Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pitch Black

Pitch Black

Titel: Pitch Black Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Crandall
Vom Netzwerk:
sich mit ächzendem Motor die Landstraße hinaufquälte. »Beeil dich lieber.«
    Er trank seine Milch aus und hob seinen Rucksack vom Boden neben der Küchentür auf. »Tschüss.«
    Madison ging in den vorderen Teil des Hauses und sah zu, wie er in den Bus stieg. Ihr fiel auf, dass er sich ziemlich weit hinten im Bus einen Platz für sich allein suchte.
    Sie verschränkte die Arme, schloss die Augen und betete, dass das, was er vor ihr verheimlichte, nicht sein Leben zerstören würde.
    Um zehn Uhr fünfzehn hatte Madison noch immer nicht von Mr Whetzel gehört, der ihren Reifen flicken sollte. Gerade als sie zum Telefonhörer greifen und ihm Beine machen wollte, schlenderte er in ihr Büro.
    »Oh«, sagte sie, »bin ich froh, dass Sie da sind. Ich habe mir allmählich schon Sorgen gemacht.«
    Mr Whetzel war mindestens achtzig und hatte sich in seinem ganzen Leben vermutlich nie mit einem eiligen Gedanken abgeplagt oder eine überhastete Bewegung gemacht. Er lächelte sogar langsam, wobei er Zähne entblößte, an denen man sein Alter deutlich ablesen konnte. »Aber, aber, Miss Wade. Ich habe Ihnen doch gesagt, ich bringe Ihnen den Reifen rechtzeitig zurück. Es ist alles fertig.«
    Sie war froh, dass sie ihm bereits ihre Kreditkartennummer gegeben hatte, sonst wäre sie nie rechtzeitig zur Beerdigung gekommen. Sie griff nach ihrer Tasche und stand auf. »Danke, dass Sie sich so beeilt haben.« Sie konnte sich das Kichern kaum verkneifen. »Was war die Ursache? Ein Nagel?«
    »Nun ja…nein«, sagte er qualvoll langsam. Er lehnte im Türrahmen und sperrte sie so in ihrem Büro ein. »Das ist eine interessante Sache.« Er nahm seine Baseballkappe ab und fuhrsichmit der Hand über den kahlen Schädel. »Sehr interessant.«
    Sie stand da und kämpfte gegen das Bedürfnis an, ihm in den Mund zu greifen und die Wörter herauszuziehen.
    Schließlich fuhr er fort: »Mit dem Reifen war alles in Ordnung, außer dass die ganze Luft raus war.«
    »Wirklich?«
    »Ja, M’am. Ich hab ihn wirklich sorgfältig geprüft. Gab überhaupt keinen Grund, wieso er platt wie ein Pfannkuchen war«, sagte er in seinem schleppenden Tonfall. »Ich kann mir höchstens vorstellen, dass irgendein Unruhestifter die Luft rausgelassen hat.«
    »Na so was.« Irgendein Unruhestifter, der hinterher vielleicht durch die Fenster der Zeitung geschaut hatte? »Nun ja, jedenfalls vielen Dank.«
    »Gern geschehen.« Er rührte sich nicht von der Tür weg.
    »Ziehen Sie die Summe einfach von meiner Kreditkarte ab.« Sie machte einen Schritt auf ihn zu, in der Hoffnung, er würde den Hinweis verstehen.
    »Oh, das kostet nichts. Ich hab den Reifen ja nur wieder aufgepumpt…also abgesehen davon, dass ich ihn nach dem Loch abgesucht hab. Aber das hat kaum Zeit gekostet.«
    »Das ist sehr großzügig von Ihnen. Ich weiß das wirklich zu schätzen.«
    »Meiner Meinung nach gibt’s auf dieser Welt zu viele Leute, die immer nur nehmen. Wir brauchen mehr helfende Hände.«
    Sie lächelte. »Da haben Sie wirklich recht.« Sie machte einen weiteren Schritt auf ihn zu. »Tut mir leid, dass ich so in Eile bin, aber ich muss vor der Beerdigung noch meinen Sohn von der Schule abholen.«
    Er trat in den Flur zurück. »Na, das war mal ein Mann, der daran geglaubt hat, anderen Leuten zu helfen. Schreckliche Sache, die da oben auf dem Berg passiert ist. Schreckliche Sache.«
    »Ja.« Sie hastete an ihm vorbei. »Nochmals herzlichen Dank.« Sie würde sich beeilen müssen, wenn sie die Beerdigung nicht verpassen wollten.
    Madison und Ethan kamen kurz vor halb zwölf bei der Kirche an. Der Parkplatz war bereits voll, also parkten sie ein Stück entfernt auf der Straße. Sie trugen sich in das Kondolenzbuch im Vorraum der Mountain View Baptistenkirche ein und traten in den Altarraum. Er war voll besetzt. Die Leute in der letzten Reihe rechts rutschten ein wenig zusammen, damit Madison und Ethan sich noch mit hineinquetschen konnten. Ethan saß am Gang.
    Dies war Madisons erster Besuch in der Kirche, die die größte und älteste in Buckeye war. Für eine Beerdigung kam sie ihr fast schon zu hell vor. Mehrere große, schmale Buntglasfenster mit gotischen Spitzbögen ließen auf beiden Seiten des Altarraums Licht herein, das sich in bunten Farben über die weißen Gipswände und die Reihen aus dunklem Walnussholz ergoss. Hinter der Kanzel aus geschnitztem Walnussholz befanden sich die glänzenden Messingpfeifen der antiken Orgel, die genau in der Mitte des Podiums stand. Vor der

Weitere Kostenlose Bücher