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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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dass er da ist. Er verfolgt uns. Jetzt … gleich …
    »Auf elf Uhr!«, schrie Iwan.
    Der Skinhead schwenkte das Gewehr. Stille. Bewegung. Ein Piepsen.
    »Riesig und grauenvoll, allerdings«, kommentierte der Oberführer spöttisch.
    Im Lichtkreis der Lampe erschien eine große, graue Ratte, ließ sich in aller Ruhe auf einer Gleisschwelle nieder und sah die Menschen voller Verachtung an.
    Sie waren bereits eine gefühlte Ewigkeit unterwegs, doch der Tunnel schien kein Ende zu nehmen.
    »Ich kann es auch einfacher erklären.« Der Professor wiegte den Kopf und zupfte an seinem Bart. »Ratten sind ein gutes Beispiel. Fällt mir gerade ein, weil wir vorhin eine gesehen haben.«
    »Was haben die denn damit zu tun?« Iwan, der gerade vorausging, schob seinen Helm in den Nacken und wischte sich den Schweiß von der Stirn. In einem unbekannten Tunnel musste man stets auf der Hut sein. Er rückte den Helm wieder zurecht und ging weiter. Mit gleichmäßigen Kopfbewegungen leuchtete er den Tunnel aus.
    »Eine Ratte stirbt niemals an Altersschwäche«, erklärte Wodjanik. »Können Sie sich das vorstellen, Iwan? Eine Ratte, die ewig lebt. Ein irrer Gedanke, aber theoretisch absolut möglich. Es ist beinahe beängstigend, mit welcher Zählebigkeit die Natur diese Nager ausgestattet hat.«
    »Aber Ratten leben doch nicht ewig«, warf der Oberführer ein.
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Früher oder später krepieren sie.«
    »Richtig, aber wissen Sie, woran?«
    Iwan seufzte. Mit seinen epochalen Erkenntnissen über den Weltenlauf ging ihm der Professor mitunter etwas auf die Nerven. Trotzdem fragte er pflichtbewusst: »Woran denn?«
    »An Krebs.«
    Iwan stutzte.
    »Tatsächlich? An Krebs?«
    »Genau. Alle Ratten gehen früher oder später an Krebsgeschwüren zugrunde. Andernfalls würden sie ewig leben und sich explosionsartig ausbreiten wie eine Heuschreckenplage. Sie würden die Erde kahl fressen bis auf den nackten Stein. Und anschließend würden sie sich gegenseitig auffressen, bis nur noch eine einzige riesige Ratte übrig wäre, die alle anderen aufgefressen hat.«
    Iwan stellte sich diese fette Monsterratte vor, wie sie auf dem kahlen Erdball saß und mit ihren Knopfaugen in die Leere des Alls blinzelte. Um ihren Hals hing eine Kette mit Rattenschädeln.
    »Ein anderes Ökosystem?«, fragte Iwan.
    »Ich würde eher von einem Plan B der Natur sprechen.«
    Wodjanik kam allmählich außer Atem. Aufgrund seiner beachtlichen Leibesfülle wurde er auch bei normalem Gehtempo rasch müde. Iwan gab das Zeichen zur Rast.
    »Uff! Danke, Wanja.« Der Professor ließ sich direkt auf dem Gleis nieder und atmete durch. »Interessanterweise war zu meiner Zeit die Strahlentherapie eines der effektivsten Mittel bei der Behandlung von Krebs.«
    Iwan dachte nach.
    »Das würde ja bedeuten, dass Ratten, die in verstrahlten Gebieten an der Oberfläche herumlaufen, automatisch ihre Krebsgeschwüre loswerden.«
    »Genau das will ich damit sagen. Im Prinzip hindert sie jetzt nichts mehr daran, ewig zu leben. Wir wissen generell sehr wenig darüber, welche Lösungen die Natur für den Notfall bereithält. Die Ratten sind zum Beispiel ein idealer Plan B für den Fall einer Atomkatastrophe. Oder für den Fall eines Meteoriteneinschlags – denken wir nur an die Tunguska-Explosion. Auch dabei wird Radioaktivität freigesetzt. Dasselbe gilt übrigens für verheerende Vulkanausbrüche, bei denen sich die Erde in einen stockfinsteren Planeten verwandelt, der durch die Kälte des Weltalls fliegt. Verstrahlte Gegenden sind ein idealer Lebensraum für Ratten. Sie leben länger, sterben nicht mehr so häufig an Krebs und breiten sich über die Erde aus. Wunderbare Tiere!«
    Iwan warf einen Seitenblick auf den Professor. Sein Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass er das vollkommen ernst meinte.
    »Ich kann mir gut vorstellen, dass die Zunahme der Krebserkrankungen vor der Katastrophe mit der wachsenden Überbevölkerung zusammenhing. Die Natur musste sich eben etwas ausdenken, um die menschliche Population zu begrenzen. Die Krankheit Krebs ist nichts anderes als ein Mittel der Natur zur Populationskontrolle. Und bei katastrophalen Veränderungen wird dieser Kontrollmechanismus eben außer Kraft gesetzt.«
    » Who wants to live forever «, sang der Oberführer. »Unsterbliche Ratten in Schottenröcken bekämpfen sich mit Schwertern. Highlander – es kann nur einen geben!«
    Der Professor schmunzelte.
    »Es ist komisch, aber letztlich läuft es

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