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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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schwächelnde LED.
    Sie war wunderschön.

2 Das Geschenk
    2
    DAS GESCHENK
    Als es nur noch fünfzig Meter bis zum Kontrollposten der Wassileostrowskaja waren, hauchten die Batterien endgültig ihr Leben aus. Der verloschene Lichtschein der Lampe spukte noch kurz vor Iwans Augen. Beim Weitergehen orientierte er sich an einem schwachen gelben Lichtfleck, den die Nachtbeleuchtung der Station in die finstere Röhre warf. Das Platschen seiner Stiefel im seichten Wasser hallte durch den Tunnel.
    Man bemerkte ihn spät, obwohl er sich nicht verbarg. Waren die dort alle eingeschlafen?
    »Stehen bleiben! Wer da?!«, bellte jemand und ein Scheinwerfer leuchtete auf.
    Iwan drehte den Kopf zur Seite und hielt sich schützend den Unterarm vor die Augen. Hatten die sie noch alle?! Der weiße Scheinwerferstrahl bohrte sich in seinen Körper wie die Flamme eines Schneidbrenners.
    »Eigener Mann!«, rief Iwan.
    Er spürte instinktiv, wie sich das auf einem zusammengeschweißten Rohrgestell montierte Maschinengewehr in seine Richtung drehte, und hörte das metallische Klicken des Verschlusses beim Spannen der Waffe.
    Der Lichtstrahl war verheerend. Iwan bedeckte die Augen mit den Händen und drehte sich mit dem Rücken zum Scheinwerfer, doch es half nichts. Das erbarmungslose Licht durchdrang Kleidung, Haut, Muskelfasern, Blutkörperchen und Knochen und traf seine Augen. Unter Iwans Lidern brannte es lichterloh.
    »Halt, oder ich schieße«, drohte der Typ am Maschinengewehr.
    Iwan erkannte die sich überschlagende, fast hysterische Stimme. Es war ausgerechnet Jefiminjuk. Schöner Mist.
    »Nicht schießen«, rief Iwan mit ruhigem Befehlston. »Die Parole! Hörst du? Die Parole lautet Hochzeit!«
    Keine Reaktion.
    Die Sekunden dehnten sich zur Ewigkeit. Iwan überlief es kalt bei dem Gedanken, dass Jefiminjuk imstande war, ihn trotzdem zu erschießen.
    Ausgerechnet jetzt, das passt ja prima, dachte er wütend, dabei hatte ich extra darum gebeten, keine Psychopathen zur Wache einzuteilen.
    »Wir haben eben zu wenig Leute, Iwan, das weißt du doch selbst«, hatte Postyschew gejammert. »Ich weiß nicht, wie ich die Löcher im Dienstplan stopfen soll.«
    Na toll, wenn dieser Idiot mich jetzt mit einer Salve ummäht, habe ich jedenfalls mehr Löcher als du in deinem verdammten Dienstplan. DasNSW mit seinen 12,7-Millimeter- Stahlkerngeschossen ist schließlich kein Spielzeug, das man einem x-beliebigen Trottel in die Hand drückt. Solche Maschinengewehre wurden an Kontrollposten der Armee eingesetzt, und von so einem Posten war es sicher auch abmontiert worden.
    »Parole: Hochzeit!«, wiederholte Iwan ohne große Hoffnung, dass man ihm überhaupt zuhört.
    Schweigen.
    »Wer da?«, fragte Jefiminjuk endlich.
    »Der Bräutigam!«, erwiderte Iwan.
    Abermals Schweigen. Dann wurde das MG mit einem leisen Klacken entspannt.
    »Bist du das, Iwan?«
    Am liebsten hätte Iwan laut geflucht, aber er war zu erschöpft und seine Erleichterung doch größer als sein Zorn.
    »Ja.«
    »Uff«, seufzte der Wachposten.
    Von wegen »uff«, dachte Iwan. Was soll ich da sagen?
    »Mach den Scheinwerfer aus, das Ding blendet wie Sau!«
    Von Kopf bis Fuß mit lehmigem Matsch verschmiert, überwand Iwan die letzten Meter bis zum Kontrollposten und sah Jefiminjuk vorwurfsvoll an.
    »Wer hat hier das Kommando? Warum bist du allein?«
    »Ich … äh …«, stammelte Jefiminjuk. »Also …«
    »Wer hat heute das Kommando über den Posten?«, fragte Iwan lauter.
    Jefiminjuk senkte den Blick. »Sasonow«, gab er endlich zu. »Tut mir leid wegen dem Maschinengewehr, Chef, war echt keine Absicht. Sasonow war vorhin schon da, aber dann musste er mal kurz weg.«
    Sasonow also.
    »Und wohin?«
    »Woher soll ich das wissen? Keine Ahnung.«
    »Schlamperei«, grummelte Iwan. »Ihr hört noch von mir.«
    Er schob Jefiminjuk zur Seite, stieg über die Sandsäcke und trat ins Licht der Station.
    Die Wassileostrowskaja war eineMetrostation geschlossenen Typs. Nachts waren alle Stationstüren geschlossen bis auf zwei, wobei eine aufs linke und eine aufs rechte Gleis führte. Manchmal wurde auch etwas tiefer im Tunnel, in Richtung Primorskaja , ein Posten eingerichtet – in der Regel während der »Hauptblütezeit«, wenn massenhaft Getier aus dem Meer durch den Tunnel kroch und man mit dem Abknallen kaum hinterherkam.
    Heute hatte der gewöhnliche Posten am Tunnelausgang versagt. Wie konnte ein mit allen Wassern gewaschener Kämpfer wie Sasonow nur so fahrlässig sein? Im

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