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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weski
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bittet er um Ruhe, endlich bekommt er sie, Sedlmeyer,
sagt er, der Pressechef des Ministerpräsidenten hat angerufen,
Karl Keiser, Karossenkeiser, der Chef des Limou- &
Laster-Konzerns liegt im Sterben, vielleicht, sagen kann es keiner,
ist er schon tot, aber noch liegt er im Sankt-Vitalis-Krankenhaus,
und da ist es dem Ministerpräsidenten ein Anliegen, ans
Krankenbett zu eilen, Händchen zu halten, und wir, ruft der alte
Röder dazwischen, sollen wie zufällig dabei sein und
draufhalten, so in etwa, antwortet Senne und fährt fort,
natürlich hat uns Sedlmeyer ganz vertraulich informiert, so wie,
ruft ein anderer dazwischen, das Erste, das Zweite, die Dritten und
noch ein-, zweitausend weitere Privatsender neben TiViForYou ,
Fernsehen nur für dich, schon recht, wir sind alle Demokraten
und unser Landesvater hat in sechs Monaten eine Wahl zu gewinnen, da
muss man sich schon um seine Schäfchen kümmern, vor allem,
wenn davon eine ganze Branche und hunderttausend Arbeitsplätze
betroffen sind, also bitte weniger Sarkasmus, mehr Sinn für die
schwere Stunde, die wird so ziemlich exakt um vierzehn Uhr sein, also
in rund anderthalb Stunden, Zeit genug also, zum Krankenhaus zu
fahren und sich gute Plätze zu sichern, und bitte, nur die
besten Bilder, schließlich wollen wir unserem Nachrichtenformat
Ehre machen, das erreichen wir aber nicht, wenn wir um zwei nur mit
zweien beim Krankenhaus sind, es müssen auch zwei direkt zum
Konzern, die anderen Vorstände müssen interviewt werden,
zwei müssen zu Keisers Wohnhaus, da muss
mehr bei rumkommen als ein Hundertfuffzigsekünder für Achtzehndreißig,
was wir brauchen ist ein fünfzehnminütiges Feature über
Keiser, woher er kommt, was er bewegt hat, was seine Visionen waren,
wie es jetzt ohne ihn weitergeht, wer nach ihm kommt und ob es schon
Kandidaten gibt und wenn ja, welche, kurze Features über
mögliche Nachfolger, all das, Senne hört überhaupt
nicht mehr auf zu reden, also, Möller und Fink mit dem großen
Aufgebot zum Krankenhaus, schnappt euch einen Ü-Wagen, die
andern bilden mobile Einsatztrupps, mit Mikro und Handkamera, Röder
und Giesecke gehen direkt zum Vorstand oder was noch von ihm übrig
ist, Lohmann und Föhrenbach zu Keisers Wohnhaus, Köller und
Hecker schauen, dass sie Statements von einem der Aufsichtsräte
kriegen, und Wenzel taucht schon mal ab ins Archiv, und bitte nicht
nur Persönliches, sondern auch den ganzen Krempel, wie der
Konzern damals bei Keisers Machtübernahme aussah, wie er sich
entwickelt hat, also los, meine Herrn, es ist jetzt zwölf Uhr
siebenunddreißig, Achtzehndreißig ist in noch nicht
einmal sechs Stunden, die Zeit läuft.

24
Ping ,


    … grün
läuft die Welle über den Monitor, Harald, der
Zivildienstleistende, hat vor kurzem erst sein Abitur gemacht, jetzt
dient er auf der Intensivstation des Sankt-Vitalis-Klinikums, vor
zwei Stunden sind er und eine Schwester zur Notaufnahme gerufen
worden, dort haben zwei Ärzte von der Stroke Unit mit
dem gerade vom Notarzt eingelieferten alten Mann auf
sie gewartet, gerannt sind sie, die Trage mit dem fahrbaren Untersatz
haben sie durch die Gänge bugsiert, hier und dort anstoßend,
er selbst immer eine Hand am Bett, die andere am Infusionsständer, Ping , sie haben sich kurz und hektisch in der Aufzugtür
verkeilt, endlich Abfahrt, aber jedes Stockwerk eine Ewigkeit, jetzt
liegt ihm der Alte gegenüber, eine Fliege im Netz der
Gerätemedizin, alle Vitalparameter im Blick, Blutdruck, Puls
unter Kontrolle, die Sauerstoffzufuhr über den Tubus
gewährleistet, die Computertomographie ist angeordnet und wird
wohl in den nächsten Stunden durchgeführt werden,
Elektroden messen Herzschlag und Hirnströme, Ping , beide
Kurven werden aufgezeichnet, der Name Keiser sagt selbst ihm etwas,
den kennt man, einer der ganz großen unter den
Wirtschaftsfuzzis, jetzt aber ganz unten, selbst die Ärzte
glauben nicht, dass sie noch etwas für ihn tun können,
aber, hippokratischer Eid, alles zu Nutz und Frommen, alles zur
Abwendung von Schaden und Willkürlichem, Verabreichung von
Tödlichem nicht möglich und wenn es der Alte auch selber
wollte, Ping , ruhe in Frieden, hier, abgeschirmt durch
Paravents von den anderen, bei gedämpftem Licht, Harald hat ihm
die Kompressionsstrümpfe angezogen, die Thrombosespritze hat ihm
Schwester Brigitte mit Schwung in den Oberschenkel gejagt, keine
Reaktion bei dem Alten, nicht einmal eine einzige Theta-Welle auf dem
Monitor, nun hört Harald sowohl das

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