Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weski
Vom Netzwerk:
spielen, ach ja, sagt sie, aber kämpfen kannste, sie muss
lachen, das Dope zeigt Wirkung, klar kann ich kämpfen, sagt er,
er schwingt sich aufs Bett, zieht sein Hemd aus und bringt sich in
Pose, zeigt magere Muskeln an dünnen Ärmchen, und, fragt
er, wie ging das Ganze aus, du, sagt sie, weiß ich gar nicht so
genau, plötzlich rief irgendeine Frau, Jasamal oder so was, dann
war Mackie Messer plötzlich weg, der Gelbe, wie, fragt er, der
Gelbe, war das ein Chinese, nee, sagt sie, der hatte nur was Gelbes
an, also der Gelbe stand noch ein bisschen verdutzt rum und war dann
plötzlich auch weg, genauso wie die Leute, plötzlich waren
sie alle weg, als wäre nichts gewesen, ist ja krass, sagt er,
sie liegen nebeneinander, stell dir mal vor, gehst mir nichts dir
nichts durch die Stadt und hast auf einmal ein Messer an der Kehle,
und alle stehen nur herum und schauen zu, wie du schier abgestochen
wirst, beiden ist ein wenig mulmig, ihr mehr als ihm, weil sie es
miterlebt hat, wie ein Einbruch in die Normalität war es
gewesen, wie es ihm jetzt wohl geht fragt sie, wem, fragt er, na, dem
Gelben.

84
Alles
ist sehr schnell gegangen, …

    … tatsächlich
kann es kaum länger als eine halbe Minute gedauert haben, hey,
hat Sibylle Piester-Chor noch gerufen, angerempelt hat sie der Kerl,
als er an ihr vorbei auf den Schönen zugestürmt ist, dem
sie gerade einen flüchtig beifälligen Blick zuwerfen
wollte, schon von weitem ist er ihr aufgefallen, ein Hübscher im
feschen Sommeranzug, gemustert hat sie ihn, beobachtet, ob er ihren
Blick erwidern würde, ein Sekundenflirt im Vorübergehen,
das Sahnehäubchen ihrer Shoppingtour, viel versprechend,
unverbindlich, zu nichts führend, ein kleiner Test bloß
ihrer Weiblichkeit, und dann dieser alles vermasselnde Rempler,
direkt vor dem Café Muse, einmal um die eigene Achse hat sie
sich gedreht, eine hübsche Pirouette muss es gewesen sein, als
sie sich wieder gefangen hat, stehen neben ihr lauter Passanten, die
auf die Männer schauen, mit beiden Händen stößt
der Rempler den Schönen vor die Brust, flickflack fliegt ein Knopf durch die Luft, wie der eine vordringt, weicht der
andere zurück, taumelnd, tanzend, sich gegenläufig
bewegend, hey, ruft der Geschockte im Gelben, nach allen Regeln der
Kunst wird er hier zerlegt und durch den Ring geschubst, auf den
Hosenboden setzt er sich, doch plötzlich hält der Angreifer
inne, sein Rücken versteift sich, über seine Schulter
hinweg fällt Sibylle Piester-Chors Blick auf das Gesicht eines
Mädchens, das den Angreifer ansieht, hinter ihr ruft eine Frau Ya ş ar ,
aber er reagiert nicht, er stürmt an dem zu Boden Gestoßenen
vorbei durch die Menge und weg ist er.

85
Wie
ein Ausdruckstänzer …

    … erscheint Ya ş ar Betty Runge, als er vorspringt und den anderen niederstößt,
die junge Tochter des Malers kennt Ya ş ar aus dem Betrieb ihres Vaters, sie hat ihn oft gesehen, wenn sie vom
Ballett gekommen ist und die Gesellen des alten Meisters von der
Baustelle, ganz nett unterhalten hat sie sich mit ihm hin und wieder,
viel gemeinsam haben sie nicht, aber hübsch sind sie beide,
geprickelt hat es zwischen ihnen, wie es oft vorkommt, wenn einen
mehr voneinander trennt als verbindet, nun sieht sie ihn hier auf dem
Marktplatz, mit einem anderen rangelnd, sie hat ihn sogar schon etwas
eher gesehen, im Café hat er gesessen, mit seiner Schwester,
unverkennbar die Ähnlichkeit, aufgesprungen ist er, wegen ihr,
hat sie geglaubt und erfreut die rechte Hand zur Begrüßung
erhoben, doch noch in der Bewegung ist sie ihr eingefroren, die
Stimmen um sie herum verschwimmen zum Rauschen und wie in Zeitlupe
verlangsamen sich die Passanten, Pantomimen in einem Stück ohne
Vorgaben, ein kleiner Knopf fliegt auf sie zu, so langsam, zum
Greifen nah, er dreht sich geruhsam um die eigene Achse, als wolle er
allen auch seine Kehrseite zeigen, für den Bruchteil einer
Sekunde steht die Zeit still, ist das er, mit dem sie sich sonst so
nett unterhält, ist das er, an den sie so gerne denkt, in der
Schule, im Ballett, auf dem Heimweg, am Abend im Bett, und am Morgen
vor dem Aufstehen, kann das sein, dass jetzt noch mehr daraus wird,
wie sie bis gerade eben glaubte, dann fliegt er weiter, der Knopf,
Yaşar sieht sie, hält inne und läuft rot vor Scham und
wutentbrannt an ihr vorbei, durch die Menge, die ihn durchlässt,
der Kreis der Zuschauer löst sich auf und nichts weist mehr
darauf hin, dass hier vor nur wenigen Sekunden die schöne
Ordnung

Weitere Kostenlose Bücher