Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)
begann.
„He, Peevee, beruhig dich!” Er nahm meine Schultern und schüttelte mich. „ Das Zeug, das er hineintut, ist absolut harmlos. Dir passiert nichts, es war bloß ein Scherz. Mein Alter hat nicht die leiseste Ahnung von Drogen. Es ist nur ein Spiel, mit dem er mich drankriegen will. Also mixt er irgendwelche Mittelchen aus der Hausapotheke hinein, das ist alles. Ich hab’ keine Ahnung, was er sich von der Nummer verspricht.”
„Aber ich hab’ von diesem Scheißzeug getrunken! Ich muss zu einem Arzt, mir den Magen auspumpen lassen!”
„Hörst du mir überhaupt zu? Ich sagte, es ist alles in Ordnung. Es war nur ein Scherz!”
„Ein Scherz, Poof?” Ich stützte mich am Spülbecken ab, um den Schock zu verdauen. „Ich wäre fast gestorben vor Angst, und du sagst, es war nur ein Scherz? Ich hatte schon Bilder vor Augen, wie ihr beide mich gemeinsam im Keller seziert, aber klar, es war nur ein Scherz!”
Ich drehte mich zu Poof und sah ihm fest in die Augen.
„Hör mal, ich sag’s dir nur ungern. Aber wenn man mit einem Mann wie deinem Vater unter einem Dach wohnt und Besuch hat, kleine, verkarterte und vor Angst schlotternde Typen wie mich, dann macht man keine Scherze, verstanden? Dann versucht man, so nett und normal wie nur möglich zu sein. Du hast mir den größten Schrecken meines Lebens verpasst, ist dir das klar?”
„Junge, Junge”, entgegnete Poof. „Du bist ja noch paranoider als ich. Und jetzt geh duschen, du riechst wie eine Bahnhofstoilette. Ich setz’ in der Zwischenzeit frischen Kaffee auf, okay?”
„Dann bleib’ ich besser hier und seh’ dabei zu.”
„Manchmal bist du echt bescheuert, Peevee, ist dir das eigentlich klar?”
„ Schon gut, schon gut! Ich geh’ duschen, auch wenn ich es vielleicht bereuen werde. Weißt du, da gibt es Tausende von Übernachtungsmöglichkeiten in der Stadt, und was mach’ ich? Ich übernachte bei den Frankensteins! Ist doch echt komisch, nicht wahr?”
Eine blitzschnelle Bewegung von Poof, und der schmutzige Geschirrlappen traf mich im Gesicht.
Als ich aus dem Badezimmer kam, hatte sich mein Blutdruck reguliert. Poof erwartete mich mit dem frischen Kaffee auf dem Tisch und legte Musik auf. Das Saxophonspiel von Stanley Turrentine erklang und verbreitete den warmen Frieden von Daunen.
„Also, was ist?”, legte er lo s. “Hast du dich inzwischen entschieden?”
„Wozu entschieden?”
„Wo du hingehen willst? Hamburg, Berlin, Köln ...?”
Ich setzte mich und nahm einen Schluck vom Kaffee.
„Hast du mal einen Zettel?”, fragte ich ihn.
„ Sicher.”
Er stand auf, ging in die Küche und kehrte mit einem Blatt Papier und einem Kugelschreiber zurück. Ich zerriss das Blatt in vier gleichgroße Teile und schrieb auf jedes den Namen einer der in Frage kommenden Städte: Hamburg, Berlin, Köln, Dortmund. Dann sagte ich: „Dreh dich um, Poof!”
Er wandte sich ab, und ich drehte die Papierstücke um. Ich mischte sie auf dem Tisch einmal kurz durch, reihte sie in einer geraden Linie auf und sagte: „Kannst wieder gucken.”
„Und jetzt?”, fragte er.
„Zieh einen der Zettel.”
Ohne zu zögern, beugte er sich vor und griff ein Papierstück. Er drehte es herum und sah nach.
„Köln”, sagte er. „Herzlichen Glückwunsch. Und Peevee!?”
„ Ja?”
„Bevor du gehst, wisch bitte noch die Kotze weg!”
****
Was für meinen Umzug zu erledigen war, war binnen einer Woche getan. Ein Freund von Poof, der in Köln wohnte, hatte mir eine Unterkunft bei einem Typen namens Monty verschafft, der auf der Suche nach einem neuen Mitbewohner war. Die Wohnung hatte vier Zimmer und lag auf der Zülpicher Straße im Studentenviertel von Köln.
Ich stattete Zack eine Art Abschiedsbesuch ab. Sein Zustand war noch immer derselbe. Nur die Schwellung in seinem Gesicht war verschwunden. Es war hager geworden. Meine Empfindungen, als ich bei ihm am Bett saß, waren diffus und chaotisch. Vor allem war es das Gefühl meiner Ohnmacht, ihm nicht helfen zu können, das mir an die Nieren ging. Lichter blinkten an den medizinischen Apparaten, die sein Leben notdürftig aufrechterhielten. Schweigend saß ich da und betrachtete ihn. Was geschehen war, war nur schwer zu verstehen. Zacks Lider begannen mitunter zu flattern, ein mechanischer Reflex seines Körpers, der etwas Gespenstisches hatte. Und ich saß da und starrte ihn an. Ein Rufer, der den Verlust seiner Stimme beklagte, und dergleichen Mist mehr. Ich war nicht
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