Pitch Black
schnell in allgemeine Hysterie umschlagen. Er beruhigte sich im Stillen damit, dass er sich für jeden so einsetzen würde, der in Ethan Wades Situation wäre.
»Selbstverständlich«, sagte Kate. Bobby und sie standen auf.
»Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich etwas Neues weiß.« Gabe öffnete die Tür.
Bobby reichte ihm die Hand. »Vielen Dank.«
Als Gabe ihm die Hand schüttelte, fühlte er sich wie der letzte Dreck. Er hätte ihnen einfach sagen sollen, dass Knoxville nicht in seinem Zuständigkeitsbereich lag und sie sich bei der dortigen Polizei beschweren mussten.
Während er ihnen nachsah, wie sie das Polizeirevier verließen, schickte Gabe ein Stoßgebet gen Himmel, dass Madison bei ihrem Krankenbesuch am Tag zuvor die ganze Zeit mit Ethan und Jordan im Zimmer gewesen war.
Alle anderen hatten die Redaktion um fünf Uhr verlassen. Eine Stunde später war Madison mit der letzten Korrekturfahne fertig. Diesmal war der Schwerpunkt ihres Artikels die Untersuchung von Zach Gilberts Tod. Gabe hatte den Computer des Jungen ins staatliche Labor geschickt, damit ihn die Experten dort nach Informationen durchsuchten, die auf die Quelle der illegalen Pillen hinwiesen. Madison hatte dargestellt, dass die Anabolika in den meisten Fällen nicht von einem anonymen Internet-Anbieter, sondern von einem Ortsansässigen bezogen wurden.
Dann hatte sie die Behauptung aufgestellt, dass Zach Gilbert nicht der einzige Junge in Buckeye gewesen war, der Anabolika nahm. Namen nannte sie vorerst keine, da sie im Moment außer Gerüchten und Unterstellungen nichts Konkretes hatte. Aber je mehr das Thema öffentlich wahrgenommen wurde, je mehr Einzelheiten sie darüber verbreiten würde, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass jemandem etwas Verdächtiges auffiel und er dies der Polizei meldete.
Sie konnte es kaum erwarten, welche Leserbriefe nun wieder eintreffen würden. Sie konnte mit den Anfeindungen durchaus umgehen–ja, sie freute sich allmählich sogar darauf. Es erinnerte sie an die guten, alten Zeiten. Außerdem war es das durchaus wert, wenn ein paar Jugendliche dann etwas klüger wurden oder, besser noch, wenn dadurch der Mistkerl gefasst wurde, der die Anabolika verkaufte.
Zufrieden fuhr sie ihren Computer herunter und knipste das Licht in ihrem Büro aus.
Während sie ihre Sachen zusammenpackte, musste sie an Gabe denken und an seinen Humor, der nie verletzend war. Sie schätzte es sehr an ihm, dass er es auch aushielt, wenn ein Witz auf seine Kosten ging. Gerade Männer, die in Gabes Beruf arbeiteten, waren selten in der Lage, sich selbst nicht so ernst zu nehmen.
Verdammt schade, dass sie beide gerade durch einen solch tiefen Graben getrennt wurden. Und sie hatte nicht den Eindruck, dass da in absehbarer Zeit eine Brücke gebaut werden könnte…nicht, ehe der Mord an McPherson aufgeklärt war.
Diese Geschichte hatte sie heute etwas energischer in Angriff genommen. Abgesehen davon, dass sie ihren ehemaligen Kumpel, den Detektiv, auf den Fall angesetzt hatte, war sie selbst auch nicht untätig geblieben.
Steve McPherson hatte in Ann Arbor im Staat Michigan gelebt, bevor er hierhergezogen war. Madison war sehr neugierig gewesen, woran seine erste Frau gestorben war. Sie konnte es kaum erwarten, Gabe zu erzählen, was sie herausgefunden hatte. Sie beschloss, auf dem Weg nach Hause bei ihm im Büro vorbeizufahren. Vielleicht traf sie ihn dort noch an.
Als sie an der Grundschule vorbeikam, sah sie auf dem Schulhof mehrere Jungen Basketball spielen. Einer von ihnen war J. D. Henry.
Nachdem Shelly ihr unfreiwillig verraten hatte, dass Jeffery Henry Anabolika geschluckt hatte, war die Gelegenheit zu gut, um sie verstreichen zu lassen. Madison hielt an und stieg aus, ging allerdings nicht zum Schulhof hinüber. Stattdessen lehnte sie sich gegen den Kotflügel und sah eine Zeit lang zu.
Es herrschte immer noch dichter Verkehr, die Leute waren auf dem Weg nach Hause zum Abendessen. Nach allem, was sie über J. D.s Mutter wusste, wartete auf den Jungen zu Hause keine warme Mahlzeit.
Gerade als sie aufgeben und weiterfahren wollte–es wäre völlig aussichtslos gewesen, mit J. D. ein Gespräch anzufangen, solange er mit seinen Freunden zusammen war–, drehte J. D. sich zu dem Jungen neben ihm, sagte etwas und verließ den Schulhof.
Madison ging wie zufällig auf ihn zu. »Wie geht es dir, J. D.?«
»Gut, Ma’am.« Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: »Meine Mom sagt, ich darf über das, was mit Colin
Weitere Kostenlose Bücher