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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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Fenster des Kraftwerkgebäudes zu schauen. Am helllichten Tag. Ein trüber Tag, hatte Fjodor gesagt. Der musste es ja wissen. Für Iwan hatte es sich jedoch so angefühlt, als tauchte er in ein Meer erbarmungslos blendenden Lichts.
    Im nächsten Augenblick spürte Iwan einen heftigen Stoß an der Schulter. Er fiel um. Scheiße. Er schlug rücklings auf dem Bahnsteig auf, doch die Flinte ließ er nicht los.
    Und dann kam der Schmerz.
    Erst jetzt wurde ihm klar, dass er getroffen worden war. Wie das?
    Es wird nie ein Ende haben.
    Die Macht ist ein Monster mit tausend durchsichtigen Tentakeln und einem rosa Nervenknoten anstelle des Gehirns.
    Warum müssen wir für irgendwelche Ideale kämpfen und sterben?
    Memow beugte sich über den Digger.
    »Bleib ruhig liegen, Iwan. Wir holen gleich einen Arzt.«
    Jemand nahm dem Digger die Waffe aus der Hand. Iwan lag reglos da und spürte, wie das Leben allmählich aus ihm hinaussickerte. Wie aus einer gesprungenen Feldflasche. Irgendwo in der Ferne hörte er Tanja schreien. »Lasst mich! Lasst mich durch!« Empörtes Raunen. Doch offensichtlich schaffte es der General, einen Tumult zu verhindern.
    Der Tyrann. Alt, aber stark. Dem kann ich nicht das Wasser reichen.
    »Das mit dem Licht haben wir dir zu verdanken, nicht wahr?«, fragte Memow und sah sich um. »Ein bisschen spät natürlich, aber beeindruckend. Ich habe immer an dich geglaubt.«
    »Du bist ein mieses Schwein, General«, sagte Iwan. »Schlimmer noch. Du bist ein Politiker.«
    Das Gesicht des General verfinsterte sich.
    Was ist, passt dir was nicht?
    »Wir werden dich gleich verbinden«, wiederholte Memow. »Es tut mir leid, Iwan. Ich hatte gehofft, dass du mich verstehen würdest. Als wir noch auf derselben Seite kämpften, hatte ich sogar gehofft, dass du mein Werk fortsetzen würdest. Dass du die Menschen einen würdest. Jeder, der ein Imperium errichtet, braucht einen würdigen Nachfolger, verstehst du?«
    »Ein Imperium? Ist es das, wovon du träumst, General?«
    »Ja. Eine geeinte Menschheit. Die gebündelte Kraft ihres Zorns. – Verdammt, verbinde ihn doch endlich jemand!«
    Man kam nicht mehr dazu, Iwan zu verbinden. In die Stille, die sich über die Station gelegt hatte, platzte das satte Gehämmer eines Maschinengewehrs. Und brach alsbald wieder ab. Jemand schrie. Und noch jemand.
    Der General stand auf.
    »Was ist das …« Er verstummte.
    Stille.
    Plötzlich war es so still, dass Iwan die Glühwendeln in den Lampen knistern hörte. Die Bahnsteighalle war hell erleuchtet. Die Leute standen oder saßen und wussten noch nicht, was diese Geräusche zu bedeuten hatten. Und diese Schreie.
    Jemand hat den Kontrollposten überrannt, schlussfolgerte Iwan nüchtern.
    Mit einem Ruck drehte sich der Digger auf die Seite. Dabei wurde ihm schwarz vor Augen, und er hätte beinahe das Bewusstsein verloren. Als er endlich wieder etwas sehen konnte, traute er seinen Augen nicht.
    Vom anderen Ende der Station kam der »Passagier« auf sie zu. Der Blokadnik.
    Langsam schritt die riesige graue Gestalt über den Bahnsteig der Wassileostrowskaja .
    Schreie. Das Poltern eines umgeworfenen Tischs.
    Auf seinem Weg kam dem »Passagier« einer der Admiralzen in die Quere. Der Mann legte sein Gewehr an …
    Hau lieber ab, dachte Iwan.
    Die Salve krachte.
    Plötzlich machte die Bestie einen Satz, packte den Admiralzen, hob ihn hoch und zerquetschte ihn. In den Händen des Monsters wirkte er wie eine zerknüllte Stoffpuppe.
    Blut floss in Strömen auf den Granitboden. Wie aus einer Saftpresse.
    Dann ließ die Bestie los und der Mann fiel zu Boden. Achtlos stieg der »Passagier« über den entstellten Leichnam und marschierte auf die Menge zu. Ohne Eile und mit leicht hinkendem Gang.
    Wieder wunderte sich Iwan über den unproportional kleinen Kopf des riesigen, mehr als drei Meter großen Monsters. Eine flache Scheibe mit zwei Löchern anstelle der Augen. Nicht größer als ein Kindergesicht. Und ohne Mund. Das heißt …
    Irgendwie musste es ja fressen, oder?
    Memow richtete sich auf und sah sich um.
    »Bringt die Kinder in Sicherheit«, brüllte der General. »Schnell! Und die Männer zu mir.«
    Panik. Durcheinanderlaufende Menschen. Geschrei.
    Auf einmal beugte sich Oleg Kulagin zu Iwan herab.
    »Wanja … du … Was sollen wir tun?«
    »Iwan«, ging Memow dazwischen. »Das ist nicht der rechte Zeitpunkt für Kompetenzstreitigkeiten.«
    »Tut, was der General sagt«, presste der Digger hervor und drehte sich auf den Rücken zurück.

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