Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter
und auf meine Befehle warten. Geheim.«
Dann drückte er dem Adjutanten den Zettel in die Hand, wies ihm mit einem Wink die Tür und drohte ihm zusätzlich mit der Faust, um ihm Beine zu machen. Der Adjutant erblasste und rannte los.
»Ich höre, Iwan«, sagte Memow, während er den Rücken des Adjutanten in der Tür verschwinden sah.
»Gut so«, erwiderte der Digger. »Sie haben sicher schon Leute zum Newski geschickt. Aber bis die hier sind, haben wir locker zehn Minuten Zeit und können uns in aller Ruhe unterhalten.«
Ganz schön kaltschnäuzig, dachte Memow zähneknirschend. Warum bist du nicht auf meiner Seite, Iwan? Warum? Zusammen könnten wir Berge versetzen.
Nachdem Sasonow das Büro des Generals verlassen hatte, blieb er draußen an der Wand stehen, zog aus der Innentasche seines Mantels ein Federmäppchen hervor, öffnete es und nahm eine selbst gedrehte Zigarette heraus. Es war die drittletzte. Bald würde er wieder Farid anhauen müssen, auch wenn ihm das nicht schmeckte.
Seine Finger zitterten, als er sich die Zigarette zwischen die Lippen klemmte. Nervös klopfte er seine Taschen ab, bis er endlich das Feuerzeug fand. Ein Feuerzeug aus einer Patronenhülse. Sasonow grinste.
Dieses Feuerzeug hat einmal dir gehört, Iwan. Alles, was einmal dir gehört hat, gehört jetzt mir. Oder es wird mir gehören – früher oder später.
Das Zündrädchen knirschte. Einmal. Zweimal.
Funken sprühten. Endlich stach die Flamme hervor.
Gierig zündete Sasonow die Zigarette an. Er war so hektisch, dass er sich dabei die Finger verbrannte und die Zigarette beinahe geknickt hätte. Seine Nerven lagen blank. Er musste sich wieder unter Kontrolle bekommen.
Als der warme, blaue Dunst endlich in seine Lungen strömte, entflammte in seinem Kopf das feurige Rot einer aufblühenden Blume. Sasonow behielt den Rauch in den Lungen. Die Blume in seinem Kopf öffnete ihre fleischigen Blütenblätter. Die Anspannung ließ nach und in seinem Körper breitete sich wohlige Leichtigkeit aus.
Jetzt fühlte sich Sasonow wieder im Lot. Als wäre er zuvor ein halber Mensch gewesen und seine zweite Hälfte mit dem ersten Zug von der Zigarette wieder an ihren Platz zurückgekehrt.
Innerer Friede.
Sasonow steckte das Federmäppchen in den Mantel zurück. Demnächst musste er Farid beauftragen, Nachschub von dem veganischen Gras zu besorgen. Diese Veganer waren offenbar gar nicht so dumm.
Sasonows Gedanken flossen wieder klar und entspannt. Zuvor, im Gespräch mit Memow, hatte er noch das Gefühl gehabt, als würde dicker Nebel in seinem Kopf ihm die Sinne trüben. Einmal hatte er sogar kompletten Unsinn geredet und den verwunderten Blick des Generals auf sich gezogen. Jetzt, nach der Zigarette, war er wieder völlig klar im Kopf.
Eine gute Gelegenheit nachzudenken und Entscheidungen zu treffen.
Für Postyschew muss ich mir noch was ausdenken, aber das dürfte nicht schwierig sein. Und dann Tanja.
Sasonow grinste diabolisch.
Nicht, dass sie mich als Frau sonderlich anmachen würde. Aber sie war immerhin mal Iwans Braut. Und das ändert die Dinge natürlich grundlegend. Alles, was einmal Dummwan gehört hat, ist prinzipiell interessant.
Sasonow inhalierte noch einmal tief und ließ den Rauch langsam aus den Lungen strömen. Das blaue Wölkchen bildete skurrile Formen und schwebte erhaben davon.
Natürlich ist es leichtsinnig, mit Gras in der Tasche im Hauptquartier des Generals aufzukreuzen. Aber heute war ein schwerer Tag. Wird schon alles werden.
Er warf die Kippe weg und trat sie mit dem Absatz aus.
Spuren. Na und? Scheiß drauf.
Als Sasonow sich auf den Weg machen wollte, lief ihm Memows Adjutant in die Arme, der gerade aus dem Büro des Generals gekommen war.
»Lassen Sie mich durch!«
»Was ist passiert?«, fragte der Digger.
Der Adjutant versuchte, an ihm vorbeizugehen, doch Sasonow stellte sich ihm geschickt in den Weg. Der Adjutant war noch jung und völlig grün hinter den Ohren. Gegen den abgebrühten Digger hatte dieser Frischling nicht die geringste Chance.
»Ich … muss hier durch.«
»Ich kann dir doch helfen«, entgegnete Sasonow und grinste wie einLäufer, der eine hilflose Pawlowsche Welpe aufgestöbert hat.
Sein sechster Sinn für menschliche Schwächen trog Sasonow nur selten, doch in diesem Augenblick ging er auch ein erhebliches Risiko ein. Er spürte, dass etwas Wichtiges im Busch war. Vielleicht seine Chance. Falls er sich aber täuschte, drohte ihm gewaltiger Ärger. Der General würde den
Weitere Kostenlose Bücher