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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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Handel der Welt ruinierte. Immerhin verschiffte man jedes Jahr an die 20 000 Sklaven über den Atlantik.
    Man befahl daher dem Kapitän des schnellsten
    Schiffs, das gerade im Hafen ankerte, sofort auf Nord-kurs zu gehen und den französischen, holländischen, spanischen, portugiesischen und englischen Behörden die Nachricht zu überbringen, daß eine mysteriöse Galeone mit achtzig Kanonen den Zusammenbruch der
    »Handelsrouten« an der gesamten afrikanischen Küste südlich vom Kap Palmas bewirkt hatte. Gleichzeitig
    schickten sie Schaluppen aufs Meer hinaus. Diese sollten alle nach Süden segelnden Sklavenschiffe davor
    warnen, ihren Kurs fortzusetzen, wenn sie nicht als verkohlte Wracks enden wollten.
    Mehr als ein halbes Jahr fuhr die Dama de Plata im
    Golf von Guinea Patrouille und ruinierte damit eine Organisation, die man über ein Jahrhundert lang aufgebaut hatte. Oft erlaubte sich das Schiff sogar den Luxus, einige der Festungen der Sklavenhändler auf küstennahen Inselchen zu bombardieren. In jenen Zeiten wagte sich nämlich kaum ein weißer Mann ins Innere des Kontinents vor.
    Zwar war Schwarzafrika schon Tausende von Jahren
    früher als Amerika bekannt, doch wurde es von den
    Europäern wirklich erst Jahrhunderte später erforscht.
    Während Francisco de Orellana bereits Mitte des 16.
    Jahrhunderts vom Pazifik aus dem Amazonas flußab-
    wärts folgte und so den Atlantik erreichte, vergingen noch fast dreihundert Jahre, bis Livingstone Afrika durchquerte.
    Die Kapitäne der Sklavenhändler beschränkten sich
    darauf, die Küste zu beobachten, bis Häuptlinge oder arabische Händler mit ihrer menschlichen Fracht auftauchten. Diese tauschte man dann gegen Stoffe, Hals-bänder, Waffen, Munition oder kleine Kauri-Muscheln von den Stränden der Inseln im Indischen Ozean. Diese waren bei den Eingeborenen so begehrt, daß sie südlich der Sahara zu einer Art »Währung« wurden.
    In den tiefen Buchten oder vorzugsweise in den Fluß-
    mündungen entwickelte sich alsbald ein richtiggehender Markt, auf dem lediglich das menschliche »Eben-
    holz« zählte. Junge und starke Männer der Aschanti-
    oder Mandingostämme warfen dabei den größten Profit ab.
    Die ständig patrouillierende Galeone hatte allerdings, jedenfalls für den Augenblick, dem Sklavenhandel Einhalt geboten. Das war den örtlichen Eingeborenen keineswegs verborgen geblieben. Wo immer das Schiff
    auftauchte, wurde es enthusiastisch begrüßt. Man wagte es sogar, sich der Galeone zu nähern, da als sicher galt, daß von dort keine Gefangennahme drohte.
    Bald brachten sie Geschenke: Nahrung und kleine
    Dinge. An einem heißen Morgen, als das Schiff vor
    dem Kap der Drei Spitzen ankerte, tauchte am Horizont ein riesiges Kanu auf, an dessen Bug ein langer schlanker Mann mit stechenden Augen und buschigem wei-
    ßen Bart stand. Er trug eine Art ausgebleichte Soutane, die ihm kaum bis zu den Knien reichte. Sein Mund war von einer riesigen, tiefen Narbe auf dem Kinn leicht entstellt.
    Er bat unverzüglich um Erlaubnis, an Bord kommen
    zu dürfen. Überrascht und glücklich stellte er fest, daß die Anführerin des so erfolgreichen Kreuzzugs gegen den Sklavenhandel eine Landsmännin war.
    »Ich heiße Pedro Barbas, allerdings nennen mich alle hier nur >Pater Barbas<, und ich stamme aus Pamplo-na«, stellte er sich vor. »Ihr könnt Euch nicht ausmalen, wie es mich freut, nach so vielen Jahren wieder einmal Spanisch zu sprechen.«
    »Und was treibt Ihr in dieser Gegend?« wollte Celeste wissen. Diese seltsame Erscheinung glich eher einem Wilden als einem Pfarrer aus Navarra und verblüffte sie ein wenig.
    »Das gleiche wie Ihr, aber wesentlich weniger erfolgreich«, kam es wie aus der Pistole geschossen. »Jahrelang bin ich auf den Spuren des verehrten >Apostels der Negersklaven<, des seligen Pater Pedro Maria Claver, gewandelt, doch schließlich wurde mir klar, daß es nicht genug ist, Sklaven bei der Einschiffung Trost zu spenden. Daher entschied ich mich, meine Soutane an den Nagel zu hängen und das Übel an der Wurzel zu
    bekämpfen. Ich konnte es nicht mehr mit meinem Ge-
    wissen vereinbaren, einer Kirche zu gehorchen, die
    diesen Handel nicht kompromißlos verurteilt und alle exkommuniziert, die auch nur das Geringste mit der
    Sklaverei zu tun haben.«
    »Und habt Ihr etwas erreicht?«
    »Ich habe überlebt, das ist schon genug«, entgegnete der andere mit bitterem Lächeln. »Ich bin gezwungen, durch diese Urwälder zu irren. Nur einige getreue

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