Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
Vom Netzwerk:
mittleren Kalibers
    Steuer- und Backbord. Sie ankerte in der Mündung
    eines kleinen Flusses und wurde gerade beladen. Eine lange Kolonne Männer – einige fast noch Kinder – , die mit schweren Eisenketten aneinandergefesselt waren, ging an Bord.
    »Kanonenschächte auf!«
    Der Befehl lief vom Achterkastell der Dama de Plata zur Galionsfigur. Sofort hißte man die riesige hellgrüne Flagge mit der zerbrochenen Kette, und wenige Minuten später ließ das Schiff eine halbe Meile entfernt den Anker fallen. Gleichzeitig setzte man dem Sklavenschiff einen Warnschuß vor den Bug, damit dieses gar nicht erst auf die Idee kam, Widerstand zu leisten oder die Flucht zu ergreifen.
    Celeste Heredia wandte sich an Gaspar Reuter, der alles mit seinem Fernglas beobachtete.
    »Was meinst du?« fragte sie.
    »Holländer… So an die dreißig.« Er stand auf und
    schüttelte entschieden den Kopf. »Sie werden keinen Widerstand leisten.«
    »Sie haben drei Stunden Zeit, um die Sklaven zu be-
    freien und sich mit ihren Booten in Sicherheit zu bringen. Bei Anbruch der Nacht versenken wir das Schiff.
    Sag ihnen das.«
    »Das wird ihnen nicht gefallen.«
    »Kann ich mir vorstellen. Aber überzeuge dich davon, daß bei Sonnenuntergang keiner mehr an Bord ist. Ich habe keine Lust, hier die Nacht zu verbringen.«
    Als der Engländer zurückkam, lächelte er nur:
    »Sie sind tatsächlich nicht begeistert und halten das Ganze schlicht für Seeräuberei, daher haben sie geschworen, uns die ganze holländische Flotte auf den Hals zu schicken.« Er wies in Richtung Küste. »Aber sie bringen bereits die Leute an Land.« Er machte eine kurze Pause. »Übrigens tragen fast alle diese Unglücklichen das Brandzeichen des Königs vom Niger.«
    »Eines Tages werde ich diesen Hurensohn kastrie-
    ren!« meinte Celeste tonlos.
    »Da wäre ich gern dabei.«
    Um fünf Uhr nachmittags waren die befreiten Gefan-
    genen bereits im Dickicht verschwunden, und drei
    Schaluppen machten sich in östlicher Richtung die Kü-
    ste entlang aus dem Staub. Das Schiff war offensichtlich menschenleer. Celeste gab daher Sancho Mendana, der an den Bordkanonen bereitstand, ein kurzes Zeichen.
    »Ab in die Hölle damit!« befahl sie.
    Drei Schuß genügten, den schon morschen Kahn auf
    den Grund des Flusses zu schicken. Kaum war er im
    Wasser verschwunden, da tauchten Eingeborene aus
    dem Dickicht auf, tanzten am Ufer, stießen Jubelschreie aus und winkten ihren glücklichen Rettern zu.
    »Aufbruch!«
    Sie lichteten die Anker. In den folgenden Tagen und Wochen spielte sich diese Szene ein gutes Dutzend Mal nahezu identisch ab. Die Sklavenhändler mußten sich offenbar sehr sicher sein, daß keiner sie zur Rechenschaft ziehen wollte, denn die läppische Bewaffnung ihrer Schiffe – nicht mehr als je ein halbes Dutzend Kanonen mittleren Kalibers Steuer- und backbord – schien eher dazu gedacht zu sein, etwaige Angriffe der Eingeborenen abzuwehren, als es mit einem wirklich mächtigen Kriegsschiff aufzunehmen.
    Ab und zu befragten sie einen der Kapitäne der Schif-fe, und es zeigte sich, daß diese nicht einmal im Traum darauf gekommen wären, daß die Dama de Plata nichts weiter wollte, als der Sklaverei den Garaus zu machen.
    Schwarze waren für diese Leute offensichtlich keine andere Ware als Wein, Korn oder Vieh.
    Afrikaner waren an diesen Küsten billig und zahlreich vorhanden, am anderen Ende des Ozeans dagegen
    knapp und kostbar. Sie machten diesen Händlern nicht mehr Gewissensbisse als Kühe, die ein Viehzüchter
    zum Schlachthof trieb.
    Na schön, der Sklavenhandel war nicht gerade ange-
    nehm, doch warf er nun mal einen ungeheuren Profit
    ab, und nicht einmal die katholische Kirche fand etwas dabei. Warum sollten also ausgerechnet sie dieses Geschäft in Frage stellen?
    Wenn da plötzlich einer – mit geladenen Kanonen -
    auftauchte und behauptete, Schwarze hätten die gleichen Rechte wie die Weißen, dann war das das gleiche wie einen Robbenjäger in der Arktis davon zu überzeugen, daß die Seehunde das gleiche Recht wie die Menschen hatten.
    Schließlich genossen in dieser Zeit nicht einmal weiße Christen besonders viele Rechte.
    Die Dama de Plata entwickelte sich daher zum
    Schrecken aller Sklavenhändler. Als die ersten Überlebenden dieser Angriffe die Insel Goree vor Dakar
    erreichten, die gewissermaßen der »Hauptmarkt« des
    Kontinents war, beschlossen die dortigen Machthaber zu handeln, bevor die Angst vor der geisterhaften Galeone den blühendsten

Weitere Kostenlose Bücher