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Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Titel: Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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ruhiger. Ich hatte eine alte Scheibe von P.J. Proby auf den Plattenteller gelegt und las zum hundersten Mal in Nik Cohns Buch Pop from the Beginning den Bericht über sein erstes Treffen mit Proby in einem Londoner Hotel. Ich liebte Proby, und ich liebte das, was Nik Cohn, ein ehemaliger Musikkritiker, über ihn schrieb:
    „Als ich P.J. Proby das erste Mal traf, war er auf dem Höhepunkt seiner Karriere. (...) Er hatte sich etabliert als der hypnotischste Live-Interpret, den wir je gesehen hatten. Er war damals der größte Solostar, aber er hatte immer Ärger und steckte ewig bis zum Hals in der Tinte. (...) Ich ging ihn besuchen, und er saß in einem verdunkelten Hotelzimmer. (...) Er sah ziemlich am Boden zerstört aus. Als ich reinkam, sagte er nichts, sondern gab mir nur einen Fetzen Papier. (...) ›Das ist mein Testament‹, sagte Proby. ‘Lies es.’ Nach näherem Hinsehen entpuppte es sich als eine Art Klageschrift, die – grob gesagt – ausdrückte, dass Proby, seit er in diesem Land ist, systematisch von Feinden und Dummköpfen verfolgt worden war.”
    Soweit Nik Cohn über Proby. Ich schöpfte Trost aus dem Umstand, dass mein Schicksal mich ähnlich rüde behandelte, wie es mein großes Idol behandelt hatte, und lauschte versöhnlich Probys gigantischer Stimme, die in diesem Augenblick die Zeile sang: „If this cruel world ain’t treatin’ you right, just call and I’ll be there ...”  Was, bitte schön, konnte ein Fan mehr von seinem Lieblingssänger erwarten?
    Ich sagte mir, es wäre dumm, weiterhin in der Wohnung Trübsal zu blasen, und zog mich schließlich an, um – second try – ein wenig um die Häuser zu ziehen. Es war kaum anzunehmen, dass der kommende Abend genauso mies ablaufen würde wie bei meinem ersten Versuch. Alles, was ich brauchte, war ein wenig Zuversicht. 
    Der Laden war klein, keine fünfzig Meter von meiner Haustür entfernt und nannte sich Umbruch . Er war absolut leer, als ich ihn gegen acht Uhr betrat, und genau das hatte den Ausschlag gegeben, meine Nase ausgerechnet dort reinzustecken. Es war definitiv ein Ort ohne Schnorrer oder Idioten. Nur ein einsamer Kellner stand hinter der Theke und blätterte gelangweilt in einem Stadtmagazin. Er schaute auf und fragte: „ Hallo! Willst du was trinken?”
    Ich bestellte ein Pils und suchte mir einen Platz nahe an einem der Fenster.
    Der Kellner brachte das Bier. Als ich es getrunken hatte, brachte er zum präzis richtigen Zeitpunkt ein zweites an meinen Tisch. Ich fing an, mich behaglich zu fühlen. Die Zülpicher Straße wirkte friedlich und ruhig. Vereinzelt liefen einige Menschen am Fenster vorbei, mit Gesichtern, die zumindest nicht unglücklich wirkten. Vielleicht war es ja doch möglich, sich mit dieser Stadt zu arrangieren, zumal es Kneipen in ihr gab, in denen Pils zu haben war, noch dazu aus dem Faß. Im Hintergrund lief ein Tape mit alten Songs aus den Sixties, ich hatte allen Grund, zufrieden zu sein.
    Um neun war das Umbruch immer noch leer und ich weiterhin der einzige Gast. Lutz, der Kellner, hatte sich inzwischen zu mir gesetzt, um mir Gesellschaft zu leisten. Ich erzählte ihm, ich wäre neu in der Stadt und mein Start alles andere als easy. Die Cassette mit den Oldies lief bereits das zweite Mal, es gab keine andere.
    Gegen halb zehn erschien ein Kerl mit fast kahl rasiertem Schädel. Er trug eine rote Cord-Jeans und weiße Cowboy-Stiefel dazu. Er wirkte, als habe er vor, in einem Film mit dem Titel ›Schwule Catcher-Cowboys aus dem Weltenraum‹ eine Rolle zu kriegen.
    Lutz stand auf, um ihn nach seinen Wünschen zu fragen.
    „Einen Tee, bitte”, sagte der Weltraum-Cowboy, „und wenn du hast, Kleingeld für den Flipper.”
    Sein kahlrasierter Schädel weckte böse Erinnerungen in mir, ich dachte an Zack, wie er im Krankenhaus lag – ein Trauma, das sich nicht abschütteln ließ. Es hatte sich festgebissen in mir wie ein zähnefletschender Pitbull, der nachts dann und wann in meinen Träumen erschien, um an meinem Unterbewusstsein wie an einem Knochen zu nagen.
    „Kommt der oft hierher?,” erkundigte ich mich, nachdem Lutz ihm seinen Tee gebracht hatte.
    „ Nee. Nicht oft. Ab und zu kommt er rein, flippert ein bißchen und haut wieder ab.”
    „Jemand, der sich so kleidet, hat doch bestimmt einen Job, der genauso absonderlich ist”, hakte ich nach. „ Weißt du, womit er seine Brötchen verdient?”
    „ Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er hier im Viertel wohnt und im Knast saß, weil er seine

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