Pitch Black
Madison sah genauso überrascht aus, wie Ethan sich fühlte.
Aber Mrs McPherson hatte überhaupt keine Augen für Maddie. Sie starrte Ethan an, und es sah aus, als wolle sie ihm den Kopf abreißen.
Weshalb war sie bloß derart sauer auf ihn?
»Kate«, sagte Maddie. »Vanessa hat gemeint, es könnte ein Durchbruch sein. Jordan geht es besser.«
Abrupt wandte sich Mrs McPherson zu Maddie um. »Sie! All das wäre nicht passiert, wenn Sie oben im Norden geblieben wären, wo Sie hingehören!«
Todd legte den Arm um Kate und zog sie weiter. »Komm, gehen wir zu Jordan.«
»Ich will nicht, dass sie in seine Nähe kommen. Nie wieder!«
»Ganz ruhig«, sagte Todd. »Wir wollen Jordan doch nicht noch mehr aufregen.«
Während er sie in Jordans Zimmer schob, drehte er sich noch einmal um und flüsterte: »Tut mir leid.«
»Was sollte das jetzt?«, fragte Ethan leise, sobald sich die Tür hinter Mrs McPherson geschlossen hatte. »Warum war sie derart sauer auf mich?«
»Schauen wir zu, dass wir hier rauskommen.« Die Tatsache, dass sie in Jordans Zimmer gelogen hatte, in Verbindung mit dem Ton in ihrer Stimme, brachte seine Gehirnzellen dazu, sich in Gang zu setzen.
Dann machte es klick…und er bekam panische Angst.
15
Ethan hatte überlebt, weil er die Fähigkeit besaß, Menschen und Situationen richtig einzuschätzen. Er war ein außerordentlich aufgeweckter Junge–was einem manchmal ganz schön auf den Wecker gehen konnte. Auf der Heimfahrt hatte er mehrfach versucht, sie dazu zu bringen auszusprechen, was sie beide dachten. Und Madison hatte sich jedes Mal geweigert.
Sobald sie zu Hause angekommen waren, sagte sie: »Geh nach oben. Mach deine Hausaufgaben.«
Er starrte sie mit steinerner Miene an. »Komm schon, M. Hör auf, mich wie ein Kind zu behandeln!«
»Du bist ein Kind. Geh und mach deine Hausaufgaben!«
»Ich habe keine auf.« Der trotzige Ton in seiner Stimme machte sie noch nervöser.
»Dann geh duschen!«
»Ich weiß, was alle glauben«, sagte er schroff. »Hör auf, so zu tun, als wüsstest du es nicht.«
»Ethan.« Sie biss die Zähne zusammen. »Geh einfach eine Zeit lang nach oben. Ich brauche ein bisschen Ruhe.«
Schnaubend stapfte er die Treppe hinauf und murmelte: »Warum sollte es diesmal anders sein? Immer bin ich an allem schuld.«
Sie schloss die Augen. Hätte Ethan doch bloß die übliche eingeschränkte Wahrnehmung eines Teenagers! Zu ihrem Schrecken wurde ihr immer klarer, dass er mit seiner Annahme zumindest in diesem Fall verdammtrichtig lag.
Sie musste nachdenken, sich einen Plan überlegen.
Die Erkenntnis, dass Kate McPherson sich irgendwie in den Kopf gesetzt hatte, Ethan sei für den Tod ihres Mannes und den Zustand ihres Sohns verantwortlich, hatte Madison mit der Gewalt eines heranrasenden Busses getroffen.
War Kate in die Offensive gegangen–bewusst oder unbewusst–, weil ihr klar war, dass früher oder später sowieso herauskommen würde, wie ihr Mann Jordan misshandelt hatte? War sie so angriffslustig, um zu verhindern, dass man ihren Sohn beschuldigte? Der Instinkt einer Mutter, ihr Kind beschützen zu wollen, war eine Naturgewalt.
Madison lief zwischen Wohnzimmer und Küche hin und her, bis es draußen dunkel wurde. So wie es im Zimmer immer düsterer wurde, verdüsterte sich auch ihre Stimmung. Sie musste sich ein Beispiel an Kate nehmen. Aktiv werden. Die Situation in den Griff bekommen, bevor sie ein Eigenleben entwickelte.
Aber wie sollte sie das am besten anstellen? Das war die Frage, vor deren Beantwortung sie sich vor allem gedrückt hatte, weil die Antwort so eindeutig war, als stünde sie in Neonbuchstaben geschrieben. Und sie bedeutete, dass sie ihre eventuelle zukünftige Beziehung mit Gabe Wyatt aufs Spiel setzen musste.
Eigentlich war sie fest entschlossen gewesen, ihre Bekanntschaft mit ihm auf gelegentliche berufliche Treffen zu beschränken, zumindest bis diese ganze Situation geklärt war. Aber jetzt, wo ihr der Boden unter den Füßen wegzubrechen drohte, beschloss sie, um Ethans Willen, jeden Vorteil zu nutzen, der sich ihr bot.
Sie nahm den Hörer ab und wählte Gabes Nummer.
Sobald sie das Telefonat beendet hatte, rief sie Ethan nach unten.
Er kam die Treppe heruntergetrottet, als hätte er geschlafen. Aber egal, ob er geschlafen hatte oder nicht, er machte immer noch einen ziemlich wütenden Eindruck.
»Pass auf, ich habe Ga…, Sheriff Wyatt angerufen. Ich will, dass du ihm sagst, was mit Mr McPherson passiert ist.«
»In
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