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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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getuschten Wimpern.
    Habe ich diese Augen nicht schon mal gesehen?! Verdammt! Das ist doch …
    Orlow stürzte zurück ins Zimmer. In der oberen Schublade seines Schreibtischs bewahrte er eine Pistole auf – eine schöne italienische Beretta. Aber er war zu langsam. Die »Frau« holte ihn ein, riss ihn herum und schlug ihn nieder. Der Geheimdienstchef fiel auf die Seite und stöhnte vor Schmerz. Er drehte sich auf den Bauch, doch als er versuchte wegzurobben, wurde er an den Beinen gepackt. Vergeblich versuchte er, sich an einem Stuhlbein festzuhalten. Der Stuhl fiel einfach um.
    Schreien!, durchfuhr es Orlow, doch im nächsten Moment stopfte man ihm einen schmutzigen Lumpen in den Mund. Während sein Schrei in einem Röcheln erstickte, bohrten sich harte Knie in den Rücken des Geheimdienstchefs.
    »So ist’s brav«, sagte eine Männerstimme. »Und jetzt gib schön die Patschhändchen.«
    Klebeband raschelte.
    In seiner Ohnmacht ließ Orlow alles widerstandslos über sich ergehen.
    Ich verdammter Idiot, dachte er. Wie konnte ich mich so übertölpeln lassen. An allem sind nur die verdammten Weiber schuld. Und wieso ist dieser Iwan eigentlich noch am Leben, zum Henker?
    Kurz darauf saß Orlow gefesselt und geknebelt mit dem Rücken zur Wand am Boden und musste dabei zusehen, wie die »Frau« sich wieder in einen Mann verwandelte. Iwan warf die Frauenkleider in eine Ecke und schlüpfte in seine Armeeklamotten. Dann nahm er ein Taschentuch und schminkte sich säuberlich ab. Dabei schnitt er abenteuerliche Grimassen und fluchte vor sich hin.
    Das war’s, dachte Orlow. Jetzt bin ich verratzt.
    Nachdem er sich umgezogen hatte, ging Iwan zum Telefon und nahm den Hörer ab. Er zögerte kurz. Nach diesem Anruf würde es kein Zurück mehr geben.
    Iwan wählte: Null-Drei. Früher war das die Nummer für den Notarzt gewesen, hatte der Professor erzählt.
    Ärzte werden wir gewiss brauchen können, dachte Iwan.
    Er legte den Hörer ans Ohr. Der Freiton.
    Iwan wartete.
    Endlich nahm am anderen Ende der Leitung jemand ab.
    »Am Apparat«, sagte eine ferne Stimme.
    Iwan sah den Oberführer an, dann Wodjanik und Mischa.
    »Wir haben letztes Mal nicht zu Ende gesprochen, General.«
    Auf dem Tisch stand eine ganze Herde Porzellanelefanten – angefangen von einem winzigen Exemplar in Fingerhutgröße bis hin zu einem gewaltigen Bullen mit langen, gebogenen Stoßzähnen, kräftigem Rüssel und klugen Augen. Auf dem Kopf des Bullen lag eine violette, mit goldenen Quasten verzierte Decke. Memow betrachtete die Figur. Der Blick des Bullen strahlte eine unerschütterliche Elefantenruhe aus.
    Den größten Teil der Sammlung hatte Memow geschenkt bekommen und einige wenige Stücke selbst bei Diggern erstanden. Das Faible des Generals für Porzellanelefanten galt bei seinen Untergebenen als legendär.
    Gut so, dachte Memow. Sobald ich mein Ziel erreicht habe, wird die ganze Metro von meinen Elefanten sprechen. Doch noch ist es nicht so weit. Ruhm will hart erarbeitet sein.
    Sasonow trat an den Tisch, nahm eine der Figuren und drehte sie in den Händen hin und her.
    In Memow wallte Empörung auf.
    »Was spricht Postyschew?«, fragte er.
    Der Kommandant der Wassileostrowskaja war immer noch derselbe Querulant wie zuvor. Aus dem Verlust des Dieselgenerators schien er nicht das Geringste gelernt zu haben.
    »Er ist ein sturer, alter Idiot«, sagte Sasonow. »Er will einfach nicht wahrhaben, dass seine Zeit vorbei ist. Die Waska ist nun mal nicht mehr unabhängig. Postyschew bittet um Aufstockung der Stromlieferungen – zwölf Stunden anstelle von sechs. Andernfalls würden seine Setzlinge eingehen, behauptet er.« Der jetzige Kommandeur der Digger der Wassileostrowskaja schmunzelte. »Er ist einfach ein Hallodri.«
    »Wie bitte?« Der General glaubte, sich verhört zu haben.
    »Ich meine, er spielt einfach auf Zeit«, korrigierte sich Sasonow.
    »Und was schlägst du vor?«
    Auf Sasonows Gesicht erschien ein eiskaltes Lächeln.
    »Ich denke, wir brauchen einen neuen Kommandanten.«
    Memow musterte ihn streng.
    »Bist du dir da ganz sicher?«
    Am Ende stellte Sasonow den Elefanten auf den Tisch zurück und ging.
    Memow atmete auf.
    Ein gefährlicher Typ, dieser Sasonow, dachte er. Wenn das so weitergeht, werde ich mir eine Lösung für ihn ausdenken müssen. Äußerst bedauerlich, dass er und nicht Merkulow an meiner Seite steht. Merkulow war ein schwerer Verlust. Jetzt muss ich mich mit einem Mörder abgeben, der seinen besten Freund und

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