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Pitch Black

Pitch Black

Titel: Pitch Black Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Crandall
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straffte sie die Schultern und starrte zurück.
    Erst dann bemerkte sie es. Nicht ihr galten die Blicke der Leute, sondern Ethan.
    Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie er immer mehr in sich zusammensank, als hoffe er, sich dadurch klein und unsichtbar machen zu können.
    Dann gingen Colin Arbuckle und seine Familie vorbei. Colin blieb stehen, trat zu Ethan und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Eine stille Geste der Solidarität, ein Hinweis auf die gemeinsam getragene Belastung. Von all den Leuten hier wusste nur Colin, wie Ethan sich fühlte.
    Madison war es mehr als nur ein bisschen peinlich, dass Ethan nicht hochblickte oder Colin sonst irgendwie zur Kenntnis nahm.
    Sie schenkte dem Jungen ein dankbares Lächeln. Er deutete ein Nicken an und ging weiter.
    Endlich waren auch sie an der Reihe, nach vorn zu gehen. Nachdem sie Ethan ermutigend auf den Rücken geklopft hatte, stand sie auf und folgte dem Rest der Trauergäste in ihrer Reihe. Als sie bereits ganz vorne war, drehte sie sich um, um Ethan am Arm zu nehmen.
    Er war nicht da.
    Zerstreut sprach sie Kate, Todd und Steves gebrechlicher Mutter ihr Beileid aus, dann blieb sie, wie es sich gehörte, einen Moment lang am Sarg stehen. Langsam bewegte sich die Schlange in Richtung Ausgang. Sobald Madison ins Freie trat, suchte sie von der obersten Stufe aus die Menge nach Ethan ab.
    Sie seufzte erleichtert, als sie ihn in der Nähe ihres Wagens warten sah. Die Hände hatte er in den Taschen vergraben, und er stand mit dem Rücken zu ihr.
    Als sie die Stufen hinunterging, kam sie an Julia Pattersonvorbei. Sie berührte das Mädchen am Ellbogen. »Hallo, Julia.«
    Das Mädchen wirkte eher wie ertappt als freundlich. »Ms Wade…«
    »Alles in Ordnung?«
    Julia war blass, ihr Blick glitt schnell über die Leute um sieherum hinweg. Sie nickte und wandte sich zum Gehen. Ganz offensichtlich war nicht alles in Ordnung. Das arme Kind hatteerst letzte Woche ihren Freund begraben. Julias Augen waren rot gerändert–sie sah aus, als hätte sie nicht geschlafen. Ihre Bewegungen erinnerten Madison an ein nervöses wildes Tier.
    Madison hielt sie auf, indem sie ihr die Hand auf den Arm legte. »Julia?«
    »Ich muss los.«
    »Ich finde es schade, dass ich gestern Abend nichts von dir gehört habe.«
    »Ich habe einen Fehler gemacht«, antwortete Julia, ohne Madison anzusehen. Dann entzog sie ihr den Arm und hastete davon.
    Madison stieß einen enttäuschten Seufzer aus und ging auf ihren Saab zu. Sie erlebte es nicht zum ersten Mal, dass ein Informant kalte Füße bekam. Sie würde Julia ein oder zwei Tage lang in Ruhe lassen und sie dann anrufen und versuchen, ihr die Informationen zu entlocken.
    Als sie schon fast aus der Gruppe der Trauernden heraus war, entdeckte sie Gabe. Er trug einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd, eine blaue Krawatte und eine Sonnenbrille gegen das grelle Licht. Er stand mit dem Rücken zur Kirche, und auch wenn sie seine Augen nicht sehen konnte, wusste sie, dass er Ethan beobachtete.
    Sie ging auf ihn zu, entschlossen, ein unverbindliches, wenn auch nicht allzu freundliches Lächeln aufzusetzen, damit die Begegnung rein geschäftlich wirkte. »Ich habe dich gar nicht in der Kirche gesehen.«
    Er wandte den Blick von ihrem Sohn ab und sah sie an. »Ich war spät dran und habe hinten gestanden.«
    »Oh.« Sie überlegte kurz, dann sagte sie: »Also, das ist jetzt nicht der richtige Ort dafür, aber ich muss etwas mit dir besprechen.«
    Über der Sonnenbrille sah sie eine Augenbraue nach oben wandern. »Jetzt hast du mich aber neugierig gemacht.«
    »Freu dich nicht zu früh. Vermutlich wird es dir nicht gefallen. Kann ich am Spätnachmittag bei dir im Büro vorbeikommen?«
    »Ich habe mir den Nachmittag freigenommen. Treffen wir uns doch auf einen Drink im Killroy’s, wenn du in der Redaktion fertig bist.«
    »Ich bin um halb sechs da.« Sie wandte sich in Richtung Ethan. »Und hör auf zu grinsen. Es wird dir nicht gefallen.«

 
    10
    Gabe hatte Maddie erzählt, er hätte sich den Nachmittag freigenommen. Das war nur die halbe Wahrheit. Er hatte seinem Vater versprochen, ein paar Stunden mit den Mitgliedern der örtlichen Handelskammer in Forrest County zu plaudern, als Unterstützung für Marcus Wyatts Gouverneurswahlkampf. Sonderlich wohl fühlte er sich nicht dabei. Er hoffte nur, dass die Leute nicht allzu viele politische Fragen stellten.
    Nicht, dass sein Vater und er in grundlegenden Fragen unterschiedlicher Meinung gewesen wären. Aber

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