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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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seine Station verraten hat.
    Doch vorläufig brauche ich Sasonow noch. Er ist nützlich.
    Memow ging zum Tisch und stellte die Figur an ihren angestammten Platz zurück.
    Vielleicht ist es kindisch, dass ich mich über so etwas aufrege, dachte er. Es ist ja nur ein Porzellanelefant. Aber trotzdem: Es ist mein Elefant. Und er hat an dem Platz zu stehen, den ich ihm zugedacht habe.
    Seit sechs Jahren baute Memow an seinem Imperium.
    Wenn du über fünfzig bist, wird dir klar, wie wenig Zeit du hast. In deinem Umfeld gibt es nur Feinde und Untergebene. Die Feinde sind noch das geringste Problem, denen kannst du auf Augenhöhe begegnen. Aber gegenüber deinen Untergebenen brauchst du die Wachsamkeit und Explosivität eines Gepards, der eine Antilope innerhalb von elf Sekunden tötet. Es gab mal solche Raubtiere vor der Katastrophe – die schnellsten der Welt. Wer erinnert sich heute noch an sie?
    Memow schüttelte den Kopf und rückte einen Elefanten zurecht, dessen Flanken mit einem blauen Muster verziert waren. Dann betrachtete er abermals seinen Lieblingselefanten, den großen Bullen.
    Er hat einen Nachfolger, dem er sein Elefantenreich vererben wird. Daraus bezieht er seinen Seelenfrieden. Aber was ist mit mir? Das größte Imperium ist nichts wert, wenn man niemanden hat, an den man es weitergeben kann. Zumal wenn man bedenkt, was demnächst bevorsteht … Wenn die Geheimdienst-Informationen stimmen, haben wir nur noch wenig Zeit.
    Der General seufzte und ging zu seinem Schreibtisch zurück, auf dem sich Berge von Unterlagen stapelten.
    Ich brauche einen Nachfolger. Einen Erben. Was ist, wenn mir etwas passiert? Dann geht alles, wofür ich all die Jahre gekämpft habe, den Bach hinunter.
    Dann wäre alles zu Ende. Für immer.
    Das Telefon klingelte. Wer mochte das sein? Memow schaute auf das Display der Telefonanlage. »Newsk.« leuchtete auf. Der Newski prospekt . Also Orlow.
    Immer noch gedankenverloren nahm Memow den Hörer ab und legte ihn ans Ohr.
    »Am Apparat.«
    Als der General die Stimme seines Gesprächspartners hörte, zuckte er wie vom Blitz getroffen zusammen. Die Stimme gehörte jemandem, der schon längst hätte tot sein müssen.
    »Wir haben letztes Mal nicht zu Ende gesprochen, General«, sagte die tiefe, leise, etwas heisere Stimme.
    Hektisch winkte Memow seinen Adjutanten herbei.
    »Iwan«, sagte der General. »Es wird dich vielleicht überraschen, aber ich freue mich, deine Stimme zu hören.«
    »Ach was?«, erwiderte der Digger mit beißendem Spott. »Es kommt nicht oft vor, dass man aus dem Jenseits angerufen wird, nicht wahr, General?«
    Der Adjutant kam herbeigelaufen, reckte dienstfertig das Kinn in die Luft und sah Memow an wie ein Hund. Wer züchtet nur all dieses kriecherische Gesocks, dachte der General genervt und gab dem Adjutanten mit einer Geste zu verstehen, dass er ihm etwas zum Schreiben bringen soll.
    »Allerdings«, pflichtete Memow bei. »Ist Orlow bei dir?«
    »Ja. Er kann nur gerade nicht ans Telefon gehen. Sie müssen ihn entschuldigen, General.«
    »Ist er am Leben?«
    Das war wichtig. Falls Iwan den Geheimdienstchef getötet hatte, war er gewiss nicht auf Verhandlungen aus. Falls Orlow noch am Leben war, gab es möglicherweise noch Handlungsspielraum.
    Die Antwort ließ quälend lange auf sich warten.
    »Er ist quicklebendig. Für wen halten Sie mich, General? Für einen Typen wie Sie?« Pause. »Oder wie Sasonow?«
    Memows Miene verfinsterte sich. Der Giftpfeil des Diggers hatte genau ins Ziel getroffen.
    Die Entscheidung, Iwan zu beseitigen, war ein Fehler. Und ein noch größerer Fehler war, die Sache nicht zu Ende zu bringen. Dafür wird jemand geradestehen müssen. Und ich weiß auch schon, wer.
    Endlich brachte der nichtsnutzige Adjutant einen Zettel und einen Filzstift. Memow bedeutete ihm, das Papier festzuhalten, zog mit den Zähnen die Kappe des Filzstifts ab und begann zu schreiben. »M…« Die grüne Farbe versiegte und der Filzstift schabte trocken über das Papier. Zornig warf Memow den Stift in die Ecke. Der Adjutant fuhr vor Schreck zusammen. Dieser Idiot. Der General zeigte zum Schreibtisch. Den Bleistift, aber dalli!
    »Ich halte dich für niemand anderen als für dich selbst«, entgegnete Memow souverän. »Was gedenkst du zu tun?«
    Der Adjutant brachte den Bleistift. Endlich.
    Ich schmeiß ihn raus, diesen Lahmarsch. Oder ich lasse ihn tagelang Klos putzen.
    Memow schrieb: »Merkulow ist am Newski . Er hat Orlow in seiner Gewalt. Station abriegeln

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