Pistenteufel
Handschuh?«
»Haben Sie den nicht gefunden?«, fragte Bob erstaunt. »An einem Strauch hing ein Skihandschuh.«
»Da war nichts«, sagte MacManoman.
Dann ist der Täter noch einmal zurückgekehrt, dachte Justus. Ganz schön frech. Er hat den Verlust bemerkt und den Handschuh noch schnell geholt. Bevor die Polizei da war. Schade, dass wir nicht länger dageblieben sind.
»Wie sah der Handschuh aus?«, wollte MacManoman wissen.
»Wir haben ein Foto davon«, rief Bob. »Hier, in der Kamera ist der Film.«
MacManoman nickte anerkennend. Er wollte den Film sofort mitnehmen. Das wiederum war Bob gar nicht Recht. »Auf dem Film sind aber noch andere Bilder drauf. Fotos von unserer letzten Schulfeier. Mit unseren Freundinnen.«
»Das macht nichts«, sagte MacManoman.
»Wir waren aber ein bisschen albern. Die Feier war schon weit fortgeschritten …«
»Wir haben schon schlimmere Sachen gesehen als pubertierende Schüler«, sagte MacManoman trocken und nahm die Kamera an sich. Mit ein paar sicheren Griffen entnahm er den Film. Er steckte ihn in seine Hosentasche, stand auf und ging zur Tür. Die drei ??? blickten sich an. MacManoman würde nicht gerade ihr Lieblingspolizist werden.
»Na dann viel Spaß«, sagte Justus. »Und ich hoffe, Sie berechnen uns für die Entwicklung unserer Bilder nichts. Bitte jeweils drei Abzüge.« MacManoman grinste, nickte kurz und verschwand.
»Gut gekontert, Justus«, sagte Peter. »Dem werden wir mal zeigen, was pubertierende Jungs so alles können.«
MacManoman hatte ihren Zeitplan ganz schön durcheinander gebracht. Justus griff zum Telefon und rief im Hotel ›Sonnenalpen‹ an. Er wollte Karen sprechen. Die Empfangsdame stellte ihn durch, Karen war auf ihrem Zimmer.
Ihre Lockerheit, ihre Selbstsicherheit hatte Karen verloren, das merkte Justus sofort. Sie sprach auch viel leiser.
»Erst heute spüre ich den Schock richtig«, erzählte Karen. »Gestern ging alles so schnell. Das Attentat, die Journalisten, die Polizei – das alles läuft heute wie in Filmausschnitten erneut vor mir ab.«
Justus berichtete von dem Besuch MacManomans. »Er ist ein bisschen arrogant und herablassend«, charakterisierte er ihn.
»Zu mir war er eigentlich sehr nett«, antwortete Karen zu Justus’ Verdruss. »Sehr zuvorkommend und rücksichtsvoll. Aber eine Spur hat er trotzdem noch nicht. Habt ihr eine?«
»Ich kann noch nichts sagen, aber wir sind dran«, wiegelte Justus ab. Dass MacManoman bei Karen seine zuckersüße Seite herausgekehrt hatte, ärgerte ihn sehr. Dadurch ließ er sich zu der Behauptung hinreißen, die drei ??? würden schneller sein als MacManoman.
»Kann mir nur Recht sein«, sagte Karen.
Justus erfuhr, dass das Rennen am morgigen Tag trotz des Attentats stattfinden sollte. Alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen seien eingeleitet worden. »Man sagt, man wolle vor so einem Attentäter nicht kapitulieren. So einfach ist das!«, meinte Karen bitter.
»Klar, die wirtschaftlichen Interessen, Fernsehverträge, die Konkurrenz. Eine einzelne Person spielt für die doch überhaupt keine Rolle. The show must go on …«
»Heute soll sogar ein weiteres Training stattfinden«, berichtete Karen, »an dem allerdings nicht die gesamte deutsche Mannschaft teilnimmt. Ich werde den Tag über im Hotel bleiben.«
»Wer ist denn bei dir?«
»Mein Techniker Jürgen – apropos: viele Grüße von ihm und ein Dankeschön für die Schneemobilschlüssel – und AnnLisa.«
»Ann-Lisa?«
»Ja, in solchen Situationen merkt man, wer ein guter Freund ist. Sie hat übrigens einmal etwas Ähnliches erlebt, nur dass das damals keine Absicht gewesen war. In Wengen in der Schweiz ist ihr einmal ein Hund vor die Skier gelaufen.«
»Und Nicola?«
»Ach Nicola. Irgendwie ist bei uns beiden der Wurm drin. Sie ist oben in den Bergen, bei den anderen. Die SPEED-Leute haben sie abgeholt, aber trainieren wollte sie nicht.«
»Ist ihr Freund eigentlich da?«
»Der wollte erst am Sonntag zum Rennen kommen, glaube ich.«
»Ist er blond?«
»Ja, hellblond. Warum?«
»Jemand hat von ihm erzählt«, meinte Justus schnell und wechselte ein paar viel sagende Blicke mit Peter und Bob, die inzwischen dem Gespräch aufmerksam lauschten. »Okay, wir schauen uns weiter um und sehen uns dann vielleicht heute Nachmittag?«
Karen stimmte zu. »Vielleicht bin ich dann etwas besser drauf.«
Sie verabschiedeten sich und Justus legte auf. Das meiste hatten Bob und Peter bereits aus Justus’ Antworten erraten, den Rest
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