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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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kaltes Blut nötiger denn je. Sie mußte darüber nachdenken, wie sie es am besten mit den Kriegern des Königs vom Niger aufnehmen konnte, wo ihr nur eine Handvoll Seeleute und ein unerfahrenes »Heer« aus eingeborenen Frauen zur Verfügung standen. Und ausgerechnet jetzt benebelten ihr ein dumpfer Schmerz und ein unbestimmtes Gefühl der Machtlosigkeit in geradezu idiotischer Weise das Hirn.
    Trotzdem rief sie am übernächsten Morgen ihre Ver-
    trauten, zu denen jetzt auch der feurige Pater Barbas zählte, in der Offiziersmesse zusammen, um ihnen kurz ihre Befürchtungen und Hoffnungen darzulegen.
    »Fast acht Monate lang haben wir es geschafft, den
    Sklavenhandel in diesem Winkel der Welt zu behin-
    dern«, begann sie. »Aber zwei Fregatten haben uns
    wieder daran erinnert, was wir riskieren. Andere werden kommen und wieder andere, und wir können nun
    einmal nicht die Flotten aller Länder besiegen, die in den Sklavenhandel verwickelt sind.«
    »Das wußten wir bereits von Anfang an«, gab ihr Ar-
    rigo Buenarrivo zu bedenken. »Ich hatte Euch längst gewarnt, daß die Dama de Plata ein gutes Schiff ist, aber nicht unbesiegbar.«
    »Das ist mir klar. Daher haben wir nur zwei Mög-
    lichkeiten: Entweder suchen wir für einige Monate das Weite, oder wir nutzen die günstige Gelegenheit aus, dem Sklavenhandel auf eigenem Terrain einen schweren Schlag zu versetzen.«
    »Wie soll das gehen?«
    »Indem wir ein für allemal die Macht von Mulay-Ali
    brechen.«
    »Des Königs vom Niger?« fragte Gaspar Reuter ver-
    blüfft. »Hast du dir vielleicht in den Kopf gesetzt, diese Bestie auf dem Festland anzugreifen?«
    »Wo sonst? Er verläßt nur selten seine Festung, und seine Männer kommen nur zur Küste, um Sklaven ein-zuschiffen. Entweder greifen wir ihn in der Höhle des Löwen an, oder wir werden lediglich bedeutungslose
    Scharmützel gewinnen, bis wir schließlich in die Hände des Feindes fallen.«
    »Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, machte Mi-
    guel Heredia klar. »Vergessen wir diesen ganzen
    Wahnsinn und kehren wir nach Hause zurück.«
    »Nach Hause? Was für ein Zuhause, Vater? Jamaika
    vielleicht? Gefällt dir die Vorstellung, auf der Veranda zu sitzen und zuzusehen, wie die Aufseher auf die
    Sklaven eindreschen? Oder sollen wir uns vielleicht in Spanien niederlassen, wo sie bald herausfinden werden, wer wir sind und woher wir kommen? Dieses Schiff ist jetzt mein einziges Zuhause, und ich habe nur noch
    einen Traum: für die Freiheit zu kämpfen.«
    Alle schwiegen betreten und schienen sich – der ehemalige Jesuit vielleicht ausgenommen – zu schämen,
    dass sie nicht mit gleicher Begeisterung die Träume dieser allzu leidenschaftlichen Frau teilten.
    Schließlich stand Sancho Mendana auf und zeigte
    durch das große Achterfenster auf das endlose Meer aus dunklen Baumkronen an der Küste.
    »Hast du vielleicht eine Vorstellung davon, wie es in diesen Urwäldern aussieht? Das ist ein ganzer Kontinent, mein Kind, ein unbekannter, geheimnisvoller
    Kontinent, in dessen Inneres sich bislang noch kein Weißer gewagt hat.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Mulay-Ali ist der unangefochtene Herrscher über die-se Territorien und Flüsse bis dahin, wo die Wüste an-fängt, und du redest davon, ihn in seiner eigenen Höhle anzugreifen. Gütiger Himmel! Selbst ich, wo ich dich nur zu gut kenne, hätte dir mehr Vernunft zugetraut.«
    »In einem täuschst du dich«, wandte Celeste ein.
    »Mulay-Ali ist nur da der Herr, wo seine Krieger sind.
    Der Rest gehört den dort schon seit Urzeiten ansässigen Völkern. Und in diesen Völkern geben jetzt die Frauen den Ton an.«
    »Willst du damit andeuten, daß sich alle Frauen der Region uns anschließen werden?«
    »Das ist die einzige Hoffnung, die sie noch haben.«
    »Das ist absurd!«
    »So absurd nun auch wieder nicht«, mischte sich Pater Barbas sehr ernst ein. »Ich ziehe nun schon seit acht Jahren durch diese Landstriche, und wenn ich bisher meine Haut retten konnte, dann nur deshalb, weil die Frauen mir helfen. Vielleicht sind sie nicht die besten Kämpferinnen der Welt, dafür aber bestimmt die
    schlausten. In diesen Urwäldern rührt sich kein Blatt, ohne daß sie davon erfahren.«
    »Ein Haufen Spione ist noch lange keine Armee.«
    »Unterschätz eine Frau nicht, die ihre Söhne verteidigt«, ermahnte Celeste ihn sehr ernst. »Sie ziehen sie auf, und gleichzeitig wissen sie, daß man sie ihnen sehr bald aus den Armen reißen wird, um sie zu

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