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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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Wasser herauskam …
    Dann plötzlich dieser Schatten. Ein roter und ein schwarzer Strich. Der stürzende Kossolapy. Als wäre sein Lächeln bleiern geworden und zöge ihn hinab. Klatsch. Und schließlich der tote Digger auf dem kalten, nassen Granit. Es war ein Herbsttag gewesen.
    »Los«, kommandierte Iwan. »Und bleibt zusammen.«
    Ein Irrsinn.
    Ein Museums-U-Boot, das noch fährt. Aber sonst geht’s Ihnen gut, Herr Leutnant?
    Wenn es mit modernen Schiffen nicht funktioniert, warum dann nicht mal was anderes probieren?
    Iwan legte den Schaft seines Gewehrs an der Schulter an und schloss das linke Auge. Durch die Zielvorrichtung betrachtete er das Boot. Ausgezeichnet.
    Iwan stieg in den Bauch des Boots hinunter. Der Lichtkegel der Lampe tanzte über Schotten, Hähne und Rohre. An manchen Wänden hingen gerahmte Fotos: Marinesoldaten, die vor dem U-Boot posierten, das Boot im Einsatz, Begegnung am Hafen. Freudestrahlende Gesichter, weiße Schirmmützen, schwarze Matrosenanzüge.
    Iwan tastete sich voran. Dabei stapfte er durch knöcheltiefen, öligen Schlamm, der im Lauf von zwei Jahrzehnten dickflüssig geworden war. Als er den Kopf zur Wand drehte, schälte der Lichtstrahl der Lampe lächelnde Gesichter aus der Dunkelheit. Sie gehörten Menschen, die vor vielen Jahren gestorben waren. Jetzt sahen sie Iwan an.
    Das Boot war in einem guten Zustand. Man konnte sehen, dass vor der Katastrophe alles frisch gestrichen und aufgeräumt worden war. Jeder Gegenstand befand sich an seinem Platz. Wie es sich eben für ein Museums-Schiff gehörte.
    »Der Besitzer war angeblich selbst U-Boot-Offizier.«
    Iwan erschrak.
    »Wo sind Sie?«
    Im nächsten Augenblick tauchte Krassin auf, der von unten sein Gesicht anleuchtete. Brrr. Eine schaurige, grobschlächtige Fratze.
    »Ich war im Dieselraum«, sagte er.
    »Und?«
    »Ich kann Sie beruhigen«, erwiderte Krassin. Er grinste und fasste mit der Hand an die Stelle seines Mantels, wo in der Innentasche seine Kognakflasche steckte. »Möchten Sie einen Schluck?«
    »Danke, nein. Was ist mit dem Dieselmotor?«
    »Er ist konserviert.«
    Iwan atmete auf. Glück gehabt.
    »Und das sehr gründlich«, führte Krassin fort. »Es dürfte sogar noch Dieselkraftstoff in den Tanks sein. Die Akkus sehen allerdings nicht so gut aus. Bestimmt sind sie während der langen Zeit völlig ausgetrocknet. Die Elektromotoren nützen uns also nichts.«
    »Und, wo ist das Problem?« Iwan schwenkte den Lichtstrahl weiter nach links, um Krassins gespenstisches Gesicht nicht mehr zu sehen. »Dann fahren wir eben mit dem Dieselmotor, oder?«
    »Guter Plan … Wir müssen ihn nur irgendwie in Gang bekommen.«
    Iwan leuchtete horizontal am Schott entlang und dann etwas höher. Er erschrak so heftig, dass ihm beinahe die Lampe aus der Hand gefallen wäre. Im ersten Moment hatte er den Eindruck, ein Gespenst zu sehen. Ein grimmiger, grauhaariger Mann mit einem schwarzen Schiffchen auf dem Kopf. Iwan fluchte leise. Der Geist eines Kronstädter Matrosen?
    An der Wand hing ein Porträt. »Kommandant der S-189, Fregattenkapitän Gawrilin D. Sch.«, stand auf dem Rahmen.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Krassin.
    Iwan drehte sich zu dem Seemann um.
    »Wie können wir den Dieselmotor starten?«
    Krassin zuckte mit den Achseln. Für diese Geste hätte ihn Iwan am liebsten umgebracht. Was sollte das heißen? Etwa, dass er es nicht wusste? Wozu waren sie dann überhaupt hergekommen?
    »Ehrlich gesagt, kenne ich mich damit nur theoretisch aus«, sagte Krassin. »Ich bin schließlich Navigationsoffizier und kein Schiffsingenieur. Außerdem, nach zwanzig Jahren ohne Praxis … Da hat man nicht mehr alles so präsent. Aber im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten, den Dieselmotor in Gang zu bringen: mit Druckluft oder mit dem Elektroanlasser.«
    Plötzlich machte sich oben Unruhe breit, dann tat es einen heftigen Schlag. Dröhnender Lärm rollte die Außenwand entlang, als hätte man oben einen schweren eisernen Gegenstand fallen lassen und zerrte ihn jetzt herum. Das Boot schwankte.
    »Alarm!«, schrie jemand oben.
    Iwan fuhr herum und eilte zum Einstieg. In der Pfütze unter der Leiter schimmerte es hell.
    Kusnezow stürmte die Leiter herab und landete platschend mitten in dem Lichtfleck. In seinen Augen stand blankes Entsetzen.
    »Dort … Dort oben!«
    »Verstehe«, sagte Iwan. »Alle nach unten und Luken dichtmachen!«
    Bumm. Klonk. Stille. Dann wieder: Klonk.
    »Hören Sie das?«, fragte Kusnezow. »Das sind diese Vögel.

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