Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
Vom Netzwerk:
letzten Einsatz aus. Scheiß drauf, dass die Trimmtanks zugeschweißt waren und die Hälfte der Geräte nicht funktionierte.
    Wir tauchen ab
    in neutrale Gewässer
    und pfeifen aufs Wetter
    fürs nächste Jahr.
    Krassin sah den Digger an und lächelte.
    »Geben Sie Ihre Befehle, Genosse Kommandant«, sagte Iwan.
    »Leutnant Krassin übernimmt das Kommando«, erwiderte der Seemann. »Alle Mann auf ihre Posten. Anker lichten. Segel setzen. Volle Kraft voraus.«
    »Volle Kraft voraus!«, bestätigte der Oberführer.
    »Jemand muss nach oben …« Krassin besann sich. »Ach, das geht ja nicht. Wenn das Boot aufgetaucht ist, benutzt man normalerweise die offene Brücke zur Orientierung. Wie wir sonst aus dem Flussdelta rauskommen sollen, weiß ich jetzt auch nicht.«
    »Gibt es denn keine andere Möglichkeit?«, erkundigte sich Iwan.
    »Vielleicht doch«, sagte Krassin nach einigem Überlegen. »Aber das wird eine Zirkusnummer. Was soll’s. Unter den Blinden ist der Einäugige König.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Krassin zeigte mit dem Finger auf ein gelb-grau gestrichenes Metallrohr.
    »Wir tun so, als wären wir untergetaucht, und versuchen’s mit dem Periskop. Das Problem ist nur, dass wir es nicht ausrichten können, weil die Hydraulik noch nicht funktioniert.«
    »Oho.« Iwan zog eine skeptische Miene. »Und was sehen wir, wenn wir da durchschauen?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Krassin ehrlich und trat ans Periskop. »Das wird sich zeigen.«
    Etwas Scharfes kratzte am Bootsrumpf. Krallen? Iwan rieb sich das Kinn. Die Motivation, zur Brücke hinaufzusteigen, sank endgültig auf null.
    »Riskieren wir’s?«
    »Die Akkumulatoren sind ausgetrocknet. Wir haben keinen Strom. Das Periskop lässt sich von Hand nicht bedienen. Draußen ist Nacht. Immerhin eine Weiße Nacht. Aber was haben wir schon zu verlieren?« Krassin dachte nach. »Schlimmstenfalls stranden wir oder rammen einen gesunkenen Lastkahn. So was kommt vor im Krieg. Fahren wir. Hey, Junge.« Er legte Kusnezow die Hand auf die Schulter. »Du übernimmst das Steuer.«
    Iwan sah den Seemann an und grinste. So gefiel er ihm.
    Apropos …
    Iwan ging an den verglasten Wandschränken entlang und fand schließlich, was er suchte. Die Schranktür ließ sich nicht öffnen. Er zerrte am Schloss. Kracks. Das brüchige Holz zersplitterte sofort. Er nahm etwas aus dem Schrank und ging zu Krassin zurück.
    »Da.« Er überreichte dem Seemann ein schwarzes Schiffchen. Dem Schildchen im Schrank nach zu schließen, hatte es früher dem ersten Stellvertreter des Kommandanten der S-189 gehört. Der Kommandant selbst hatte sicher auch so eines gehabt.
    Krassin betrachtete das Schiffchen eine Weile und drehte es hin und her. Dann strich er es sorgfältig glatt und setzte es auf. Die Kokarde glänzte.
    Der Kommandant machte den Rücken gerade: »Genosse Ex peditionsleiter«, sagte er zackig. Seine Stimme klang vor Aufregung heiser. »Melde gehorsamst: Das Unterseeboot S-189, die Argo …« – er schmunzelte –, »ist bereit zum Auslaufen. Erwarte Ihre Anweisungen.« Er salutierte mit der flachen rechten Hand. »Kommandant Leutnant Krassin.«
    Unwillkürlich standen alle stramm. Kusnezow strahlte wie ein Bräutigam.
    Feierliche Pause.
    »Wir nehmen Kurs auf Sosnowy Bor«, sagte Iwan.

17 Der Passagier
    17
    DER PASSAGIER
    »Wir passieren den Petersburger Damm«, sagte Krassin und sah kurz von seinem Periskop auf.
    »Und?«
    »Vor uns liegt das offene Meer. Rechts von uns Kronstadt.«
    Iwan nickte. Soweit er sich an die Skizze des Professors erinnerte, lief alles nach Plan. Und es lief gut. Aber bloß nichts verschreien …
    Die Nacht schien tatsächlich unter einem guten Stern zu stehen. In Millimeterarbeit hatten sie es geschafft, sich zwischen dem Kai und einem verrotteten Lastkahn hindurchzuzwängen. Die harte Stahlhülle hatte zweimal jämmerlich geknarzt, als das Boot an Hindernissen entlanggeschrammt war. Krassin hatte buchstäblich am Periskop geklebt, als er fluchend seine Kommandos erteilte: »Mehr steuerbord, mehr backbord … noch weiter backbord, verdammt … Halbe Kraft voraus!«
    Iwan war an der Luke der Kommandozentrale gestanden, um die Befehle an den Oberführer und den Grauen weiterzuleiten. Die beiden Skinheads waren für den Dieselmotor zuständig. Einmal hatten sie es tatsächlich fertiggebracht, ihn abzuwürgen, und das Boot war antriebslos in der Newa gedümpelt. Iwan hatte schon gedacht, dass der Motor nicht wieder anspringen würde. Doch offenbar waren

Weitere Kostenlose Bücher