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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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zugedreht.
    Stille.
    Abermals ein Schrei in der Ferne.
    Dann rollte ein Widerhall des Schreis über das Gelände, als würde er von den grauen Wänden des AKWs zurückgeworfen. Wegen des starken Nebels konnte Iwan nicht feststellen, von woher genau er gekommen war. Jedenfalls schien es ratsam, nicht nur das Wechseln der Filter auf später zu verschieben.
    »Achtung!«, zeigte er mit einer Handbewegung an. »Mir nach.«
    Iwan legte das Gewehr an und gab dem Oberführer zu verstehen: »Vorwärts, ich gebe dir Deckung.« Ab jetzt war Gefechtsordnung angesagt. Ein gemütlicher Spaziergang würde das hier gewiss nicht werden.
    Der Oberführer nickte zweimal und lief los. Ein kurzer Sprint, dann ließ er sich auf einem Knie nieder und gab das Handzeichen: »Der Nächste.« Kusnezow rannte los.
    Das beklemmende Gefühl im Hinterkopf ließ nicht nach. Erst jetzt wurde Iwan klar, dass er es schon die ganze Zeit gespürt hatte. Schon von Anfang an, als sie mit dem rostigen U-Boot in See gestochen waren. Doch damals hatte er es auf die Umstände geschoben. Die Pawlowschen Hunde. Die erste U-Boot-Fahrt. Und so weiter.
    Aber ganz offensichtlich drohte eine wesentlich ernstere Gefahr. Die Eingebung war unmissverständlich, und es wäre fahrlässig gewesen, ihr nicht zu folgen.
    Im Umgang mit Menschen kann man sich nicht immer auf sein Gespür verlassen. Leider. Aber bei einer solchen Expedition …
    Kusnezow folgte dem Oberführer. Er lief ein wenig unrhythmisch, aber federnd und stramm.
    Vielleicht wird ja doch noch ein Digger aus ihm, dachte Iwan. Ein begnadetes Talent ist er nicht unbedingt. Aber er hat auch Qualitäten. Seine Beharrlichkeit zum Beispiel.
    Kusnezows Rucksack pendelte beim Laufen hin und her, als wollte er seinen Träger umreißen. Der junge Milizionär erreichte den Zielpunkt, blieb stehen und ließ sich auf ein Knie herab. Er hob das Gewehr und sondierte die Lage. Erst links, dann rechts.
    Gut gemacht, dachte Iwan. Der Nächste …
    In diesem Augenblick rutschte der Kompass aus Kusnezows Rucksack. Iwan sah sofort (verdammte Reaktionsschnelligkeit), wie der alte Metallkompass auf den Asphalt fiel. Boing. Klirr. Die Scheibe zerbrach.
    Und nicht nur die Scheibe. Auch die Stille ringsum.
    Verdammt, dachte Iwan.
    Im Augenwinkel bemerkte er einen sich bewegenden Schatten und drehte sich um. Blick durch die Zielvorrichtung. Nichts. Nur grauer Nebel.
    Hat sich dort was bewegt? Dort hat sich was bewegt. Irgendwas Großes. Zwischen den Gebäudeblöcken.
    Und dieser Strauch dort drüben gefällt mir auch nicht. Überhaupt nicht. Oder bin ich übervorsichtig? Der Druck im Hinterkopf wird unerträglich. Na los. Triff eine Entscheidung.
    Iwan sprang auf. Mit heftigen Gesten zeigte er an: »Vorwärts! Im Laufschritt!«
    Der Oberführer nickte und rannte los. Mischa blickte sich Hilfe suchend zu Iwan um. Selbst seine Gasmaske wirkte irgendwie schuldbewusst. »Vorwärts!«, winkte Iwan.
    Endlich begriff Kusnezow, sprang auf und folgte dem Skinhead. Mandela reihte sich hinter ihnen ein. Iwan wartete auf den Grauen und lief dann auf gleicher Höhe mit ihm.
    Wieder ein Schatten im Augenwinkel. Iwan drehte den Kopf. Die vermaledeite Gasmaske schränkte das Sichtfeld ein.
    Für einen Augenblick hatte er den Eindruck, als ob eine gigantische Gestalt durch den Nebel schritt. Langsam, fast schwebend. Wie im Traum.
    Dann rannte er weiter. Sein Atem strömte röchelnd durch den Filter.
    Als der Oberführer die Gebäudekante erreicht hatte, blieb er stehen und blickte sich um. Wohin jetzt? Iwan schloss kurz die Augen und rief sich den Grundriss des AKWs ins Gedächtnis. Also. Dort ging’s zu den Wohngebäuden. Hier zum Sanitätszentrum. Und dort drüben zum dritten RBMK-Block. »Du musst in Block drei«, hatte Enigma gesagt.
    Blieb nur zu hoffen, dass der alte Digger keinen Unsinn erzählt hatte.
    »Dort lang.« Iwan zeigte mit dem Arm die Richtung an.
    Sie liefen weiter. Der Druck im Hinterkopf ließ für einige Sekunden nach, wurde dann aber sofort wieder stärker. Was, zum Henker, war da los?
    Die Stiefelabsätze hämmerten über den Asphalt. Bald würde es hell werden, verdammt.
    Schneller!
    Endlich erspähte Iwan den Eingang zu Block 3. Ein riesiges graues Gebäude, an dessen Fassade das Atomsymbol prangte. Links vom Eingang befand sich ein Becken aus Stein, aus dem Granitblöcke ragten wie abgebrochene Zähne. Nicht besonders einladend.
    Türen aus Metall. Mit intakter Verglasung. Bemerkenswert. Nur einige Scheiben waren durch

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