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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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ziemlich auffällig. Man hat sie wegen Kriegsverbrechen verurteilt. Mord, Plünderung, Vergewaltigung. Du weißt schon, was das bedeutet. Ihre Leichen hingen drei Tage im Gleistunnel, wie das nach den Gesetzen des Newski prospekts und der Gostinka vorgesehen ist. Soweit ich gehört habe, konnte jedoch einer von ihnen entkommen. Nach dem suchen sie immer noch.«
    »Wer?« Aus den Augen des Oberführers war jedes Leben gewichen.
    »So ein Älterer. Ich weiß nicht mehr, wie er heißt.«
    »Der Graue«, sagte der Oberführer.
    »Ja, genau. So nannte er sich.« Schakilow sah dem Skinhead in die Augen. »Tut mir leid, mein Freund.«
    Der Oberführer stand auf.
    »Ober, warte!«, rief Iwan.
    Doch der Skinhead winkte ab und ging hinaus. Schakilow machte ein schuldbewusstes Gesicht.
    In der Antike wurden die Überbringer schlechter Nachrichten geköpft, dachte Iwan. Dann stellte er endlich die Frage, die ihm schon von Anfang an unter den Nägeln gebrannt hatte.
    »Weißt du was von Tanja?«
    »Sie trauert.«
    »Verstehe.«
    Sie schwiegen. Im Prinzip war auch alles gesagt. Nun galt es, zu handeln.
    »Ach übrigens …« Schakilow kratzte sich am Hinterkopf. »Neulich habe ich Ramil getroffen. Diesen Moskowiter, erinnerst du dich? Achmets Leibwächter. Stell dir vor, der spaziert hier über den Newski , als wäre er der Chef. Am liebsten hätte ich ihm die Fresse poliert.«
    »Sascha!«, schimpfte Nastja, die gerade mit dem Geschirr vorbeilief.
    »Wieso, das hätte ihm gutgetan«, rechtfertigte sich Schakilow, doch Nastja war schon wieder hinausgegangen.
    »Und wieso hast du es nicht gemacht?«, fragte Iwan und musterte seinen Freund.
    Schakilow hatte sich tatsächlich verändert, zwar nicht augenfällig, aber eben doch.
    »Wanja!«, intervenierte abermals Nastja.
    »Ich weiß auch nicht recht«, antwortete Schakilow nachdenklich. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie vorsichtig wir geworden sind, seit … äh …«
    »Seit meinem Tod? Wolltest du das sagen?« Iwan zog die Augenbrauen hoch. »Kann ich verstehen.«
    »Sascha, Witalik quengelt, ich kann gerade nicht!«, rief Nastja.
    Nachdem Schakilow hinausgegangen war, um nach seinem Sohn zu sehen, erschien seine Frau in der Tür und sah Iwan angriffslustig an.
    »Wanja, kann ich dich mal kurz sprechen?«
    Iwan ging hinaus und folgte ihr in den schmalen Gang zwischen den Baracken, wo es nach Waschküche roch. Eine junge Frau mit einem Zuber nasser Wäsche zwängte sich an ihnen vorbei.
    »Ist irgendwas passiert, Nastja?«
    Der Blick, mit dem sie ihn fixierte, war sehr ernst. Iwan wusste sofort, dass sie ihm gleich die Meinung geigen würde.
    »Wanja, ich mag dich wirklich gern. Aber bitte lass Sascha aus dem Spiel. Er wäre schon beim letzten Mal beinahe umgekommen. Wegen dir«, fügte sie in typisch weiblicher Unverblümtheit hinzu.
    Iwan überlegte kurz und nickte.
    »Ist gut, Nastja. Ich habe verstanden.«
    Der Digger ging ins Zimmer zurück und quetschte sich wieder an seinen Platz am Tisch. Schakilow hatte seinen Sohn auf den Schoß genommen und spielte »Hoppe, hoppe, Reiter« mit ihm. Iwan zwinkerte dem Dreikäsehoch zu. Schakilow schmunzelte. Der kleine Witalik dagegen schaute ganz ernst und zog seine dünnen Augenbrauen zusammen. Vermutlich wusste er besser als alle anderen, worauf die Sache hinauslief.
    »Wir machen Folgendes«, sagte Iwan. »Du, Sascha, bleibst im Hintergrund. Du bist unsere Absicherung für den Fall, dass etwas schiefgeht.«
    »Aber wieso?«, protestierte Schakilow. »Ich …«
    »Keine Widerrede!«, versetzte Iwan und winkte ab. »Sag mir lieber, was es damit auf sich hat, dass Orlow hier an den Ständen Kosmetikkram kauft. Ich frage mich die ganze Zeit, wozu er das Zeug braucht. Was will er denn mit einer Haarspange? Er ist doch nicht verheiratet und Kinder hat er auch keine. Hat er eine Freundin?«
    Schakilow wandte sich an seine Frau: »Nastja?«
    Die Frau des Diggers prustete herablassend.
    »Na klar, er hat eine Geliebte an der Gostinka . Das weiß doch die ganze Allianz. Und die überschüttet er mit Geschenken. Die Modeschmuckläden am Newski sind schon halb leergekauft.«
    Iwan dachte nach.
    »Und kommt diese Geliebte auch zu ihm?«
    Schakilow sah Iwan neugierig an.
    »Was hast du schon wieder ausgeheckt, Wanja?«
    »Ich habe schon auf dich gewartet …« Orlow öffnete die Tür und erschrak.
    Was hatte denn diese Schreckschraube hier verloren?
    »Hallo, Süßer«, flötete die Frau mit schmachtender Stimme und klimperte mit den

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