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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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Marsch durch verwinkelte Gänge stieß man ihn in einen beleuchteten Raum und nahm ihm die Augenbinde ab. Es handelte sich offenbar um ein altes Lager, das den Moskowitern jetzt als Stützpunkt diente.
    Iwan sah sich einem nicht allzu großen, gut aussehenden Mann gegenüber. Seine Augen funkelten im Licht der elektrischen Lampen. Er trug eine schwarze Lederjacke. Vor ihm auf dem Tisch lag eine Pistole. Keine Makarow. Etwas Besseres. Möglicherweise eineGlock.
    »Seine Majestät Achmet der Zweite«, sagte Ramil.
    Der Zar nickte. Im Augenwinkel sah Iwan eine weitere Person. Eine Frau. Eine junge Frau, versteht sich. Sie trat näher und stellte sich hinter Achmet. Iwan sah sie bis jetzt nur im Profil.
    Die junge Frau wandte sich ihm zu.
    Iwan traute seinen Augen nicht, obwohl er es schon fast verlernt hatte, sich in der Metro über irgendetwas zu wundern.
    »Das ist er«, sagte die junge Frau. »Der, der sich den Merkulow-Plan ausgedacht hat. Und der mir geholfen hat. Warum willst du ihn töten?«
    »Er hat dir das Leben gerettet? Deine Ehre, deine Unschuld?«
    »Er hat mich einfach gerettet.«
    Achmet der Zweite nickte. »Sehr gut. Und warum sollte ich ihn nicht töten? Kannst du mir einen vernünftigen Grund dafür nennen?«
    »Aus Dankbarkeit.«
    »Dankbarkeit im Krieg?« Achmet schnitt eine erstaunte Miene. Sein Gesicht wirkte europäisch. Er sah eher wie ein Italiener aus. »Jemand rettet dir das Leben. Zum Dank treibst du ihm Nadeln unter die Fingernägel und zertrümmerst ihm mit einem Vorschlaghammer die Knie. Das ist ehrlich. So läuft es nämlich im Krieg.«
    Iwan wartete ab und schwieg.
    »Ich protestiere!«, ereiferte sich Boris, der ohnmächtig in einer Ecke stand. »Das können Sie nicht machen!«
    Achmet verzog gelangweilt das Gesicht. »Was ich machen kann und was nicht, entscheide ich selbst. Ramil, ist dieser Mann gefährlich?«, fragte er seinen Leibwächter.
    »Ja«, erwiderte Ramil lapidar.
    »Siehst du?«, sagte Achmet zu der jungen Frau. »Ich habe überhaupt keine Wahl.«
    »Ihr könnt mich aus Rache töten«, sagte Iwan. »Das ist eure Sache. Doch vielleicht verratet ihr mir erst einmal, warum ihr mich überhaupt herbestellt habt. Wollt ihr euch ergeben?« Iwan seufzte tief. »Ich habe natürlich keine allzu weitreichenden Vollmachten. Aber gut, eure Kapitulation könnte ich entgegennehmen.«
    Pause. Achmet sah Iwan mit großen Augen an – so einen dreisten Gefangenen hatte er noch nicht erlebt. Ramil konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und versteckte es hinter vorgehaltener Hand.
    »Du traust dich was«, sagte Achmet ebenso beeindruckt wie amüsiert. »Respekt. Trinkst du einen Tee?«
    Hatte er es sich doch noch anders überlegt?
    Das wäre ja mal eine gute Nachricht.
    Jetzt ist es so weit, dachte Iwan. Die Sache läuft aus dem Ruder.
    »Ich weiß gar nicht, warum ihr keine Ruhe gebt«, schimpfte Achmetsjanow. »Weil wir hier eine Diktatur haben? Zugegeben, bei uns herrschen raue Sitten – das gehört eben zu einer Diktatur. Aber wir drängen uns niemandem auf. Oder haben wir schon mal eure Station überfallen, um dort eine Tyrannei aufzuziehen? Nein, haben wir nicht. Ihr dagegen kommt hier an und wollt uns eure alberne Demokratie aufs Auge drücken. Wie kommt ihr dazu?!«
    Er sah Iwan an, als würde er darauf eine Antwort erwarten. Iwan zuckte nur mit den Achseln.
    »Ich fürchte, ihr habt euch den falschen Ansprechpartner ausgesucht. Dieses Gefasel über Demokratie, Diktatur und weiß der Henker was noch interessiert mich einen feuchten Dreck. Ich will nur nach Hause.«
    »Stell dir vor, das will ich auch«, entgegnete Achmet der Zweite wütend. »Nur dass sich in meinem Haus derzeit Besatzer breitmachen, die uns überfallen haben wie blindwütige Zombel. Ganz zu schweigen vom Bruch des Waffenstillstands und von dem heimtückischen Gasangriff.«
    Iwan riss die Geduld. »Ihr hättet eben unseren Generator nicht klauen sollen!«, donnerte er.
    »Wie bitte?« Achmet sah Iwan verwundert an. Er strahlte die Kraft und Eleganz eines Raubtiers aus. Nur die Gelassenheit fehlte ihm völlig. »Was für einen Generator denn?« Achmet blinzelte befremdet. »Wovon spricht er?«, fragte er seinen Leibwächter.
    Ramil zuckte mit den Achseln.
    »Ach, hört doch auf mit diesem Theater«, wetterte Iwan. »Ich lasse mich doch nicht für dumm verkaufen.«
    »Pass auf, was du sagst«, warnte Ramil.
    Iwan war klar, dass er kurz davor stand, sich erhebliche Schmerzen einzuhandeln. Ramil bewegte sich

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