Pitch (German Edition)
zurück, ein Aperitif folgt, eine Vorspeise,
Hühnerfleisch an Spießen, panierte Frühlingsrollen
mit verschiedene Saucen, süß-sauer die einen, von Chili
scharf die andern, Mellendorf lässt es sich schmecken, kleine
Bissen kaut er langsam und genüsslich, während Fontaine
sich etwas linkisch zu sortieren scheint, meine Frau, sagt er
entschuldigend, kritisiert immer, dass ich zuviel in den Taschen
habe, ja, sagt Mellendorf, so sind sie, unsere Frauen, immer um unser
Auftreten besorgt, ja, sagt Fontaine, und Verständnis wollen
sie, und ich für meinen Teil bin auch stets bemüht, diese
Verständigung herzustellen, Mellendorf zieht die Mundwinkel
herunter, die rechte Augenbraue zuckt ironisch, da stellen Sie sich
aber ein schlechtes Zeugnis aus, stets bemüht und nie gelungen , das
muss frustrierend sein, Fontaine reibt sich abwesend die Schläfe,
ooch, mitunter gelingt es durchaus und das sind immer wieder schöne
Augenblicke, er betrachtet die Intarsien an den Wänden, die
verschlungenen Ornamente, die Buddha-Figuren in den Ecken, er fühlt
sich beobachtet, von den stummen Dienern, erst jetzt fällt ihm
der Spiegel hinter Mellendorfs Referenten auf, in dem sich die maskenhaften Gesichter der
beiden Thais spiegeln, sie haben etwas lemurenhaftes, unwillkürlich
dreht er sich zu ihnen um, Mellendorf sagt, das ist ein Grund,
weshalb ich das Baan Cali so
liebe, wegen seiner stummen Diener, stumme Diener, fragt Fontaine,
ja, sagt Mellendorf, die beiden sind stumm, stumm und taub, sie
können von den Lippen lesen und verstehen Thai, aber kein Wort
Deutsch, es geht das Gerücht, ihnen sei, natürlich noch in
Asien, vielleicht sogar extra für diesen Job, die Zunge
herausgeschnitten und das Trommelfell durchstochen worden, Fontaine
zuckt unangenehm berührt zurück, nur ein Gerücht, wie
gesagt, beschwichtigt ihn Mellendorf, wer kann schon wissen, ob etwas
Wahres daran ist, jedenfalls geht hier alles über Gestik, es sei
denn, man spricht ihre Sprache, so wie ich, ja, richtig, sagt
Fontaine, Sie haben ja lange dort unten gelebt, natürlich, sagt
Mellendorf, ich bitte Sie, Jürgen, weshalb dieses überraschte
Erinnern, Sie waren doch auch einmal mein, nun, sagen wir, mein Gast,
Fontaine blickt ihn wie überrascht an, nein, ehrlich, Jürgen,
fährt Mellendorf fort, man isst hier wunderbar, und man ist die
ganze Zeit ungestört, es ist der ideale Platz für
vertrauliche Gespräche, Fontaine schaut zu, wie die stummen
Diener die weiß-blauen Porzellanschälchen abräumen
und allerlei thailändische Spezialitäten herbeibringen, mit
grüner und roter Chilisauce, mit eigens kreierten
Currymischungen, gebratenes Enten- und anderes Geflügelfleisch,
zartes Rind auf Broccoli, Mellendorf beachtet sie gar nicht, wir
haben wirklich einiges zu besprechen, was nicht für fremde Ohren
bestimmt ist, Fontaine nickt nur, wussten Sie eigentlich, sagt
Mellendorf, dass ich tatsächlich nie etwas ohne einen Plan B
mache, nein, sagt Fontaine, aber da Sie es erwähnen, ist mir so,
als hätte ich‘s bereits geahnt, seine Augen sind kurz auf
den Spiegel gerichtet und treffen dort auf den Blick der Thais, die
wieder dastehen, als hätten sie sich nicht gerührt, aus
schmalen Schlitzen schießen scharfe Blicke, sie lesen von den
Lippen, denkt Fontaine, und sie verstehen auch Deutsch, mein Plan B,
sagt nun wieder Mellendorf, war, Magellan‘s Ads
rauszuschmeißen, zur Not, wenn es nicht anders ginge, durch
eine kleine Diskreditierung von Worbs, Worbs, fragt Fontaine, ja,
unser guter Worbs hat eine
ganze Menge Dreck am Stecken, sagt Mellendorf, Sie
deuteten das bereits an, sagt Fontaine, ja, schauen Sie, es gibt da
eine nette kleine Akte, die einige Informationen enthält, für
die sich diverse Staatsanwälte durchaus interessieren dürften,
aha, sagt Fontaine, ja, sagt Mellendorf, denken Sie, Worbs war im
Osten ein ganz großer Strippenzieher, bei dieser
Raffineriesache, Sie wissen doch, Mitte der Neunziger, der wilde
Osten, eine Goldgrube für alle, die wussten, wie man die Kuh
melkt, wie sollten Sie nicht, über Ihre Bank floss damals
schließlich auch eine ganze Menge Geld, und keiner weiß
wohin, Fontaine sagt nichts dazu, die Schärfe des Essens und die
schwül-stickige Luft setzen ihm zu, er tupft sich mit seiner
Serviette den Schweiß von Stirn und Oberlippe, Mellendorf fährt
fort, und Worbs war gut, da wurde ja schließlich nicht schlecht
ermittelt, wiewohl von anderer Seite ja auch gut verschleiert wurde,
oder gedroht, er macht eine kurze
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