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Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Titel: Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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vorbereitet auf Situationen wie diese. Ich spürte nur, dass ich den Boden unter den Füßen verlor, weil mein Gegner unsichtbar war und ohne klare Kontur.
     
    Der Umzug selbst war eine Arbeit von wenigen Stunden. Es war nicht sehr viel, was ich besaß. Ein Bett, eine Stereoanlage, Platten und CDs, meine Comic-Sammlung, ein uraltes Fernsehgerät. Onkel Georg kam nach Feierabend mit einem Firmentransporter vorbei und half mir beim Tragen.
    Als wir auf der Autobahn waren, fragte er mich: „Was wirst du jetzt anfangen in Köln?”
    Ich antwortete: „Ehrlich gesagt, ich hab’ nicht die leiseste Ahnung. Als erstes brauch’ ich einen Job, der Rest wird sich finden.”
    „Sieh nur zu, dass du nicht unter die Räder gerätst. Und außerdem ...”
    „... haltet ihr große Stücke auf mich. Ich weiß. Ich bin der erste aus der Familie, der je eine Uni von innen gesehen hat. Ich kann´s nicht mehr hören!”
    „Und du willst wirklich nicht zu Ende studieren?”
    „ Der Zug ist abgefahren. Ich geh’ nicht mehr zur Uni. Ich hab’s euch doch erklärt.”
    „Tu, was du für richtig hältst. Ich weiß nur, dein Vater wird nicht sonderlich begeistert sein von deinem Entschluss.”  
    „Und ich bin nicht sonderlich begeistert von ihm. Ist ein bisschen spät, sich Sorgen um mich zu machen, findest du nicht? Zehn Jahre hab’ ich ihn kaum zu Gesicht gekriegt, und jetzt fängt er mit einem Mal an, den sich sorgenden Erzeuger zu spielen. Wenn du mich fragst, das kann er sich schenken. Ich komm’ alleine zurecht.”
    „Es geht ihm nicht gut. Der Rücken macht ihm zu schaffen. Du solltest dich wirklich ein bisschen mehr um ihn kümmern. Vater bleibt Vater, Paul, egal, wie wütend du bist.”
    „Ich bin nicht wütend, ich habe nur einfach keinen Bezug mehr zu ihm, das ist alles. Und jetzt, Onkel Georg, lass uns bitte von was anderem sprechen, okay?”
    Wir verließen die Autobahn, und Onkel Georg manövrierte den Transporter durch den Kölner Feierabendverkehr, trotz seines Asthmas eine filterlose Zigarette zwischen den Lippen. Das Autoradio dudelte WDR 4, und ich blickte durch das geöffnete Seitenfenster auf mir unbekannte Straßenzüge hinaus. Ich konnte nur hoffen, Poof hatte den richtigen Zettel gezogen. Als wir endlich in die Zülpicher Straße einbogen, auf der Suche nach der Hausnummer 17, setzte abrupt die Dämmerung ein.
    „Da vorne ist es!”, sagte ich und deutete auf ein vierstöckiges Haus, in dessen Erdgeschoss ein Spielsalon war.
    Onkel Georg parkte den Wagen in einer Einfahrt.
    „Bin gleich wieder da”, erklärte ich ihm. „Muss nur eben den Schlüssel besorgen.”
    Ich stieg aus und betrat den Spielsalon. Es war niemand zu sehen.
    „Hallo!”, rief ich. „Jemand hier?”
    Keine Antwort. Ich durchquerte den Raum und kam zu einer Feuerschutztür, die offenstand und auf einen engen, von Mauern umfassten Hinterhof führte. Eine ältere Frau um die fünfzig mit strähnigen, braunen Haaren beobachtete, wie ihr kleiner Terrier neben die im Hof abgestellten Mülltonnen schiss. Als sie meine Schritte hörte, drehte sie gelangweilt den Kopf.
    „Hier ist ein Schüssel für mich hinterlegt.”
    „Ich dachte schon, Sie kommen nicht mehr. Er liegt vorn im Laden unter der Kasse.”
     Sie wandte sich wieder ihrem Terrier zu, der offensichtlich soeben seine Bestform erreichte. Ich warf einen angewiderten Blick auf die beiden und machte, dass ich schleunigst davonkam. Nichts ist deprimierender als ein kackender Hund.
    Ich lief an den Spielgeräten durch den Laden zurück, ging hinter die Kasse und fand einen mit meinem Namen beschrifteten Umschlag, der drei Schlüssel und eine Nachricht für mich enthielt. In sauberen Druckbuchstaben teilte mir mein zukünftiger Mitbewohner Folgendes mit:
     
    RICHTET NICHT, AUF DASS NICHT IHR GERICHTET WERDET. VERTRAUEN IST DER ANFANG VON ALLEM. WILLKOMMEN IN KÖLN. MONTY
     
    Als ich wieder auf der Straße war, fragte mein Onkel: „Was ist los? Stimmt irgendwas nicht?”
    „ Doch, doch. Alles in Ordnung. Ich hab’ nur gerade erfahren, dass mein Mitbewohner so eine Art schräger Spaßvogel ist. Ein Klugscheißer und Witzbold in einer Person.”
    „ Klingt nicht besonders sympathisch. Wie ist er denn sonst so?”
    „Keine Ahnung. Ich hab’ ihn ja noch gar nicht gesehen.” 
    „Wie bitte? Du ziehst auf gut Glück mit jemand zusammen, den du nicht kennst?”
    „ Viel schlimmer! Ich hab’ noch nicht mal die Wohnung gesehen. Ich weiß  nur, dass ich die zwei Zimmer zur

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