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Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Titel: Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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mich dabei skeptisch aus den Augenwinkeln.
    „Auf was?”, erwiderte der zweite Beamte.
    Steif und fest behaupteten sie, es habe keinen Überfall auf einen Supermarkt gegeben. Es sei in der Nacht zuvor überhaupt kein Überfall in Köln geschehen. Und dabei betrachteten sie mich wie einen übergeschnappten Rentner, der ihnen erzählen wollte, Aliens hätten seinen Rauhhaarteckel entführt.
    Ich wurde wütend.
    „Wenn Sie mir nicht glauben – hier ist die Beute!”, erklärte ich trotzig und stellte die Tüte mit dem gestohlenen Fleisch auf das Pult.
    Die Beamten stierten mich an, Jutta stierte mich an, und ich – ich hatte das Gefühl, in ein Loch ohne Boden zu stürzen. Es konnte nicht sein! Monty hatte in meinem Beisein einen Überfall durchgeführt, es gab Zeugen dafür, jede Menge sogar. Wie konnte es sein, dass der Überfall nicht gemeldet oder registriert worden war?
    Es gab nur eine Antwort, die annähernd plausibel dafür war. Mein Gehirn löste sich auf. Eine schreckliche Krankheit wütete in meinem Kopf, bösartige Viren zerfraßen meine kostbaren Nervenzellen und ließen im Gedächtnis schreckliche Verwüstungen, weite Flächen der Ödnis zurück. Entweder war ich irre geworden – oder die Welt. Doch beides schien mir unwahrscheinlich. Die Welt war seit jeher irre gewesen, und ich wusste, was geschehen war – jeder Irrtum ausgeschlossen. Das Bild, wie Monty sich mit so unvermuteter Behendigkeit über die Fleischtheke schwang, hatte sich mir für immer eingebrannt. Irgendetwas stimmte nicht – und ich würde herausfinden, was.
     
    ****
     
    Zum ersten Mal seit Tagen war ich ausgeruht und mit guter Laune erwacht. Draußen lag der Tag wie eine Frau, zu der man nur noch ins Bett springen musste. Im kleinen Zimmer, das Jutta mir vorübergehend zur Verfügung gestellt hatte, stapelten sich noch die Kartons. Gestern, als Monty nicht zu Hause war, hatte ich mit Hilfe von Lutz und einem seiner Kellner einen Teil meiner Habe aus der Wohnung geholt und zu Jutta gebracht. Eine kurze, schnelle Aktion, die mich hoffentlich auf immer aus Montys Einflusszone herausreißen würde. Sobald ich eine neue Wohnung angemietet hätte, würde ich auch den Rest meiner kümmerlichen Besitztümer holen. Dieser Plan war derart einfach gestrickt, dass ich Komplikationen nicht einkalkulierte. Was denn sollte schiefgehen können? Ich sagte dem Spinner namens Monty ade und schickte mich an, zukünftig ein eigenes Domizil zu bewohnen. Vom Zusammenleben mit Fremden war ich kuriert. Noch ahnte ich nicht, dass alles aus dem Ruder laufen sollte, dass die eigentliche Katastrophe erst noch bevorstand.
    Ich stand auf, kleidete mich an und marschierte in die Küche hinüber, um Kaffee zu kochen. Während die Maschine lief, sprintete ich schnell zum Kiosk hinunter, um mir eine Zeitung zu holen. Wieder in der Küche studierte ich die Wohnungsanzeigen.
    Das erste Apartment, dass ich mir zwei Tage später, einem Sonntag, ansehen ging, befand sich in Sülz. Es war klein und dunkel, unwesentlich größer als ein Sarg, und auf dem Linoleumboden, genau in der Mitte des Raums, waren die braunen Überreste einer großen Blutlache zu sehen. Der Hausverwalter, eingehüllt in eine uralte Aura aus Phlegma und Schweiß, schlurfte zum Fenster, um es zu öffnen und ein wenig Luft hereinzulassen. Im Apartment war es derartig stickig, dass ich bedauerte, keine Sauerstoffflasche bei mir zu haben.
    „Der Kerl, der vorher hier wohnte...”, sagte der Verwalter mit asthmatischer Stimme, “... ist jetzt passé. Ist über’n Jordan gegangen, ohne die letzte Miete zu zahlen. Leute gibt’s, zu denen fällt einem schier nichts mehr ein.”
    Alkoholwolken kletterten aus seinem Maul, um direkt unter meiner Nase hängen zu bleiben. Er stierte auf den alten Blutfleck und machte sich offensichtlich keine Gedanken darum, dass ein etwaiger neuer Bewohner nicht unbedingt scharf darauf war zu erfahren, zukünftig in einem Zimmer zu leben, in dem noch vor kurzem ein Selbstmord ausgeführt wurde. Das Motiv für diesen Suizid lag jedenfalls klar auf der Hand: Depressionen. Und wahrscheinlich war der Vormieter in nächtlichen Alpträumen zuvor von Bildern des Hausverwalters heimgesucht worden. Der Kerl wirkte so sympathisch wie eine Splitterbombe in einer Fußgängerzone.
    „Und Sie?”, sagte er plötzlich. „Haben Sie überhaupt Arbeit? Sie sehen mir nicht so aus, als ob man Ihnen guten Gewissens ein Apartment anvertrauen könnte.”
    Ich blickte ihn an, schwieg und ließ

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