Pitch (German Edition)
durchbrochen worden ist, nichts, außer dem abgerissenen
Knopf auf der Erde.
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Ein
Kreis …
… hat
sich auch an anderer Stelle gebildet, in der Agentur Magellan‘s
Ads, um den Fuß der Gangway , die Ferdinand von
Lachmann-Zeil nun hinabsteigt, gefolgt von Alex Mack, und oben am
Geländer, wie ein zweiter Gottvater im Kreise seiner Cherubim
und Seraphim, steht Altenberg und sein Anhang, unten am Fuß der
Treppe hat sich die Mannschaft versammelt, es klingen die Gläser,
Zeit für eine Rede, im Hintergrund die Presse, die ganz offen
nun das Notizbuch zückt und sich mit Bleistift Stichworte
notiert, Gerd Stein sieht es mit Skepsis, der Mann fürs Desktop
Publishing, der noch mit dem Bleisatz umzugehen gelernt hat, ist der
älteste Mitarbeiter der Agentur, einer der ersten Stunde, viele
Veränderungen hat er miterlebt, mal sind sie zu Kundenteams
gruppiert worden, die nur für einzelne Großkunden
gearbeitet haben, mal hat man sie zu Units zusammengeschlossen, die
wie kleine eigenständige Agenturen handelten, stets war das
Immergleiche unter anderem Namen dabei herausgekommen, letztlich war
er wie jeden Tag vor dem Bildschirm gesessen und hatte Feindaten
eingefügt, den Flattersatz berichtigt und Layouts druckreif
gemacht, und nicht anders hatten es die Grafiker und die Texter
gehalten, die einen gestalteten ihre Ideen und die anderen schrieben
ihre Texte, früher hatte Börner, Ferdis verstorbener
Kompagnon, solche Umstrukturierungen mit hochtrabenden Reden als
großartige Visionen verkündet, nun muss seit geraumer Zeit
Ferdi selbst ran, Gerd weiß, dass das Ferdi nicht liegt, große
Worte sind nicht seine Sache, doch jetzt, denkt Gerd, steht ihnen
etwas wirklich Neues ins Haus, liebe Mitarbeiter, hört er seinen
Chef sagen, nicht dass Ihr es morgen aus der Presse erfahrt, von
Lachmann-Zeil nickt den Journalisten in der letzten Reihe zu, aber
Großes ist im Gange, Gerd denkt, dass das unmöglich etwas
Gutes bedeuten kann, jahrelang, fährt Ferdi fort, waren wir
stolz darauf, ein inhabergeführtes Unternehmen zu sein, eine
unabhängige Agentur, die mit den großen Netzwerken zwar
nicht konkurrieren konnte, aber neben und bei ihnen einen guten
Eindruck hinterließ, wir haben im Markt einen guten Namen, doch
da draußen herrscht ein Hauen und Stechen, ich werde nicht
jünger, die Agentur wird nicht ewig von mir geleitet werden
können, höchste Zeit also, den Wechsel einzuleiten und den
geordneten Rückzug anzutreten, Gerd hört es und fragt sich,
warum dann da Alex und nicht Jo hinter Ferdi steht, in den kommenden
Jahren, fährt Ferdi fort, werde ich mich aus dem operativen
Geschäft Schritt für Schritt zurückziehen und meine
Aufgaben sukzessive an Alex übergeben, ein Raunen geht durch die
Reihen, wieso nicht Jo, werden sich manche von Euch fragen, tja,
Ferdi zögert einen Augenblick, tja, Jo wird uns verlassen, ich
habe eingehend mit ihm gesprochen und wir haben einvernehmlich
festgestellt, dass das nicht die geeignete Aufgabe für ihn ist,
ich bedauere das sehr, aber so ist es nun einmal, Gerd beobachtet
Ferdi genau, sein Blick wandert von ihm zu Alex Mack, wie viele
dieser jungen Durchstarter hat er gesehen, wie viele dieser Jo
Neuhäuser oder Alex Macks, oder wie sie sonst geheißen
haben, sind durch diese Agentur gegangen, als würde ihnen die
Welt gehören, und wie der Alte vom Berge hatte Ferdi ihnen das
Blaue vom Himmel versprochen, sie alle mussten sich gefühlt
haben wie im Paradies, und darüber hatten die meisten vergessen,
dass dieses Paradies von ihnen Leistungen verlangte, die sie
unmöglich in der abendlichen Skatrunde mit ihrem Chef erbringen
konnten, und so schnell sich Ferdi für seine Ziehsöhne
erwärmte, so schnell erkalteten auch seine Gefühle, wenn
sie seinen Erwartungen nicht entsprachen, Alex Mack, der da
selbstzufrieden hinter Ferdi lächelt, wird da keine Ausnahme
sein, Ferdi fährt fort, Alex hingegen ist ideenreich,
konzeptionsstark und denkt wie ein Unternehmer, er ist der geeignete
Mann, Magellan‘s Ads in die Zukunft zu führen, eine
Zukunft freilich, die unter ganz anderen Vorzeichen stehen wird,
Ferdi macht eine Pause, ich habe mich entschlossen, die Agentur zu
verkaufen, das ist kein Grund zur Besorgnis, sondern ein Anlass zur
Freude und sicher für viele eine Chance, vorerst wird sich hier
gar nicht soviel ändern, neunundvierzig Prozent bleiben zunächst
weiterhin in meinem Besitz, die restlichen Anteile werde ich erst in
einigen Jahren abtreten, an wen, werdet Ihr Euch
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