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Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Titel: Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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lassen. Falls sie ausgebucht sind, sag’ ihnen, du bist eine Freundin von Fee. Das bin ich. Und wegen deiner Bescheinigung mach dir keine Sorgen. Du kriegst sie per Post.”
    „ Du heißt Fee?”
    „Probleme damit?”, Sie runzelte die dünnen Brauen.
    „Im Gegenteil”, grinste ich sie an. „Es klingt, als hätte ich drei Wünsche bei dir frei.”
    „ Irrtum! Ich bin eine böse Fee. Ich verteile Alpträume. Der erste kommt, wenn du jetzt nicht gehst und mich in Ruhe meine Arbeit machen lässt. Wir sehen uns um neun.”
    Unten in der Cafeteria genehmigte ich mir einen zweiten Kaffee und grübelte darüber nach, wo ich das Geld für den Abend auftreiben sollte. Hatte ich wirklich zugestimmt, ein vegetarisches Restaurant aufzusuchen? Was wollte ich von Fee, und was war ich für ein Freund, dass mein Geist selbst jetzt, da Zacks Leben auf der Kippe stand, lüsterne Gedanken hegte und Pläne schmiedete, wie ich die Kleine in mein Bett locken konnte? Fee war eine zickige, verzogene Göre, die es liebte, mit Männern rüde Spielchen zu spielen. Die Aussicht, ihr das knappe T-Shirt vom Körper zu reißen, machte die Aussicht auf ein fleischloses Abendessen aus Soja-Pasteten und Seetangsuppe keineswegs wett. Sie war sich ihrer Wirkung auf Kerle wie ich deutlich bewusst, das machte sie kalt und hart. Aber wenn es das war, was ich wollte, warum zog ich nicht los und besorgte mir eine Packung Tiefkühl-Spinat? Sex ist nicht alles, sagte ich mir, wohl wissend, dass ich in diesem Augenblick log, und entschied mich, die schöne Fee zu versetzen und stattdessen ein Bier im Subrosa anzutesten.
    Hinter dem Tresen stand Poof und hatte schlechte Laune, weil er am Nachmittag Streit mit seinem Vater gehabt hatte, was nichts Besonderes war. Die beiden stritten sich immer. Sie wohnten allein in einem zweistöckigen Haus in der Nordstadt, zusammen mit einem Papageien, einem Hund namens Hendrix, einem weißen Kaninchen, einer erblindeten Katze und einem Aquarium voller exotischer Fische, und alle in diesem Haus waren neurotisch. Auch die Fische.
    Aus Poofs Erzählungen wusste ich, dass sein Vater einmal mit dem Jagdgewehr auf ihn angelegt hatte, und Poof hatte sich gerächt, indem er den Mercedes seines Erzeugers vor eine Betonwand donnerte, wonach er vier Wochen im Krankenhaus lag, um sich von seinen Verletzungen zu erholen.
    Turgenjew hatte mir erzählt, dass es zwischen Vätern und Söhnen oft Schwierigkeiten gab, aber Poof und sein Vater schlugen Turgenjews Visionen um Längen. Zwei Menschen wohnten unter demselben Dach und verzehrten sich in ihrem gegenseitigen Hass aufeinander. Soweit ich es überblicken konnte, hatte Poof allen Grund, übler Laune zu sein.
    Beide tranken wir wortlos und schmiedeten Pläne. Er, wie er seinem Vater eins auswischen konnte, ich, wie ich es anstellen könnte, Dortmund endlich den Rücken zu kehren. Das Problem war, dass ich keine Ahnung hatte, wohin ich stattdessen gehen sollte.
    „Hör mal, Poof”, unterbrach ich schließlich das Schweigen. „Glaubst du, es gibt einen Ort, an dem es besser ist als in Dortmund? Besser als irgendwo sonst auf der Welt?”
    „Den Ort, den du suchst, nennen alte, weise Männer den Tresen. Du hast ihn gefunden.”
    „Scheiße, Poof, ich meine es ernst. Die Stadt hängt mir zum Hals raus. Ich will weg hier. Ich weiß nur nicht, wohin.”
    „Da kommen ja wohl nicht allzu viele andere Städte infrage. Du hast die Auswahl zwischen Hamburg, Berlin oder Köln. Und natürlich Ougadougou, aber da soll das Nachtleben eintönig sein.”
    „Danke, Poof. Du nimmst dir meine Probleme zu Herzen. Ich weiß das zu schätzen. Wirklich.”
    „ Gern geschehen.”
    Er stellte mir ein frisches Bier hin und ließ mich mit meinen Grübeleien allein.
    Zehn Gläser später, als eine unzulängliche Trauer wie eine epileptische Drossel tief in mir zu singen begann und der schleichende Bass-Sound von RAGE AGAINST THE MACHINE mein Gemüt mit Melancholie bombadierte, wurde ich des schrillen Klingelns einer weiblichen Stimme gewahr, die ich kannte, aber nicht sogleich einordnen konnte. Im selben Augenblick wurde mir der Inhalt meines Glases ins Gesicht gekippt, und ich schnappte in meinem Schrecken nach Luft. Vor mir stand eine biegsame Schönheit in einem fadenscheinigen Rock und reichlich glänzender Haut. Ihr Gesichtsausdruck verkündete Tobsucht.
    „ Okay, du Arschloch! Ich hoffe, es geht dir jetzt besser. Und noch was: Fick dich ins Knie!”
    Es war Fee, die mich zufällig aufgespürt

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