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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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fragen:
    »Diese Nacht?«
    »Nein, tut mir leid«, antwortete sie ruhig. »Nicht diese Nacht und wahrscheinlich auch nicht dieses Jahr.«
    »Schade!« beklagte sich der andere. »Mein französi-
    sches Kindermädchen hat mir auf sehr überzeugende
    Weise etwas beigebracht: Im zarten Alter die Jungfräu-lichkeit zu verlieren regt den Geist an und erweitert den Horizont.«
    »Ich glaube, da erweitert sich etwas ganz anderes«, lachte sie. »Und im Augenblick bin ich so zufrieden.
    Allerdings muß ich zugeben, daß du bislang am näch-
    sten dran bist, meinen Geist >anzuregen<. Du bist wirklich ein charmanter Mann, und daran werde ich
    mich immer gerne erinnern.«
    »Du bist aber auch bezaubernd, auch wenn viele Leute behaupten, daß du härter als Kieselstein bist. Weißt du, wie sie dich nennen?« Celeste schüttelte den Kopf, und De Graaf fügte mit übertriebener Gelassenheit hinzu:
    »Die Silberdame.«
    »Die Silberdame?« wiederholte das Mädchen. »Das
    gefällt mir gar nicht schlecht. Immerhin holt nicht jeder ein Vermögen aus Silberbarren aus dem Meer.«
    »Dazu würde ich dich gerne etwas fragen, und ich ge-be dir mein Wort, daß ich das Geheimnis stets hüten werde. Handelt es sich da vielleicht um das Silber, das angeblich Mombars dem Todesengel als Schiffsballast gedient hat?«
    Celeste Heredia zuckte lediglich mit den Schultern
    und entgegnete ausweichend:
    »Schon möglich.«
    »Und wie ist es auf die Jacare gekommen?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Eine lange Geschichte voller List und Heldentum.«
    »Es ist kaum zu glauben, daß ein Küstensegler wie die Jacare, die man fast hätte übersehen können, als sie neben mir ankerte, das Schiff von Mombars versenken
    konnte. Es war sogar mir an Feuerkraft überlegen.«
    »Kennst du die Geschichte von David und Goliath?«
    Der Holländer nickte. »Nun, mein Bruder war wie Da-
    vid, aber ohne Schleuder. Er brauchte sie nicht, weil er der gerissenste Pirat war, der je auf diesen Meeren gesegelt ist.« Sie wies hinter sich. »Ich lasse sechs Zweiunddreißigpfünder am Achterschiff aufstellen: drei auf dem Oberdeck und drei unter meiner Kajüte.« Sie sah ihm in die Augen. »Weißt du, warum? Eines Nachts,
    als wir hier vor Anker lagen, hat mein Bruder auf dein Schiff gezeigt und mir gesagt: >Es ist das schönste Schiff, das es gibt, aber auch das verwundbarste; es hat einen gläsernen Hintern. <«
    »Einen gläsernen Hintern?« wiederholte der Pirat
    sichtlich beleidigt. »Was willst du damit sagen?«
    »Daß man zweifellos niemals ein schöneres Achter-
    schiff entworfen hat: ein wahres Kunstwerk. Dummer-
    weise hat es nur zwei läppisch kleine Kanonen. Die
    Jacare hätte drei Stunden lang deinem Kielwasser folgen und eine Salve nach der anderen auf dich abfeuern können, ohne daß du hättest wenden oder auch nur eine deiner großkalibrigen Kanonen abfeuern können. Du
    manövrierst so langsam, daß ein guter Kapitän schon Minuten vorher voraussagen kann, ob du steuerbord
    oder backbord wenden wirst.«
    »Ich habe dem Feind niemals mein Achterschiff gebo-
    ten!« knirschte Laurent de Graaf indigniert. »Flucht ist nicht mein Stil.«
    »Mit dem Achterschiff kann es dir gehen wie mit dem Hintern: Den bietest du nicht an, an den packt man dir ohne Erlaubnis«, stellte das freche Mädchen humorvoll klar. »Wie jeder gute Pirat bist du davon überzeugt, daß stets du der Angreifer bist, und das ist dein Problem.
    Wie war das gleich wieder in Maracaibo…?« fügte sie spitz hinzu. »Als du erkennen mußtest, daß du nicht gewinnen konntest und umkehren mußtest, da hattest
    du Seitenwind und hast fast eine Stunde gebraucht, um außer Schußweite zu gelangen.« Sie machte eine ausholende Handbewegung. »Das Resultat kann man sehen.«
    »Wer hat dir das erzählt?«
    Celeste Heredia breitete die Arme aus, als ob man ihr eine stockdumme Frage gestellt hätte.
    »Das Schiff natürlich! Schau dir nur die Einschläge an! Fast alle im Achterschiff. Also hattest du die feindlichen Kanonen im Rücken. Dabei hast du noch Glück
    gehabt, daß dir nur der Besanmast flötengegangen ist.
    Einen Meter steuerbord, und der Beschuß hätte dir den Großmast gebrochen, und dann wärst du wahrscheinlich kaum mit dem Leben davongekommen.«
    Der alte Kapitän De Graaf, ein in hundert Schlachten gestählter Seewolf, der bei jedem Wetter auf den Welt-meeren gesegelt war, betrachtete schweigend und mit kaum verhohlener Bewunderung das verblüffende
    Mädchen, das auf dem Platz genommen

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