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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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war sehr weit von dort, in Isebin, zur Welt gekommen. Er fühlte sich daher als reinrassiger Yoruba, Sohn, Enkel und Urenkel der glorreichen Krieger, die viele tausend Mal gegen das abscheuliche Geschlecht der Ibo gekämpft hatten, gegen diese Menschenfresser und stinkenden Kannibalen, die man einfach nur mit aasfressenden Hyänen und heimtückischen Spinnen vergleichen konnte.
    Obwohl er Herr und Meister über alles Land bis zum
    Horizont war und täglich mit zwei oder drei der schönsten Mädchen der Region schlief, war er niemals zu-
    frieden. Mit einer widerlichen Ibo konnte man nur seinen Frust abreagieren, doch was war das verglichen mit dem tiefen Genuß, den er empfunden hatte, mit einer sanftmütigen, lächelnden Gazelle seines Dorfes zu
    schlafen.
    Nach jedem Höhepunkt, das wußte Alkemy Makü nur
    zu gut, blieb ihm nichts anderes übrig, als das schmie-rige Wesen, das gerade an der Reihe gewesen war, mit einem heftigen Tritt in den Hintern aus seiner Hütte zu befördern. Wehmütig dachte er daran, wie sehr er es in seiner Jugend genossen hatte, friedlich neben der geliebten Frau zu schlummern und am Morgen aufzuwa-
    chen, um schläfrig nach der Wärme ihres saftigen Geschlechts zu suchen.
    Dagegen wäre es keinem Yoruba, der bei Verstand
    war, eingefallen, neben einem Ibo-Mädchen die Augen zu schließen, denn die wäre in der Lage gewesen, ihm mit einem einzigen wilden Biß ihrer messerscharfen
    Zähne Penis und Hoden abzureißen und zu verschlin-
    gen, bevor man ihr mit einer Machete den Schädel spal-ten konnte.
    Die Frauen dieser tausendmal verfluchten Rasse ro-
    chen übel, waren grausam, verräterisch und blutrünstig, aber vor allen Dingen waren sie bereit, ihr Leben einzusetzen, um einen tapferen Yoruba daran zu hindern, ins Paradies der Krieger einzugehen.
    Wer konnte schon eine entspannte Liebesbeziehung
    genießen, wenn er wußte, daß sich seine Partnerin jeden Augenblick auf seine Männlichkeit stürzen konnte, um sie ratzfatz abzureißen und wie ein Taubenei zu verschlingen?
    Nicht einer, nicht zwei, sondern Dutzende junger Yorubas waren auf diese Weise kastriert worden. Im Gegenzug hatten Yoruba-Frauen in seiner Heimat Hunder-te von Ibo-Invasoren umgebracht. Diese begnadeten
    Giftmischerinnen hatten ein duftendes Gift erfunden, mit dem sie ihre Brustwarzen und Schamlippen einrie-ben. Bei ihnen verursachte das nur eine leichte Rötung, wenn sich das Gift aber mit Speichel mischte, dann
    tötete es rasch.
    »M’ba uazede«, der »erigierte Tod«, nannte man das.
    Das Opfer stieß nur einen letzten glückseligen Seufzer aus, verharrte jedoch stundenlang im »Stand der Gnade«. Zahllose Yoruba-Frauen hatten – leider erfolglos –
    versucht, eine Salbe herzustellen, die lediglich die glorreiche Erektion hervorrief, ohne den letzten Seufzer, der unweigerlich vorher zu hören war.
    Alkemy Makü fand es verständlicherweise wesentlich
    ehrenhafter und befriedigender, mit erigiertem Glied statt kastriert zu sterben. Selbst in diesem kleinen Detail erwiesen sich die Frauen seines Stamms als wesentlich gefühlvoller und subtiler als die widerwärtigen Ibos, die sich lediglich mit einer üblen Pomade auf der Grundlage von Schweinefett parfümierten, die dazu
    bestimmt war, daß wenigstens die Krieger der Fulbe –
    orthodoxe Anhänger der Lehren Mohammeds – es nie-
    mals wagen würden, sie anzurühren.
    Ihn, der Animist war, interessierte es wenig, ob das Fett vom Schwein kam oder nicht, aber da er einen
    empfindlichen Geruchssinn hatte, drehte ihm diese Pomade mit ihrer heftigen Mischung seltsamer Urwald-
    düfte den Magen um.
    »Unsere Männer erregt das«, pflegten die abstoßenden Ibo-Mädchen auf seine Proteste zu erwidern, und Alkemy Makü erstaunte es nicht, daß einer, der lieber ein rohes Menschenherz versehlang als den gebratenen
    Schenkel einer Antilope, sich von einer so üblen Tink-tur erregen ließ.
    Er wußte aus Erfahrung, daß es sinnlos war, sie zu einem Bad zu zwingen, denn selbst wenn sie im Fluß
    blieben, bis ihnen die Haut schrumplig wurde: Der unerträgliche Gestank haftete ihnen weiter an, als hätte er sich seit dem Tag, als sie noch als Kinder damit begonnen hatten, sich mit dem stinkenden Fett zu »verschö-
    nern«, in jeder Pore ihres Körpers festgesetzt.
    Oft nahm er den Gestank an seiner eigenen Haut wahr, immer dann, wenn er es einmal über Gebühr mit einer dieser rauhen Bestien getrieben hatte, und mehr als einmal war er schweißgebadet aufgewacht, nachdem er

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