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Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Titel: Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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plumpen Geschichten an mich heran, die so durchsichtig wie Fensterglas waren und statt der Schuldlosigkeit für den Abstieg ins Elend lediglich die Phantasielosigkeit der Erzähler bewiesen. Noch später unterstellte man mir, ich hätte einen Fünfziger aus einer alten Jacke geklaut, die neben mir auf einem Barhocker hing. Ich war wütend geworden, drohte mit Schlägen und entschied, mein Bier woanders zu trinken. Mein Pech, dass die Gäste der nächsten Kneipe identische Kopien jener Arschlöcher waren, die ich hatte loswerden wollen. Meine Zuversicht schmolz. Sie waren in der Überzahl und ich ganz allein auf fremden Terrain, ein missmutiger Außenseiter, der in seiner Einsamkeit weinerlich wurde und anfing, sich im Kreise zu drehen. Von Kneipe zu Kneipe stieg die Erkenntnis, dass das Gefühl der Euphorie in dieser Nacht nicht mehr zurückkehren würde.
    Als ich durch das Treppenhaus hinauf zur Wohnung stieg, hielt ich mich für den einsamsten Menschen der Welt, ein verbitterter Robinson, der nach einem Sturm gestrandet war und erst am nächsten Morgen das ganze Ausmaß seiner Katastrophe begriff. Aber die missgelaunten Götter waren längst noch nicht fertig mit mir. Sie hielten eine weitere Enttäuschung bereit und hatten beschlossen, dass es nun an der Zeit war, mich mit ihr zu konfrontieren. Schon ehe ich den Treppenabsatz erreichte, hörte ich sie. Eindeutige Geräusche drangen aus Dianas Wohnung in das Treppenhaus. Mir wurde flau, und meine Beine zitterten. Ich wollte mir einreden, das, was ich hörte, wären Geräusche aus dem Fernsehgerät. Aber mein Verstand weigerte sich, diese allzu offensichtliche Lüge als ernsthaft in Betracht kommendes Erklärungsmodell anzuerkennen. Es gab nicht den leisesten Zweifel: Dort hinter der Tür war Diana und bumste sich mit irgendeinem Typen die Seele aus dem Leib!
     
    ****
     
    Ich verbrachte die Tage damit, herumzulaufen und mir endlich einen Job zu besorgen, der zumindest im Vergleich zu meinem Dasein als Kioskverkäufer einen Aufstieg bedeutete. Von Monty weit und breit keine Spur. Auch Diana hatte ich seit der ersten Begegnung nicht mehr gesehen, nur ihre Musik war zu hören. Es war merkwürdig. Zwei volle Tage lang sprach ich mit niemanden, außer mit dem Chef eines kleinen Handwerksbetriebes, der mich mit der Aussicht auf eine gut bezahlte Arbeit in sein Rodenkirchener Büro gelockt hatte, nur um mir dort zu eröffnen, er setze voraus, dass ich über eigenes Werkzeug verfüge.
    „Was denn für Werkzeug?” fragte ich ihn.
    „Na, Sie wissen schon: Bohrmaschine, Rüttler, Drahtzange, Betonmischmaschine ...”
    „Betonmischmaschine?” 
    „Ja ...! Diese runden Dinger, in denen Zement gemischt wird.”
    „Ich weiß, was eine Betonmischmaschine ist.”
    „ Ja und, was ist? Haben Sie eine?”
    Er war etwa fünfzig, ein kleiner Mann mit einem Gesicht ohne Pointe, in das ich gern mein Knie gerammt hätte. Fast zwei Stunden war ich unterwegs gewesen, hatte einmal die falsche Straßenbahn und anschließend einen Fußmarsch durch ein verlassenes Gewerbegebiet auf mich genommen, nur um von ihm zu erfahren, der gottverdammte Scheißjob setze eigenes Werkzeug und eine Betonmischmachine voraus. Warum verlangte er von mir nicht gleich einen eigenen Braunkohlebagger? Ich wünschte ihn zum Teufel und machte, dass ich aus seinem Büro kam. Als ich auf der Straße war, begann es zu regnen und mein Feuerzeug streikte. Ich schmiss die Zigarette zu Boden und tigerte los, überzeugt davon, dass die ganze Stadt ein Komplott ausgeheckt hatte, um mich fertigzumachen. Eine müde Kläglichkeit hüllte mich ein wie ein schlechtes Parfüm. Ich war pleite, halb verhungert und fühlte mich, als wären Feuerwerkskörper in meinem Bauch explodiert. In der Ferne glänzte dunstig der Dom, blinzelte böse und bleckte mich an.
    Als ich endlich zu Hause war, ließ ich heißes Wasser in die Wanne laufen und versuchte, meinen rasenden Puls unter Kontrolle zu kriegen. Kam es mir nur so vor oder passierten diese Art von Widrigkeiten tatsächlich immer nur mir? Warum liefen die Dinge so beschissen ab, wenn man nur nach einer Möglichkeit suchte, pünktlich seine Miete zahlen zu können und ab und an ein wenig Spaß abzukriegen? Warum war es nötig, über Betonmischmaschinen zu verfügen, nur um einen simplen Job zu bekommen? Warum sah ich Diana nicht mehr, und warum füllte sich diese Wanne nicht schneller, damit ich endlich in Ruhe ein Bad nehmen und abschalten konnte?
    Das warme Bad machte mich

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