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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weski
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verfallend, synchronisiert die Lippenbewegungen des Alten,
Jonge, sei ainfach ein bissken jelassener, watt willse denn, dir kann
doch keiner, Senker schaut in den Rückspiegel, auch die nicht,
hinter ihm, im kleinen Schwarzen, da herrscht aufgeräumte
Betriebsamkeit, auch die sind ihm schon vorher aufgefallen, durch
halsbrecherische Überholmanöver, Frau am Steuer, eher
ungewöhnlich, jetzt hantieren die jungen Leute mit Schere,
Kleber und Papier herum, was bekleben die denn, er reckt ein wenig
den Hals, aber er kann es nicht erkennen, Senker hört wieder
seinen Chef, mit sowas muss man doch rechnen, Senker, Stau muss man
einplanen, als ob der alles einplante, die Karten, Senker, die
Karten, nölt sein Chef in Gedanken, total versumpft, schauen Sie
mal, wie wolkig die gedruckt sind, wie haben Sie das dem Drucker
durchgehen lassen können, bei dem Papier, da sind doch solche
Rasterweiten gar nicht drin, ihm wird heiß, wenn er nur daran
denkt, da wird er durch müssen, da gibt es keinen Ausweg, hätte
der mal den Wagen mit einem Navigationssystem ausgestattet, stünde
er jetzt nicht im Stau, oder besser noch mit einer Klimaanlage,
höllisch heiß ist ihm, für Juni, da, die Baustelle,
jetzt wollen sie natürlich alle noch einscheren, im
Reißverschlussverfahren fädeln sich die Punkte auf einer
Reihe ein, passieren die Engstelle und beschleunigen, um auf den
großen roten Fleck zuzurasen, der sich von oben rot im Grünen
ausnehmen wird, an den Rändern ausfransend, die
Landeshauptstadt, Senker gibt Gas.

26
Aus
dem Nichts …

    … kommt
der Wagen, plötzlich taucht er hinter dem langsam ausrollenden
Kombi auf, überholt ihn, mitten im Ort, und er, mitten auf der
Straße, ein schwarzer Wagen, lautes Hupen, alles geht rasend
schnell, in Zeitlupe, die Kühlerhaube kommt direkt auf ihn zu,
er lässt die Mappe fallen und springt, die gefalteten Blätter
fallen auseinander, werden vom Wind verweht, landen auf der Straße,
im Dreck, in Pfützen, dort liegt auch er, er hat sich die Hose
zerrissen, die Knie aufgeschürft, die Handballen, ihm ist übel,
er sieht dem Wagen nach, der auf der schnurgeraden Straße
davonfährt, in Richtung Hauptstadt, die Fahrerin des Kombis
steigt aus ihrem Wagen, was war das denn, fragt sie, sie steht auf
ganz wackligen Beinen, brauchen Sie Hilfe, fragt sie den Mann, der
noch immer auf der Erde, auf dem Bordstein sitzt, neinnein, sagt er,
geht schon, er versucht sich zu erheben, sie kommt trotzdem, fasst
ihn unter der Achsel, zieht ihn nach oben, andere Autos umfahren den
Kombi, der noch immer mit laufendem Motor auf dem Zebrastreifen
steht, die Frau und der Mann schauen sich an, Danke, sagt er
verlegen, dann bückt er sich und beginnt, die Blätter
aufzusammeln, sie hilft ihm dabei, ein Formular, verdreckt,
eingerissen, sie schaut den Mann an, geht auf ihn zu, gibt ihm die
Blätter, er blickt zur Seite, er sagt nochmals Danke, nickt und
wendet sich ab, unsicher wirkt er, er knickt mit dem linken Fuß
ein, sie schaut ihm hinterher, machen Sie’s gut, ruft sie noch,
und er hebt den Arm und winkt, gebeugt, ohne sich umzusehen.

27
Ick
weeß, det is jetz …

    … nur
schwer vermittelbar, sagt der untersetzte Mann zu dem Sachbearbeiter
Konrad Kurz, er hat es gerade noch zu seinem Termin geschafft, und er
hat seine Unterlagen dabei, der Hartz-IV-Antrag ist ausgefüllt,
er liegt auf dem Schreibtisch, zwischen ihnen, aber die Reifenspuren
darauf sind unübersehbar, neinnein, sagt jetzt der Vermittler,
mein lieber Herr Rettkow, mir ist ja schon viel untergekommen,
Kaffeetassenränder, umgeknickte Seiten, Eselsohren, selbst
zerrissene und wieder zusammengeklebte Anträge sind mir
vorgelegt worden, nicht einmal selten, aber ich habe noch keinen,
niemanden, nie, vor mir gehabt, der mit seinem Wagen über den
Antrag gefahren ist ... ick bin ja gar nich ... will Herbert Rettkow
erwidern, aber er kommt nicht zu Wort, nein, ehrlich mein Lieber, ich
möchte gar nicht so genau wissen, was das da ist, Kurz zeigt
dabei auf bräunliche Flecken, und ich will auch gar nicht sagen,
was ich davon halte, dass Sie mir Ihren Antrag derart ungeordnet
übergeben, ehrlich, ich meine es gut mit ihnen, aber Sie müssen
selbst zugeben, dass das weit über das Maß des, nun, sagen
wir mal, Nachvollziehbaren hinausgeht, Rettkow hat versucht, es ihm
zu erklären, er ist noch außer Atem, immer noch sichtlich
geschockt, er selbst ist verdreckt und man sieht ihm an, dass er
gefallen sein muss, er hat stockend angedeutet, dass er

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