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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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Wasser.
    Iwan hob den Blick zum Horizont. In der Dunkelheit näherte sich der schwarze Uferstreifen. Man konnte nur ein paar verkohlte Baumgerippe erkennen. Etwas weiter rechts stand das Gebäude des Atomkraftwerks. Die Silhouetten der Schornsteine ragten gespenstisch aus dem Nebel.
    »Gleich laufen wir auf Grund!«, schrie der Oberführer. »Haltet euch fest!«
    Iwan kehrte zum Turm zurück, kletterte die rostige Leiter hinauf und bereitete sich auf eine unsanfte Landung vor.
    Ein heftiger Aufprall erschütterte das Boot. Durch die Fliehkraft wurde Iwan nach vorn gerissen und konnte sich nur mit Mühe am rostigen Geländer festhalten. Kracks! Das Geländer brach durch. Scheiße. Im nächsten Moment segelte Iwan über den rostig-grauen, stromlinienförmigen Rumpf der S-189 hinweg. Eine gewaltige Woge aus Wasser und Sand stieg auf und schwappte über den Rumpf des Boots. Wamm. Knirsch. Steine prasselten gegen den Turm.
    Iwan flog. Langsam drehte er den Kopf und sah das Ufer näher kommen. Während sich der Bug der S-189 in den Grund bohrte, stieg ihr Heck aus dem Wasser, als wollte sie einen Überschlag machen, verharrte sekundenlang in einem Schwebezustand und fiel dann wie in Zeitlupe wieder herab. Platsch. Schaumige Wasserfontänen spritzten empor.
    Iwan flog unterdessen weiter und verlor an Höhe. Die graue, mit schwarzen Algenfetzen durchsetzte Meeresoberfläche raste unerbittlich auf ihn zu …
    Wamm! Im ersten Augenblick fühlte sich das Wasser hart wie Asphalt an, dann wechselte es plötzlich seinen Aggregatzustand, gab nach und verschluckte Iwan. Augen zu, sagte er sich in dem Sekundenbruchteil, der ihm blieb. Er schloss die Augen.
    Und machte sie wieder auf.
    Iwan war unter Wasser. Ein ungeheuerlicher Druck schien seinen Brustkorb zu sprengen. Die Luft schoss so heftig aus seinen Lungen, dass es ihm den Kopf nach oben riss. Iwan versuchte sich zu orientieren. Der Boden befand sich gut zwei Meter unter ihm. Grauer Sand, verstreute Gesteinsbrocken. Schwarzbraune Algen. Durchs trübe Wasser beobachtete jemand Iwan.
    Erstarrung.
    In den Ohren – dröhnendes Gurgeln. Durch die wogenden Wassermassen, die ans Ufer rollten und Steine mit sich rissen, schaute Iwan nach vorn.
    Die S-189 hinter ihm schaukelte immer noch und warf sanfte Wellen, die Iwan in seinem Rücken spürte. Der grau-grün gestrichene Rumpf des U-Boots war an der Aufprallstelle eingedrückt. Aus der beschädigten Hülle strömten Fontänen von Luftblasen und stiegen an die Oberfläche empor. Blubbernd drang Wasser in das U-Boot ein und presste die Luft aus seinen Hohlräumen heraus. Irgendwo dort, in der Kommandozentrale, brannten noch ein paar einsame Lämpchen und ein altes Sonar sandte seine hallenden Töne ins Nichts. Bumm. Letzte Zuckungen des Schiffsrumpfs im Todeskampf.
    Kommandant Krassin stand bis zur Hüfte im Wasser, schweigend, die Hände in den Taschen des schwarzen Mantels. Seelenruhig sah er dabei zu, wie die schäumenden Fluten durch die Luke strömten und der Wasserspiegel in den Bootsräumen immer weiter stieg. Puff. Wieder platzte ein Lämpchen, Funken sprühten. Krassin schaute und schwieg. Er blieb an Bord seines sinkenden Schiffs, wie es sich für den letzten Kommandanten der Baltischen Flotte gehörte. Wir sind Kronstädter Matrosen. Blubb, blubb, blubb.
    Die Hände in den Manteltaschen. Auf dem Kopf das schwarze Schiffchen.
    Krassin lächelte.
    Ein Mensch – wie geschaffen für Putzeimer und Schrubber.
    Er wusste nicht mehr, wann er zu trinken begonnen hatte. Entweder am Ende der Schulzeit oder zu Beginn der Seefahrtausbildung. Egal. Jedenfalls war das Trinken die einzige Beschäftigung, die ihm wenigstens kleine Erfolgserlebnisse bescherte.
    Manchmal möchte man vor Selbstmitleid vergehen. Sich neben sein Feldbett im Wohnblock der Technoloschka setzen, den Oberkörper hin und her wiegen und still vor sich hin winseln.
    Ein ganz besonderes Hochgefühl.
    Leutnant Krassin hob den Kopf und betrachtete sein Schiff.
    In der Kommandozentrale brannten noch einige Kontrolllampen. Oben am Turm schepperte Metall. Unten rauschte das Wasser, das durch den Bugraum eindrang. Nach allen Regeln der Schiffssicherung hätte er ihn dicht machen müssen.
    Um Krassin herum schwamm weißer Schaum. Das Wasser reichte ihm bereits bis zur Hüfte.
    Aber was spielte das schon für eine Rolle?
    In ein paar Minuten würde alles vorbei sein.
    Krassin trug keine Gasmaske und atmete leicht. Obwohl die Luft vom Gestank des öligen Wassers getränkt

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