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Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Titel: Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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über die Ostsee entkommen zu können. Wohin hatte es die eigene Familie verschlagen, den Vater, die Mutter, die Geschwister und vor allem Walter und Wilhelm? Lebten sie noch? Waren alle wohlauf?
     

****
     
    Draußen, direkt vor dem Eingang, parkte Montys R5, in dessen Kofferraum das gestohlene Fleisch lag. Ich schwitzte und zitterte, als hätten wir statt des Fleisches eine Leiche im Wagen. Es war ungefähr sechs Uhr abends, und ich hatte erwartet, Polizeisperren hielten uns auf. Aber nichts Derartiges geschah, ruhig steuerte Monty den Wagen durch die Straßen, um schließlich vor der Scheinbar zu stoppen. Auf meine Beschimpfungen reagierte er nicht. Stattdessen sah er mich mitleidig an, als wäre ich der Verrückte.
    Die Mutlosigkeit hing an mir wie Gewichte an einem Taucher. Wahrscheinlich waren wir aufgrund der Überwachungskameras längst identifiziert. Wir würden nach Hause kommen und dort bereits die Polizei auf uns warten. Monty durfte wirklich stolz auf sich sein! Doch als hätte der Überfall nicht stattgefunden, plauderte er fröhlich und entspannt mit Shahin, dem persischen Wirt. Ich dagegen starrte ins Leere und nuckelte ab und zu freudlos an meinem Bier. Am liebsten hätte ich Monty das Glas an den Schädel geworfen. Das glatzköpfige Arschloch hatte mein Leben zerstört.
    Als es dunkel wurde, erschien ein DJ, stellte sich hinter die Theke ans Mischpult und machte sich bereit für die Schicht.
    „Kennst du ihn?”, wandte sich Monty an mich. „Das ist Dirty Harry. Was er auflegt, wird dir gefallen.”
    Ich wollte aufstehen, wusste aber nicht, wohin ich gehen sollte. Zu Hause würde die Polizei auf mich warten. War es klug, zur Wache zu marschieren und mich den Behörden zu stellen? Noch ehe ich eine Entscheidung treffen konnte, stellte Shahin einen Chantreau vor mich hin und nahm mir alle Entscheidungen ab. Ich würde mich betrinken. Wer wusste schon, ob ich dazu in der Untersuchungshaft noch Gelegenheit hätte.
    Die Stunden vergingen, mein Kopf wurde leer. Dirty Harry machte seine Sache sehr gut. Die Jazz-Musik, die er spielte, übernahm das Chaos aus meinem Kopf, ordnete es und verwandelte es in wohltuende Töne. Das Saxophon von Maceo Parker bereitete meiner vernarbten Seele ein Lager, auf welchem sie ausruhen konnte, später folgte Ella Fitzgerald und sang mein krankes Bewusstsein in den Schlaf.
    „Aufwachen!”, rief eine Stimme. „Wir machen jetzt zu.”
    Mühsam hob ich den Kopf. Offenbar war ich kurz eingenickt, um dem Chaos meines Daseins wenigstens im Schlaf zu entkommen. Shahin blickte mich an.
    „Wie spät ist es?”, wollte ich wissen.
    „Drei Uhr nachts”, antwortete er.
    Monty war nirgends zu sehen, Shahin bemerkte meinen suchenden Blick. „Dein Kollege ist schon gegangen”, sagte er mir.
    Ich wollte zahlen, doch Monty hatte bereits die Zeche beglichen. Als ich zur Tür hinauswollte, lief mir Shahin hinterher: „He, Mann, warte mal! Das hier ich soll dir geben. Dein Kollege hat gesagt, es gehört dir.”
    Er händigte mir eine große Plastiktüte aus. Als ich hineinsah, erblickte ich das gestohlene Fleisch.
    Auf der Lindenstraße stoppte ich ein Taxi. Doch wohin sollte ich fahren? Ich nannte dem Fahrer die Adresse der Taxi-Zentrale. Jutta hatte Dienst, sie musste mir helfen.
     
    Jutta regelte alles. Morgens um sechs, als ihre Schicht zu Ende war, fuhr sie mit mir auf die Wache am Waidmarkt.
    „Keine Panik, alles wird gut!”, sagte sie und klingelte an.
    Nachdem wir hereingelassen worden waren, stiefelte sie schnurstracks auf den Beamten hinter dem Empfangspult zu und plapperte los.
    „Es geht um den gestrigen Supermarktüberfall. Herr Seißler hier möchte eine Aussage machen ...”
    Der Polizeibeamte schaute mich an. Noch lag Freundlichkeit in seinem Blick. Doch nur ein paar erklärende Worte von mir und er würde mir Handschellen verpassen. Rüde würde ich in einen separaten Raum gestoßen und von allen ausgelacht werden.
    „He, Blödmann!”, würde sein Kollege rufen. „Hat dir niemand gesagt, dass man nur Banken, Tankstellen und Trinkhallen ausraubt. Niemand ist so bescheuert, den Fleischstand in einem Supermarkt hopsnehmen zu wollen! Junge, du bist wirklich debil in der Birne!”
    Aber alles kam anders.
    „Welcher Supermarktüberfall?”, fragte der Beamte.
    Treu und brav gab ich Auskunft. Der Beamte winkte einen Kollegen heran.
    „Weißt du was von einem Überfall auf die Fleischtheke eines Supermarkts in der Beethovenstraße?”, fragte er ihn und musterte

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