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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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plötzlich sagte ein aufgeregtes Mädchen mit riesigen leuchtenden Augen
    und sehnigem Körper etwas in einem leidenschaftlichen Ton. Daher wandte sich die Dolmetscherin erneut an
    Celeste:
    »Maleka erinnert mich daran, daß wir noch immer die Speere haben, mit denen unsere Eltern wilde Tiere jagten. Glaubst du, wir sollten sie schärfen, um sie gegen die Männer von Mulay-Ali einzusetzen?«
    »Es ist gut, die Speere zu schärfen«, bedeutete ihnen Celeste. »Aber besser ist es noch, den Geist zu schärfen.
    Ich nehme an, Mulay-Ali oder den Kapitänen der
    Sklavenschiffe würde es nicht im Traum einfallen, daß verängstigte Frauen etwas anderes tun könnten, als da-vonzulaufen und sich im tiefsten Urwald zu verstek-
    ken.«
    »Die wenigen Männer, die noch da sind, sind die, die sich im Urwald verstecken«, stellte Yadiyadiara klar.
    Celeste machte eine bedeutungsvolle Pause. Dann fuhr sie selbstsicher fort:
    »Wenn das so ist, müßt ihr Frauen ihren Platz einnehmen, aber nicht mit Gewalt, sondern mit Verstand. Gemeinsam werden wir herausfinden, wie wir es mit den Räubern eurer Männer und Söhne aufnehmen.«
    In der gleichen Nacht, als sie bereits wieder an Bord war, wandte sich Miguel Heredia recht schroff an seine Tochter.
    »Glaubst du, daß du gut daran tust, diese Unglück-
    lichen in einen aussichtslosen Krieg zu treiben? Mich erschreckt die Vorstellung, daß du sie geradewegs zur Schlachtbank führst.«
    »Eine Frau, die nicht die Kinder haben kann, die sie sich wünscht, mit dem Mann, den sie liebt, ist schon auf dem Weg zur Schlachtbank, Vater«, entgegnete sie erstaunlich ruhig. »Hast du ihre traurigen Gesichter gesehen? Sie wissen, daß ihr Volk aussterben wird,
    wenn das so weitergeht. Welche Hoffnung bleibt ihnen noch?«
    »Es wird immer andere Männer geben. Auch wenn sie
    von anderen Stämmen oder Rassen sind.«
    »Aber sie wollen Söhne von ihren eigenen Männern,
    ihrem eigenen Stamm und ihrer eigenen Rasse. Warum
    sollten sie sich gezwungen sehen, von einem schmutzigen Seemann vom anderen Ende der Welt geschwän-
    gert zu werden oder von einem Büttel von Mulay-Ali?
    Sie wollen ihre eigene Identität bewahren, und das so sehr, wie die Pflanzer auf Kuba mit Rum und Zucker
    reich werden wollen. Damit haben sie recht.«
    »Ich weiß sehr wohl, daß es recht ist«, räumte ihr Vater ein. »Aber ist es richtig, ihnen verrückte Ideen in den Kopf zu setzen? Wie willst du die Heere eines Kö-
    nigs vom Niger in seinem eigenen Revier besiegen?«
    Er stampfte leicht mit dem Fuß auf die Deckplanken
    aus massivem Mahagoni. »Dieses Schiff ist großartig.
    Es segelt kaum ein besseres auf den Meeren und Ozeanen. Aber dort drüben, im Urwald, nützt es uns gar
    nichts.«
    »Das weiß ich.«
    »Also?«
    »Ich muß nachdenken. Sebastian hat behauptet, daß
    ihm immer etwas eingefallen ist, wenn er nachdachte.
    Außerdem war er der Meinung, daß zwei Hirnen mehr
    einfällt als einem, und zehn mehr als zwei. Also müssen wir uns alle darüber den Kopf zerbrechen, wie wir diesem unglaublichen Hurensohn Mulay-Ali eins aus-wischen können.«
    »Drückt sich so eine Senorita aus?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber bestimmt jemand, der ein Schiff ausrüstet, das man wegen Seeräuberei anklagt.«
    Miguel Heredia Ximenez schnitt eine Grimasse, denn
    er wußte aus Erfahrung, was das bedeutete. Er hatte viele leid volle Ehejahre hinter sich, und offensichtlich hatte Celeste zwei Dinge von ihrer Mutter geerbt: Cha-rakterstärke und heftige Monatsbeschwerden.
    Nicht immer, aber sehr häufig, wurde das Mädchen
    drei Tage vor der Regel fast unausstehlich. Zwar schloß sie sich dann gewöhnlich in ihrer Kajüte ein, um Kon-flikten aus dem Weg zu gehen, aber falls nicht, hielt man lieber Abstand, denn die Silberdame konnte sich dann als ruppiges »Stahlweib« aufführen.
    Vergebens stemmte sie sich gegen ihre Gereiztheit
    und ihre plötzlichen Wutanfälle. Sie selbst ärgerte sich am meisten über ihre unkontrollierbare Natur, die sie aus dem Gleichgewicht brachte. Denn wie ihr Bruder es sie gelehrt hatte, war sie davon überzeugt, daß das innere Gleichgewicht die Voraussetzung für jede intelligen-te Handlung war.
    »Wer sich von Leidenschaft fortreißen läßt, sollte kein Schiff befehligen«, pflegte Sebastian Heredia zu sagen.
    »Schon gar nicht ein Piratenschiff. Wenn du in der
    Klemme steckst, hilft dir nur noch kaltes Blut, ansonsten endest du früher oder später als Fischfutter.«
    Genau jetzt hatte Celeste Heredia

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