurde Celeste Heredia klar, daß eine unweigerliche Katastrophe über sie hereinbrach.
    Vom mangelnden Widerstand beflügelt, ruderten die
    Krieger im Takt weiter. Der schlaue Ian MacLean
    schien zu begreifen, daß er sich erst einmal auf die Fregatte konzentrieren mußte. Deren Reling lag viel tiefer als die der Galeone und war daher einfacher zu entern.
    Daher befahl er den Ruderern, erst einmal auf die Fregatte loszusteuern. Von ihrem Deck aus konnte man
    dann die Dama de Plata entern. Als Celeste seine Absicht erkannte und sah, daß die Verteidiger nur schwa-chen Widerstand entgegensetzen konnten, beugte sie
    sich zu Kapitän Buenarrivo und meinte mit sichtlicher Sorge:
    »Ich fürchte, unsere einzige Hoffnung, uns zu retten, besteht darin, so bald wie möglich die Sebastian aufzugeben und uns von der Strömung forttragen zu lassen in der Hoffnung, daß es aufhört zu regnen.«
    »Aber als Falle taugt sie jetzt nichts mehr!« wandte der Venezianer ein. »Bei so viel Wasser sind die Lunten bestimmt feucht.«
    »Das kann ich mir vorstellen, aber ich sehe keine andere Lösung.«
    Der kleine Mann nickte und wandte sich an den Ober-
    maat, der auf Befehle wartete. Sichtlich bemüht, nicht zu zeigen, wie fassungslos er war, befahl er:
    »Sie sollen Boote zu Wasser lassen und die Fregatte aufgeben!«
    Ein weiteres Mal ertönte der Pfiff, und jetzt läutete die Glocke geradezu hysterisch.
    Mit bewundernswerter Gelassenheit organisierte der
    Erste Offizier den Rückzug von der Sebastian. Er sorgte dafür, daß seine Männer in Reih und Glied auf die Galeone gingen, nachdem sie auch noch die letzte Kanone in den Fluß geworfen hatten.
    Die Kanus streiften bereits die Bordwände der Fre-
    gatte, als der Erste Offizier über den Klüverbaum des Bugs der Galeone kletterte. Nachdem sie sich mit wie-derholten Pfiffen versichert hatten, daß keiner zurückgeblieben war, gab er ein Zeichen, die Taue zu kappen, die beide Schiffe miteinander verbanden.
    Fast gleichzeitig befahl der Obermaat den Männern,
    die mit erhobenen Äxten bereitstanden, die dicken Taue der Anker und der schweren Gewichte der Dama de
    Plata zu kappen. Plötzlich wurde sie, von ihren Fesseln befreit, die sie verankert hielten, von der Strömung mitgerissen und machte einen abrupten Schwenk um 90
    Grad. Dabei knallte ihre Backbordseite heftig gegen die Steuerbordseite der Fregatte, riß Splitter fort und zerstörte Masten und Taue. Dann driftete sie führerlos flußabwärts und schlingerte dabei hin und her, denn sie trieb mit dem Heck

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