Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Admiralze grinste siegessicher. Der hatte natürlich auch längst gecheckt, wie die Kräfteverhältnisse verteilt waren.
    Iwan seufzte. Was soll’s. Augen zu und durch.
    Die Admiralzen griffen blitzschnell zu ihren Waffen. Schau an, wie mutig.
    »Na, wie gefällt dir das?«, fragte derjenige, der zuvor die junge Frau festgehalten hatte – ein widerlicher Typ mit aufgedunsenem Gesicht und einer dicken Warze auf der Wange.
    »Meine Lieblingsbonbons«, sagte Iwan. »Hörst du? Bato-ontschiki.«
    »Hä?«
    Iwan schlug ansatzlos zu. Der Warzige taumelte und rollte irr mit den Augen. Während Iwan ihn als Schutzschild nutzte, nahm er ihm das Gewehr ab und stellte es auf Dauerfeuer ein. Iwan fasste die Waffe mit beiden Händen und zielte auf seine Gegenüber.
    Pause.
    Sieben aufeinander gerichtete Gewehrläufe.
    Die Situation war aufs Äußerste gespannt. Eine falsche Bewegung konnte ein Blutbad auslösen. Iwan erlebte so etwas nicht zum ersten Mal.
    »Ruhig bleiben!«, schrie er und richtete den Lauf des Gewehrs gegen die Decke. »Schluss jetzt, das reicht! Alle nehmen die Waffen weg!«
    Der erste Schuss lag förmlich in der Luft. Die junge Frau, wegen der die Kontrahenten aneinandergeraten waren, saß mit völlig teilnahmsloser Miene daneben. Als wäre nicht sie es, die man gerade vor einer Vergewaltigung zu retten versuchte.
    »Wer bist du überhaupt?«, fragte einer der Admiralzen, ein dürrer Glatzkopf.
    Ein anderer trat zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    »Was, echt? Merkulow?« Der Admiralze machte den Rücken gerade. »Okay, Jungs. Lasst uns das Ganze friedlich regeln.«
    Der andere beugte sich wieder zu ihm und sprach auf ihn ein. Iwan konnte nicht verstehen, was er sagte, doch im Gesicht des Glatzkopfs trat erneut eine Veränderung ein.
    »Wer von euch ist Sasonow?«, fragte er.
    Dabei hatte alles so gut angefangen, dachte Iwan frustriert.
    »Ich vertrete ihn«, nuschelte Schakilow zahnlos und so undeutlich, dass man kein Wort verstand.
    »Was, du bist Sasonow?«, fragte der Glatzkopf nach. »Wirklich? So fett hat man mir den aber nicht beschrieben.«
    »So, Jungs«, entgegnete Schakilow. »Ihr werdet’s nicht glauben, aber jetzt bin ich richtig beleidigt.«
    An das darauffolgende Geschehen konnte sich Iwan nur noch schemenhaft erinnern. Fliegende Fäuste, Fußtritte, Geschrei und durchs Bild huschende Schatten. Und der stechende Schmerz, der ihm bei jedem Schlag, den er austeilte, in die Rippen fuhr.
    Dann war der Kampf endlich zu Ende. Die Admiralzen, die noch stehen konnten, machten sich aus dem Staub.
    Iwan suchte seine vier Buchstaben zusammen und fuhr sich mit der Zunge über die blutige Oberlippe. Na, immerhin waren die Zähne noch an ihrem Platz. Die Sache hätte auch schlimmer ausgehen können. Zum Glück waren die Admiralzen letztlich Feiglinge und Schakilow eine erbarmungslose Kampfmaschine.
    Plötzlich – ein Schuss.
    Schakilow erstarrte und sank kraftlos zu Boden. Sein Gesicht wurde kreidebleich.
    »Sascha …«
    Iwan hob den Arm. Seine Hand war rot. Wie das?
    »Es ist nichts«, wiegelte Schakilow ab. »Das geht vorbei. Ich bin einfach nur furchtbar müde.«
    Iwan sah sich auf dem Bahnsteig um. Den Admiralzen mit der Warze hatten seine Begleiter mitgenommen und auch die junge Frau war verschwunden.
    »Solocha, ruf den Doc!«, schrie Iwan. »Aber schnell!«
    Iwan fand den General auf der Stirnseite der Ploschtschad Wosstanija in einem winzigen Raum, den man in einen provisorischen Kommandostand umfunktioniert hatte. In einer Ecke stand ein in der Mitte durchgebrochener Tisch – das musste während des Sturmangriffs passiert sein – und daneben ein Holzstuhl, der einzige im Raum.
    An einer Pinnwand hing ein Plan der Metro, der mit buntköpfigen Reißzwecken gespickt war. Iwan kniff die Augen zusammen. Der untere Teil der Linie 3 – von der Station Ploschtschad Alexandra Newskowo bis zur Obuchowo – war mit grünen Reißzwecken markiert: das Imperium der Veganer. In der Rybazkoje steckte eine schwarze Reißzwecke. Klarer Fall, die Station lag oberirdisch, dort existierte kein Leben mehr. Das heißt, natürlich gab es dort noch Leben, doch das gehörte zu einem »anderen Ökosystem«.
    Die Majakowskaja und die Ploschtschad Wosstanija waren grau markiert. Wie übrigens auch die Wassileostrowskaja .
    Wir breiten uns aus, nicht wahr?
    »Stoppen Sie die Erschießungen«, sagte Iwan.
    »Schon geschehen«, erwiderte Memow knapp. »Die Schuldigen werden bestraft. Sag mal, habt ihr eigentlich euren