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Pitch Black

Pitch Black

Titel: Pitch Black Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Crandall
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bei den Mitteln, die man einsetzen sollte, um seine Ideale zu verwirklichen, schieden sich ihre Geister, und das machte die Sache etwas kompliziert. Im Großen und Ganzen aber unterstützte er die Kandidatur seines Vaters. Leider war der Vorsprung geschrumpft, den Marcus in den Prognosen gehabt hatte, und deshalb hatte Gabe schließlich nachgegeben und sich nicht mehr wie bisher aus dem Wahlkampf herausgehalten.
    In einem ländlichen Gebiet wie diesem würde er bei den Wählern in Kakihosen und Baumwollhemd sicher besser ankommen als in seinem förmlichen Beerdigungsanzug. Er zog sich daher um und verließ dann das Haus, das seine Mutter wohlwollend als »reizendes Cottage« bezeichnete.
    Ihre Wortwahl war viel zu beschönigend. In Wirklichkeit war das Haus, das er erst letztes Jahr erworben hatte, eher ein Sanierungsprojekt, bei dem ein völliger Abriss nicht das Verkehrteste schien. Er betrachtete es als eine Art Gnadenakt, ein Haus zu übernehmen, das zu heruntergekommen und trostlos war, als dass eine Familie daran hätte Gefallen finden können. Das Dach hing durch, und in den Regenrinnen hatte sich ein botanischer Garten breitgemacht. Jedes Mal, wenn es so weit war, eine der Aufgaben auf seiner Liste in Angriff zu nehmen, verlangte offenbar eine andere seine sofortige Aufmerksamkeit–und sein Geld. Bis jetzt hatte er eigenhändig die Wasserleitungen, die elektrischen Leitungen und die Heizung erneuert. Die Regenrinnen standen als Nächstes auf seiner Liste…sofern vorher nichts anderes in die Luft ging, Feuer fing oder leckte.
    Auf dem Weg zur Garage winkte er seiner Nachbarin, Mrs Caskie, zu. Sie war eine pensionierte Grundschullehrerin, deren Mann in etwa zu dem Zeitpunkt gestorben war, als Gabe das Haus gekauft hatte. Daraus ergab sich fast zwangsläufig, dass er quasi zwei Häuser adoptiert hatte. Glücklicherweise benötigte Mrs Caskies Haus nicht so viel medizinische Soforthilfe wie seins, das ein Dauerkandidat für die Intensivstation zu sein schien.
    »So ein schöner Nachmittag«, rief sie und sah, die Rosenschere in der behandschuhten Hand, von ihren Rosen hoch.
    »Ja, Ma’am.«
    Als er die Doppeltür seiner Garage aus den Dreißigerjahren aufmachte, sah sie ihm interessiert zu. »Sie holen Old Blue raus? Den habe ich schon ganz schön lange nicht mehr gesehen.«
    »Ich will nicht, dass er zuwächst wie meine Regenrinnen.« Der eigentliche Grund war, dass er für die Wahlkampagne nicht seinen von Steuergeldern finanzierten Polizeiwagen nehmen konnte.
    Die Garage roch nach Spinnweben und altem Motoröl. Sorgfältig rollte er die Abdeckplane von seinem 1965er Ford Pick-up und setzte ihn dann rückwärts aus der Garage.
    Wenn der Wagen in der Garage stand, tropfte es aus dem Getriebe wie aus einem mit Regenwasser vollgesogenen Hemd. Gabe stellte den Motor ab, stieg aus und überprüfte den Ölstand. Wie üblich fehlten eineinhalb Liter. Nachdem er das Öl vom Messstab abgewischt hatte, fuhr er rückwärts aus der Auffahrt, wobei er Mrs Caskie noch einmal zuwinkte.
    Auf seinem Weg aus der Stadt kam er an der Mountain View Baptistenkirche vorbei, und er musste daran denken, wie Ethan sich lieber davongestohlen hatte, als Madison zum Sarg zu begleiten. Der Junge wäre bei seiner Flucht beinahe über die eigenen Füße gestolpert.
    Er fragte sich, ob Madisons Gefühle für Ethan wohl denen ähnlich waren, die er für sein Haus empfand. Hatte sie sich eines Jungen erbarmt, der von keiner Familie je adoptiert worden wäre? Hatte sie durch die raue Schale hindurch seine Stärke und seinen Charakter erkannt?
    Die Parallele war nicht von der Hand zu weisen. Maddie, eine durch und durch unsentimentale Frau, hatte sich von Ethans Bedürftigkeit angezogen gefühlt, genau wie es Gabe zur Rettung des heruntergekommenen Hauses hingezogen hatte.
    Aber würde der Rest der Welt in Ethan je etwas anderes sehen als Ausschussware? Würden die Leute seine Stärke, seinen Charakter sehen? Oder–Gabe musste sich zwingen, sich diese Frage zu stellen–gab es da tief im Inneren von Ethan Wade noch etwas anderes? Etwas, das Madison übersehen hatte?
    Noch einmal ging Gabe im Geiste den Kreis der Verdächtigen im Mordfall McPherson durch.
    Am Montag war er zum Black Rock Wasserfall zurückgekehrt und hatte den größten Teil des Tages dort verbracht. Und er hatte genau das gefunden, was er erwartet hatte: nichts.
    Vielleicht würde sich aus dem Laborbericht etwas ergeben.
    Seine derzeitige Liste potenzieller Verdächtiger

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