Pitch Black
nahm. Noch nie hatte sie solch ein Verlangen empfunden.
In seinen Augen spiegelte sich die gleiche Sehnsucht wider, die ihr die Kehle abschnürte. Diese Anziehung war so unwiderstehlich wie die Schwerkraft, und so glitt sie von ihrem Stuhl auf seinen Schoß.
Als er ihr mit einer federleichten Berührung zärtlich über die verletzte Wange strich, lag in seinen Augen mehr Schmerz, als sie in einer ihrer Wunden spürte.
»Maddie«, flüsterte er. »Als ich dachte, du wärst…«
»Schhhh.« Sie senkte die Lippen auf seine hinab. Wenn sie ihm sagen würde, welche Gedanken ihr durch den Kopf gegangen waren, während sie in der dunklen Schlucht festgesessen war…nein, das konnte sie einfach nicht erzählen. Nicht mal ihm.
Was als Versuch begonnen hatte, ihn zum Schweigen zu bringen, verwandelte sich schnell in etwas anderes. Ihre Lippen wollten seine verschlingen. Sie sog die Luft ein, die er ausatmete, und spürte, wie sie heiß und köstlich bis tief in ihre Lungen floss.
Gabes Hand glitt ihren Rücken hinauf, unter ihr Sweatshirt, während die andere sich um ihren Kopf legte. Als sein Mund weiter zu ihrem Nacken glitt, rutschte sie halb von seinem Schoß herunter und setzte sich dann rittlings auf ihn. Nun berührte sie mit ihrer intimsten Stelle seine Erektion.
Und sie wollte mehr.
Während seine Lippen die empfindliche Haut über ihrem Schlüsselbein liebkosten, wurde Madison von einem Hunger überwältigt, wie sie ihn noch nie verspürt hatte–einem Seelenhunger. Sie wollte Gabe am liebsten ganz in sich hineinziehen, jede seiner Zellen in sich aufnehmen und ihre Körper und Seelen miteinander verschmelzen.
Als seine Hand zu ihrer Brust weiterwanderte, presste sie sich gegen ihn.
Schnell umfasste er ihre Taille und hielt sie fest. »Herr im Himmel…Frau!«
Wieder küsste sie ihn. Sobald sie ihn völlig atemlos gemacht hatte, sagte sie: »Wenn es dir in der Küche zu heiß wird, können wir auch woandershin…«
Über ihnen dröhnten schwere Schritte, als Ethan zwischen seinem Schlafzimmer und dem Bad hin und her ging. Dann wurde eine Tür zugeknallt.
Maddie schloss die Augen, lehnte die Stirn gegen Gabes und atmete tief ein.
»Oder auch nicht.« Gabes Ton war eine eigentümliche Mischung aus Begierde, Enttäuschung und Humor. »Der Junge hat es echt drauf. Der ist sogar noch besser als ein misstrauischer Vater.«
Maddies Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Sie schätzte es außerordentlich, dass er so viel Rücksicht auf ihre Situation zeigte. Sie warf den Kopf zurück, atmete tief aus und versuchte, die Fassung wiederzuerlangen. »Vermutlich die erfolgreichste Empfängnisverhütung, die ich je hatte.«
»Für einen Babysitter ist er wohl schon zu alt?«
Madison musste lachen. Einen Mann, der in einem sexuell frustrierenden Moment Humor bewies, musste man einfach lieben.
Gabe umfing ihr Gesicht mit den Händen. »Ernsthaft, Maddie. Ich bin so froh, dass du in Sicherheit bist…und es tut mir leid, dass ich dich nicht früher gefunden habe.«
Sie gab ihm einen unschuldigen Kuss auf den Mund. »Ich bin froh, dass du so klug warst, mich überhaupt zu finden. Danke.« Sie glitt von seinem Schoß und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. Ihr gesunder Menschenverstand kehrte nur langsam zurück. Sie musste das Bedürfnis unterdrücken, wieder zu ihm hinüberzurutschen und so zu tun, als gäbe es nichts auf der Welt, das sie trennte.
An einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit.
Wann hatte sie sich bloß in solch eine törichte Träumerin verwandelt?
Gabe nahm einen großen Schluck von seinem Eiswasser.
Sie machte es ihm nach, in der Hoffnung auf ein bisschen Abkühlung.
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und rieb sich die Handflächen an den Oberschenkeln ab. Nachdem er sich ein paarmal geräuspert hatte, sagte er: »Kommen wir lieber zur Sache, falls Ethan an den Rohrleitungen lauscht.« Er blinzelte ihr zu. »Erzähl mir, was passiert ist. An was erinnerst du dich, bevor du von der Straße abgekommen bist?«
»Es ist alles so schnell gegangen. Ich bin unter der Überführung durchgefahren, und plötzlich kommt ein Stein durch meine Windschutzscheibe geflogen. Ich habe mich geduckt…vielleicht habe ich auch aufs Gas getreten. Im nächsten Moment rase ich schon den Abhang hinunter und krache durch die Bäume. Äste knallen gegen den Wagen, und dann habe ich wohl irgendetwas so fest gerammt, dass sich der Airbag aufgeblasen hat und der Wagen stehen blieb. Wie man so schön sagt, wenn man
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