Pitch Black
Holz gesammelt und plötzlich einen Schrei gehört. Sie haben ihn bei dem Bach gefunden, auf dem Boden.«
Als Gabe aufstand, gingen ihm ein paar neue Fragen im Kopf herum. Wo war McPhersons Walkie-Talkie abgeblieben? Und warum hatte Jordan geschrien: »Es war ein Unfall«?
»Danke, dass du mit mir gesprochen hast«, sagte er nachdrücklich.
J. D. wirkte ein wenig peinlich berührt. »Tut mir leid wegen meiner Mom.«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.«
Als Nächstes fuhr Gabe zum Haus der Arbuckles, wo er im Großen und Ganzen das Gleiche erfuhr, nur dass er sich hier nicht mit einer streitsüchtigen Mutter herumplagen musste. Colin Arbuckles Mutter führte sich dafür wie eine Glucke auf, sie machte sich riesige Sorgen wegen des Traumas und der eventuellen Langzeitfolgen für einen Jungen in seinem zarten Alter. Als Gabe aufbrach, fragte er sich, ob es überhaupt noch normale Mütter gab.
Je länger er über die Fragen nachdachte, die ihm nach seinem Besuch im Haus der Henrys gekommen waren, desto einfacher erschienen ihm die Antworten darauf. Das Walkie-Talkie konnte in den Bach gefallen sein, vor allem, wenn McPherson es bei seinem Sturz in der Hand gehalten hatte. Und auch wenn er sich Jordans hysterischen Kommentar nicht ganz erklären konnte, konnte er ihn doch auch nicht allzu ernst nehmen. Nach allem, was Gabe zu Ohren gekommen war, hatte der Junge nichts Sinnvolles mehr von sich gegeben, seit er McPhersons Leiche gesehen hatte.
Sobald er sich das alles noch von Ethan hatte bestätigen lassen und der Autopsiebericht vorlag, konnte der Fall offiziell zu den Akten gelegt werden.
Madisons Handy klingelte um fünf Uhr, gerade als sie das Büro verließ. Eigentlich hatte sie früher gehen wollen, um zu Hause bei Ethan zu sein. Aber dann war ein Problem nach dem anderen aufgetaucht, und schon war der Nachmittag verstrichen. Sie nahm den Anruf entgegen, während sie gleichzeitig mit Laptop, Handtasche und den Schlüsseln jonglierte, um die Tür zur Redaktion des Buckeye Daily Herald zuzuschließen.
»M, kannst du mich auf dem Heimweg beim Krankenhaus abholen?«
»Wie bist du denn zum Krankenhaus gekommen?« Von der Highschool bis zum Krankenhaus waren es vier Meilen.
»Ich bin gelaufen.«
Sie fühlte sich plötzlich schuldig. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich hinfahre, sobald ich von der Arbeit zurück bin.«
»Ich weiß.«
Beinahe hätte sie gefragt, wie es Jordan ging, aber dann wurde ihr klar, dass er sofort damit herausgeplatzt wäre, wenn es irgendeine Besserung gegeben hätte. »In fünf Minuten bin ich da.«
Kaum war sie mit ihrem Saab in die Hauptauffahrt zum Krankenhaus eingebogen, sah sie Ethan mit dem Rücken am Fahnenmast auf dem Boden sitzen. Als er aufstand, seinen Rucksack hochhob und langsam zum Wagen kam, wirkte er völlig erschöpft.
Er stieg ein, und sie sagte: »Hallo. Sollen wir auf dem Weg nach Hause irgendwo essen gehen?«
Er antwortete nicht auf ihre Frage, sondern sagte tonlos, den Blick starr geradeaus gerichtet: »Morgen verlegen sie Jordan in ein Stresszentrum in Knoxville.«
»Oh?« Nicht, dass sie das überraschte. Vermutlich hätte sie Ethan auf diese Möglichkeit vorbereiten sollen.
»Seine Mom hat mir erzählt, der Doktor meint, er brauche psychologische Betreuung.« Er ballte die Faust. »Sie glauben, er ist verrückt…Aber das ist er nicht.« Endlich drehte er den Kopf, um sie anzusehen. »Er hat einfach nur Angst. Das ist alles…nur Angst.«
»Angst ist ein psychologischer und ein emotionaler Zustand, Ethan. Er kommt dahin, wo man ihm helfen kann.«
»Aber es ist so weit weg.«
»Hoffen wir, dass er nicht zu lange dort bleiben muss. Und wir fahren hin und besuchen ihn.«
Das schien ihn nicht unbedingt zu beruhigen.
Sie streckte die Hand aus und strich ihm das Haar aus der Stirn. »Du tust alles, was in deiner Macht steht. Du zeigst ihm, dass du für ihn da bist.«
Seine Antwort bestand nur aus einem unverständlichen Laut.
Sie wünschte sich, sie könnte ihm mehr Mut machen, aber leere Versprechungen und hohle Worte wären ein Verstoß gegen ihre Abmachung gewesen. Und das Wichtigste war nun mal, dass Ethan sich darauf verlassen konnte, von ihr die ungeschminkte Wahrheit zu hören. Leider war die Wahrheit in diesem Fall, dass Jordan vielleicht ziemlich lange brauchen würde, um sich zu erholen–falls er je ganz genesen würde. Aber das würde sieEthan gegenüber nicht erwähnen. Mit der schlimmsten allerdenkbarenMöglichkeiten musste
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